Diatrype undulata, ein Doppelgänger von Diatrype stigma

Begonnen von Christoph, 20. April 2019, 01:52

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Christoph

Seass Werner,

danke für den Schlüssel - kannte ich noch nicht. Ich hatte nur die dahinter steckende Literatur. Ich werde mal weitere Diatrypen aus dem D.-stigma-Aggregat aufsammeln, um dann auch die Ostiolen dorekt zu vergleichen Typische Diatrype decorticata sind ja an Buche wirklich häufig.

Das mit der Diatrypella bereite ich mal ein bisserl auf. Es kommt auf die Literaturstelle drauf an, ob Diatrypella favacea größere Sporen haben soll oder alles ein Mischmasch ist. Zudem kenne ich Diatrypella favacea richtig groß, während D. verruciformis kleiner ist. Es kann aber natürlich sein, dass da alle Übergänge vorhanden sind. Wie gesagt, ich werde es mal in aller Ruhe aufbereiten und dann auch hier im Forum einstellen.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Werner E.

GriasDi Christoph,
zu den von Dir beschriebenen Unterschieden (Sporengröße, Substrat und Farbe und Form der Stromata) gibt es wohl auch deutliche Unterschiede bei den Ostiolen.
Ich hab die "Flächigen" bis heuer immer als D. stigma s.l. kartiert mit Angabe des Substrats. Da ich seit ein paar Wochen eine Stereolupe habe, hab ich bei meinen letzten Exkursionen aber schon mehrere Aufsammlungen an verschiedenen Substraten (hpts. Birke und Eiche) gemacht um mir die mal genauer anzuschauen. Bin selbst schon gespannt was rauskommt.
Ich hab den Diatrypeartikel von Görke /Lotz-Winter angehängt, in dem eben gerade D. undulata und D. stigma s.str. auch anhand der Ostiolen gut trennbar sein sollten. Wichtig wird aber wohl sein, dass die Stromata noch ganz frisch und absolut unverwittert sind.
Zu Deiner D. verruciformis an Birke... Ich dachte die "D. verruciformis" an Birke würde "D. favacea" genannt, obwohl es eigentlich außer dem Substrat keine Unterschiede gäbe.
An liabn Gruaß,
Werner

Christoph

#1
Servus beinand,

ich habe (mittlerweile) gestern Nachmittag ein "Flächiges Eckenscheibchen" an Birke aufgesammelt:



Diatrype stigma s.str. bevorzugt bei uns ja Haselnuss und Eiche (siehe z.B. Gernots Zusammenfassung), während an Buche wohl meist Doatrype decorticata zu finden ist. An Birke hingegen kommen drei Arten vor - Diatrype decorticata, Diatrype stigma und Diatrype undulata.

Diatrype decorticata kann man eigentlich ganz gut an den rotbraunen Stromata erkennen, die sehr dünn auslaufen und keinen "g'scheiten" Rand ausprägen. Insofern hatte ich die Hoffnung, Diatrype undulata gefunden zu haben - zumal mir die Stromaränder doch recht dicklich abgesetzt erscheinen.

Also ran ans Mikroskop und Sporen vermessen... die Diatrype war zum Glück in bestem Reifezustand. Die Messung ergab schließlich Sporenmaße von 5,25-7,5-9,0 x 1,5-1,7-2,0 µm


Diatrype undulata: 10 Messstriche ergeben 9,5 µm - mein Messokular ist nicht 1:1 übersetzend


Diatrype undulata: Die typischen, ineinander verwurschtelten, acht Sporen pro Ascus.

Die Sporen sind demnach zu kurz für Diatrype stigma s.str. - was auch nicht überrascht, da sie zwar an Birke vorkommen kann, da aber wohl nicht häufig ist?!

Gehe ich nach dem Schlüssel von...

Chlebicki (2005): Some species of the genus Diatrype from the Czech Republic preserved in PRM, BRNM and KRAM. Czech Mycol. 57(1-2): 117-138

... so landet man direkt beim letzetn Schlüsselfragenpaar. Die Angaben, die sich gegenüber stehen, sind fast identisch. Nur die Sporenmaße sollen sich minimal unterscheiden:

7-9 µm lang bei D. decorticata und 6-8 µm bei D. undulata. Zudem trennt Chlebicki (2005) nach Substrat - ihm folgend käme D. decorticata "mostly on Fagus sylvatica, but also on Acer, Corylus, Carpinus, Prunus" und D. dundulata "on Betula spp."

Hm... Gernot schreibt, an Birke kämen beide vor... Was also tun? Die Maße sind genau verbindend, da sie ja bei sehr kurzen Sporen anfangen und dann aber bis 9 µm hochgehen.

Ich empfinde aber den Stromarand als recht erhaben und die Farbe ist mir zu dunkel, eben wegen der dicken Stromata. Deshalb habe ich mich für D. undulata entschieden - falls es Einwände geben sollte, bitte ich gerne um Rückmeldung.

An einem anderen Birkenast habe ich noch Diatrypella verruciformis aufgesammelt, wobei die Art ja unkritisch ist. Zum Glück war sie auch vollkommen reif, sodass ich die Sporen und Asci ausmessen konnte. Sieht schon verrückt aus mit den vollgestopften Asci. Das aber nur nebenbei bemerkt.

Auf Pilze-Deutschland gibt es übrigens keine einzigen Eintrag von Diatrype undulata. Entweder kennt die Art hier niemand oder sie ist in Südbayern selten. Letzteres kann ich mir aber nicht vorstellen. Ich denke eher, dass sie unter "Diatrype stigma" schlummert.

Liebe Grüße,
Christoph

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