Myzel Mikroskopie-Anfängerfragen

Begonnen von Grummel, 5. Juli 2019, 12:00

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Christoph

Lieber Grummel,

sorry für die späte Antwort - der Thread ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Leider muss ich dich dahingehend enttäuschen, dass man Pilze nur anhand des Myzels nicht bzw. nur in Ausnahmefällen bestimmen kann. Pilze sind ja ohnehin merkmalsarme Lebewesen - sie haben (qwieder bis auf sehr wenige Ausnahmen) keine Gewebe (sondern nur Geflechte), also nicht einmal echte Organe.

Im Prinzip sind es nur Zellfäden. Die meisten Merkmale für eine Bestimmung fndet man daher in den Fruchtkörpern (also z.B. Basidien - das sind die Meisosporangien der Pilze - Sporen, die Deckschichten, also wie die Huthaut, die Stielhaut etc. aufgebaut sind).

Pilzmyzel zu mikroskopieren kann dennoch interessant sein. Meist wirst du aber nur lange Fäden sehen, die aus vielen Zellen aufgebaut sind - die sog. Hyphen. Die Zellen selbst sehen meist irgendwie leer aus - Pflanzenzellen bieten da mehr sichtbare Merkmale (Chloroplasten, große Zellkerne, auffällige Vakuolen, Stärkekörner, die man anfärben kann).

Solltest du Pilzmyzel anzüchten, reicht es, dass du für die Mikroskopie mit einer Pinzette das Myzel zerzupfst und in Wasser mikeorkopierst. Du wirst, wenn du das des Öfteren machst, überrascht sein, dass es dann doch eine Vielfalt an Ausprägungen gibt - manche Hyphen sind sehr dickwandig, manche haben pigmentierte Zellwände, manche kristalline Auflagerungen, manche sind hingegen sehr empfindlich, dünnwandig, durchsichtig.
Vielleicht wächst auch ein "Schimmel" - dann wirst du viele Sporen sehen, die asexuell durch Klonierung erzeugt werden. Manche Pilze entwickeln auch besondere, ausdifferenzierte Zellen im Myzel - z.B. Fangapparate für Nematoden (Austernpilz, Harpunenschwämme etc.), andere auch "nur" normale Cystiden (differnezierte, sterile Endzellen).

Was du mit Körnerbrut meinst, weiß ich jetzt natürlich nicht. Falls es um Zuchtsubstrat geht - also z.B. Getreidekörner mit Pilzmyzel, dann kannst du einfach mal - wie oben beschrieben - Myzel abzupfen und mikroskopieren. Manche Arten haben Schnallen (doppeltes Septum mit einem Winkel zwischen den beiden Septen und dazu meist einen Schnallenbogen. Bei Wikipedia ist zwar (wie bei den Pilzen in Wiki leider oft) die Definition der Schnalle falsch, dafür aber die Skizze, die zeigt, wie sich Schnallen bilden, sehr schön: https://de.wikipedia.org/wiki/Schnalle_(Mykologie)

Meist reicht Wasser als Medium, um alles schön zu sehen (dann hast du auch lebendige Strukturen). Wenn man anfärbt, dann sollte das nur passieren, um eine Besonderheit erkennen zu können - z.B. Stärkenachweis mit Jodreagenzien (was bei Körnersubstrat schwer sein kann, da du vom Substrat vermutlich viel Stärke mitbringst). Als Einstieg würde ich beim Wasser bleiben.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Grummel

Liebe alle,

ich bin neu hier im Forum und hoffe an der richtigen Stelle. Ich beschäftige mich mit Pilzzucht und habe mit "nachmachen" von Substrat und unsterilem Klonen einige Erfolge erzielt. Nun interessiert mich, ob / wie man Pilze am Myzel oder am Fruchtkörper identifizieren kann, wenn man sie mikroskopiert - also wenn man nicht auf Pilze und die Sporen warten will.

Ich habe ein Schülermikroskop 1200x mit Spiegel und Lampe, sowie div. Gläser als Objektträger. Wie kann ich am einfachsten ein Präparat herstellen, sagen wir aus Körnerbrut (die habe ich gerade bekommen) - und wie muss ich ggf. anfärben, damit ich etwas sehe? Gerne mit einfachen Hausmitteln, oder auch mit Sachen, die man einfach aus der Apotheke bekommen kann..

Also aktuell habe ich 2 Sorten Körnerbrut, ich weiß auch welche Sorte welche ist. Ich würde sie aber gerne unterm Mikroskop unterscheiden können lernen. Geht das überhaupt?