Polyporus tuberaster mit Pseudosklerotium

Begonnen von Renate, 19. Mai 2019, 22:38

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Renate

Hallo Jürgen,

Vielen Dank   :)

Viele Grüße
Renate

Der Juergen

Hallo Renate et al ;-),

mein Kompliment für Deine Mikro-Doku! Ich hatte zwar mal das Vergnügen, so ein Pseudosklerotium gefunden und ausgegraben zu haben, aber auf den Gedanken, das Ding mal zu mikroskopieren bin ich gar nicht gekommen;-). Allerdings hab ich die Knolle "verschleppt" und weitab vom Fundort in einem Kräuter-Privatgarten eingepflanzt ... mit dem Ergebnis, dass im Folgejahr dort drei Frk. P. tuberaster das Licht der Welt erblickten;-)

http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/ptuberaster.php

Grüßle
Jürgen

Christoph

Servus Renate,

das war gar nicht so als Verbesserung gemeint, sondern mehr zur Erklärung. Die meisten nennen das Sklerotium. Pseudosklerotium ist ein bissel sperrig - er wird ja auch Sklerotienporling genannt. Dass es rein fachlich gesehen in Wirklichkeit ein Pseudosklerotium ist, habe ich vor allem erklärt, um klarzumachen, warum so viel Fremdmaterial inkl. Holzfasern enthalten ist, was du ja im Mikroskop auch festgestellt hast (und was dich etwas verunsichert hat, da du nachgefragt hast, ob das Holzreste sein können).

Mit der geänderten Überschrift ist es jetzt natürlich fachlich völlig korrekt ;-).

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Renate

Lieber Hias, lieber Christoph,

vielen Dank :)

Ja, so ist das, wenn man umgangssprachlich was einreißen läßt ... Natürlich habe ich gleich (fast) alles auf Pseudosklerotium geändert. Bloß die Bildunterschriften müsst Ihr Euch selbst umdenken.  ;)

Liebe Grüße
Renate

Christoph

Servus Renate,

ich muss zugeben, dass ich noch nie das Pseudosklerotium von Polyporus tuberaster in Händen hatte. Die wenigen Grabversuche meinerseits gingen alle negativ aus...

Pseudosklerotium deshalb, weil "echte" Sklerotien nur aus Pilzmaterial bestehen - sie haben eine Rindenschicht und im Inneren keine Fremdeinschlüsse. Hier sind sowohl Holz- und andere Pflanzenreste, durchwachsende Wurzeln und Bodenmaterial (Steinchen, Sand, Lehm) zusammen mit Pilzgeflecht zu einem großen "Etwas" zusammengebappt worden (also vom Pilz umwachsen und mit "eingebaut" worden. Deshalb ist das per definitionem ein Pseudosklerotium.

Das ganze nur, um zu erklären, warum du in den Präparaten so oft Holzreste mit drin hast.

Was die Strukturen angeht, muss ich auch zugeben, dass ich Polyporus tuberaster kaum mikroskopiert habe, da die Art makroskopisch gut geht. Ich finde deine Doku der Anatmoei aber spannend und äußerst interessant.

Die Strukturen nahe des Hymeniums kann ich anhand des Fotos nicht so recht interpretieren. ;-)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Hias

Servus Renate,

tolle Doku!
Zu den Detailfragen kann ich leider nicht viel sagen, da ich noch nie ein Sklerotium mikroskopiert habe. Beim ersten Bild vom Hymenium meine ich links oben Basidiolen, also unreife Basidien, zu erkennen.

Die Porlingskenner werden das sicher noch aufklären.

Beste Grüße
Hias

Renate

#3
und nun folgt der 3. und letzte Teil, offene Fragen

Nicht richtig zuordnen konnte ich die Strukturen auf nachfolgendem Bild. Hier sind Holzteile in Verbindung mit Hyphen. (Vielen Dank Christoph)


Hier sind zusätzlich noch Kristalle zu sehen?


Am meisten Fragen werfen die nachfolgenden Bilder auf. Hier meine ich Quellhyphen zu erkennen. Aber die Bilder stammen vom Hymenium. Zunächst dachte ich an Verunreingung, aber ich habe dann einen zweiten Pilz mikroskopiert und gleiche Stukturen festgestellt. Könnt Ihr diese Strukturen zuordnen?




Insgesamt kann ich zum Ablauf sagen: Zuerst habe ich die Holzteile (?) mikroskopiert. Wie von H. Jahn empfohlen, habe ich die weiße, graue und braune Masse in Wasser quellen lassen, dann die Präparate gefertigt und mikroskopiert. Hier ein Stück Pseudosklerotium nach dem Wasserbad:


Das Hymenium habe ich nicht quellen lassen. Allerdings waren die Pilze vom Regen pitschenaß.

Ich hoffe, ich habe die mikroskopischen Merkmale in Teil 2 und vielleicht sogar Teil 3 richtig interpretiert und Ihr könnt dem soweit zustimmen.

Viele Grüße
Renate

Renate

#2
Und schon folgt der zweite Teil: Mikroskopie

Mikroskopisch gibt es einige Besonderheiten beim Pseudosklerotium. An dieser Stelle vielen Dank an Till R. Lohmeyer für seine Hinweise. Ich habe mich Tills Rat folgend an H. Jahn, Westfälische Pilzbriefe, Polyporus tuberaster, orientiert und versucht die Strukturen entsprechend zu bestimmen.

Die Rinde ist schwer zu präparieren, es bleibt eine verklebte braunschwarze Masse. Darunter eine weißliche Fläche, sehr dicht verwobene, dünne, verzweigte Bindehyphen.



Das Pseudosklerotium lässt sich frisch gut schneiden. Überall sind Quellhyphen zu finden. Quellhyphen sind lt. H. Jahn (hier nur auszugsweise und stark gekürzt) ,,hyaline, auffallend breite Gebilde, schlauchförmig, mit abgerundeten, aufgequollenen Enden oder dünn auslaufend, geknäuelt, nesterweise, oft stark lichtbrechend, fast gallertig zerfließend, oft mit anhaftenden Bodenteilchen bedeckt ...".
Die Graue Masse beinhaltet kristalline Strukturen und Quellhyphen. Entsprechend den Ausführungen von H. Jahn empfiehlt es sich, diese gründlich zu zerzupfen und erst dann das Präparat zu erstellen und mit Deckgläschen zu versehen, ich habe trotzdem einige Versuche gebraucht bis das erste Deckgläschen ganz blieb. Die Quellhyphen sind im gesamten von mir untersuchten Teil des Pseudosklerotiums sowie im Übergang Stiel/Pseudosklerotium zu finden. Die weißlichen und bräunlichen Stellen bestehen aus dicht verwobenen Bindehyphen sowie Quellhyphen.

Nachfolgend verschiedene Ausprägungen von Quellhyphen (meist am Grün erkennbar oder stark lichtbrechend):













Teil 3 folgt

Renate

#1
Guten Abend,
am 05.05.2019 fand eine AMIS Exkursion zum Chiemsee, genauer zur Herreninsel, statt. Auf einem der Parks der Herreninsel fanden Rosi und ich beim Zurückgehen nahe einer Buche und einer Eiche eine Gruppe von Polyporus, die unsere Neugierde weckte. Da sie scheinbar auf Erde wuchsen, wollten wir der Sache/den Schwammerln auf den Grund gehen. Beherzt einmal hineingestochen (es fühlte sich nach weichem Leder an, das durchstochen wurde), dann großzügig um die Gruppe herum gestochen (das ging butterweich ohne weiteren Widerstand) und schon hatten wir die Lösung buchstäblich in der Hand: eine Gruppe Polyporus mit zentralen Stielen, die aus einem Pseudosklerotium herauswuchsen, Polyporus tuberaster, den Sklerotienporling.


Schuppen mit Haaren:


Sieben große Pilze und ein kleiner Pilz wuchsen aus diesem Pseudosklerotium, alle noch jung bis sehr jung. Das herausgeschnittene Stück Pseudosklerotium hatte eine Breite von ca. 15 cm. Es war offensichtlich reif, groß und gut ausgeprägt.






Umgeben von einer dunklen Rinde erinnert das aufgeschnittene Pseudosklerotium an einen Stein (Name auch Pilzstein). Graue, weißliche und braune Stellen wechseln sich mäandernd ab. Erde, Steine/Mineralien, Holz-/Wurzelreste sind von Hyphen umgeben und eingeschlossen.




Der Pilzstein wird übrigens beim Trocknen überraschend leicht.

Teil 2 folgt

Liebe Grüße
Renate