Funde von Diatrype stigma, D. decorticata und D. undulata im Detailvergleich

Begonnen von Christoph, 23. April 2019, 22:49

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Christoph

Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

blacky

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Christoph

Servus beinand,

ich habe jetzt mal ganz gezielt nach flächigen Diatrype-Stromata gesucht. Ich fand am Karfreitag bei mir in Mammendorf an Hängebirke das, was ich als Diatrype undulata bestimmen würde. Am Ostersonntag fand ich im NWR Seeholz am Ammersee an Buche eine für mich typische Diatrype decorticata. Und am gleichen Tag nahe der Hirschbergalm bei Pähl an Hselnuss noch Diatrype stigma s.str.

Grund genug, die drei mal genauer gegenüberzustellen.

Hier erstmal Zusammenstellungen der Funde. Die Qualität der Aufnahmen der Ostiolen ist noch subaoptimal. Ich habe es mit meinem Mikroskop bei 100-facher Vergrößerung mit Auflicht (Tischlampe) versucht und per Handy durchs Okular geknipst.

Was mir auffiel:
Bei Diatrype stigma ist in der Mitte eine Delle, aber der Rand ist auch zerklüftet bzw. besteht aus einzelnen Elementen. Bei D. undulata und D. decorticata ist in der Mitte ein spitzer Buckel - und drumherum das Zerklüftete. Ich hab's fotografiert - ist etwas schwierig zu beschreiben:







Diatrype decorticata ist m.E. makroskopisch gut kenntlich. Die Fruchtkörper haben einen etwas eigentümlichen Farbton und sehen dünner aus, als die beiden anderen Arten. Man muss aber, denke ich, hier auch aufpassen, dass man nicht jung (dünn) und alt (dicker) vergleicht. Sehr auffällig fand ich auch die in der Literatur beschriebenen dunklen Ränder der Stromata (auch dann, wenn ein neues über ein altes, abgestorbenes wächst, aber auch, wenn es der Rand zum Substrat ist). Zudem erscheint der Rand sehr dünn.

Diatrype stigma s.str. hat auch dunkle Ränder gezeigt, war aber kräftiger gefärbt und der Rand erschien dicker. Im Mikroskop fallen die längeren Sporen auf. Eine Spore war sogar deutlich zu lang. Da ich die drei nebeneineander mikroskopiert hatte, sind die länger werdenden Sporen schon auffällig gewesen. Daher bin ich bei der Bestimmung sicher, hier wirklich D. stigma s.str. zu haben - Substrat passt, Sporen passen, der Krater im Ostiolum passt. Nur die Zerklüftung des Randwulstes der Ostioli und der dunkle Stromarand sind nicht das, was ich erwartet hatte.

Bei Diatrype undulata sind die Sporen mit bis zu 9 µm etwas zu lang für die Literatur, die ich hatte. Sie sind aber immer nich etwas kürzer als die von D. decorticata. Zudem finde ich, dass hier die Makroskopie schon deutlich anders ist. Die Stromaränder sind dicker, nicht farblich abgesetzt und das Stroma selbst hat auch einen anderen farbton.

Vielleicht hilft das hier auch, die drei Arten zu erkennen. Ich selber hatte früher gar nicht drauf geachtet. Mir war klar, dass die "echte" Diatrype stigma nicht an Buche wächst, habe dann aber immer brav und faul einfach Diatrype stigma agg. auf die Listen geschrieben. Das werde ich so nicht mehr machen - denn die Bestimmung ist, sage ich mal, machbar.

Liebe Grüße,
Christoph
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