Obacht bei der Fälblings-Kartierung

Begonnen von Hias, 5. Mai 2019, 10:21

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Christoph

Servus Hias,

gut, dass du das schreibst. Ich hatte früher, bevor die erste Überarbeitung bei den Fungi of Northern Europe rauskam, diese sphagnumliebenden Knollenfüße alle als Hebeloma leucosarx angesprochen. Dann kam FoNE und ich habe dann darunter auch H. incarnatulum gemacht und das so abgespeichert.

Mittlerweile spreche ich eh fast keinen Fälbling mehr rein makroskopisch an. Und der Fall hier ist ein sehr gutes Beispiel für die Probleme bei der Makrobestimmung.

Hebeloma syrjense habe ich bewusst noch nie gesehen / gefunden. Ich schaue nach der Art, seit das FoNE-Buch rauskam, aber immer noch Fehlanzeige.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

blacky

Hias klasse,
besten Dank. Kenne mich mit Fälblingen zwar so gut wie nicht aus, aber falls ich mal wieder einen bestimmen sollte, ist es natürlich sehr wichtig, das zu wissen.
Euch allen noch einen schönen Sonntag.
Thomas
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Hias

Servus beinand,

zu den wenige Fälblingen, die man einigermaßen sicher im Feld bestimmenen kann, hatte ich früher auch Hebeloma incarnatulum gerechnet. Im Torfmoos bei Fichte wachsende Fälblinge mit kräftig gefärbtem Hut, schlankem langstieligem Habitus und stark erweiterter Stielbasis waren eigentlich ein klarer Fall von H. incarnatulum. Eine Kollektion aus dem Kohlfilz bei Faistenberg (Gmd. Penzberg) und die Auswertung mit Fungi Europaei 14 hat mich jetzt eines Besseren belehrt:



Sieht aus wie oben beschrieben, ist aber nicht H. incarnatulum, sondern:
Hebeloma leucosarx P.D. Orton

Bei Vesterholt (Fungi of Northern Europe 3 2005) war diese Art in der Sektion Velutipes noch nicht enthalten. Nach FE14 kann man H. leucosarx weder makroskopisch noch öklogisch von H. incarnatulum unterscheiden, es geht nur mit dem scharfen Glas: H. leucosarx hat apikal im Schnitt deutlich breitere Cheilozystiden.

Und hier noch ein Fälbling, der bislang in Bayern noch nicht kartiert wurde:

Hebeloma syrjense (P. Karst) P. Karst



Die Art ist entweder selten oder wird nicht erkannt. Mit ihrem trockenen Hut und dem auffallend schmächtigen Wuchs ist sie auch nicht gerade ein typischer Fälbling. Die Kollektion ist aus einem über 1000 m hoch gelegenen anmoorigen Fichtenjungwald im Werdenfelser Land nahe Klais. Ein weiteres typisches Merkmal scheinen die oft leicht drehwüchsigen, zur Basis hin bräunenden Stiele zu sein.

Hier noch eine Kollektion aus dem Zillertal.



Ausführliche Dokus mit Mikrobuidln sind mit den Artnamen verlinkt.

Beste Grüße
Hias