Kartierungsaufruf: Therrya fuckelii, ein (orts-)häufiger Pilz an Kiefernästen

Begonnen von Werner E., 13. April 2019, 22:49

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Christoph

Servus Werner,

danke für den Aufruf! Bin mal gespannt, ob jemand fündig wird. Ich finde die Rhytismatales eh interessant - es gibt da eben mehr als nur den Ahorn-Runzelschorf  ;)

Neben Therrya pini sieht, finde ich, auch Tryblidiopsis pini makroskopisch ähnlich - hat aber ganz andere Sporen. Man muss also definitiv mikroskopieren. Die "Teerflecken" sind für alle dreio typisch. Ich selber habe hier ja kaum Kiefern, insofern weiß ich nicht, ob ich beispielsweise fündig werde. Vielleicht finde ich aber mal Tryblidiopsis pini, denn diese Art wächst auch an Fichte.

Noch zwei Literaturstellen als Tipps:

Für Therrya:
Solheim H., Torp T.B., Hietala H.M. (2013): Characterization of the ascomycetes Therrya fuckelii and T. pini fruiting on Scots pine branches in Nordic countries. Mycol Progress 12: 37–44.
DOI 10.1007/s11557-012-0813-2


Für Tryblidiopsis:
Livsey S. &  Minter D.W. (1994): The taxonomy and biology of Tryblidiopsis pinastri. Can. J . Bot. 72: 549-557.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Werner E.

Servus beinand',

heut stell' ich mal einen zumindest ortshäufigen leicht bestimmbaren Ascomycet vor, der aerophil an Kiefernästen wächst, und, ähnlich wie Colpoma quercina an Eiche, der Kiefer zur "Selbstbeschneidung" dient.
Bei einer Exkursion in Oberfranken mit der PKA Coburg fielen mir diese kleinen schwarzen leicht polsterförmigen Flecken an einem herabgefallenen teilberindeten Kiefernast auf, die Peter Püwert schon makroskopisch als Therrya fuckelii ansprechen konnte.
Nach einem längeren Wasserbad schwellen die Fleckchen etwas auf, bei manchen reißt das schwarze Häutchen sternförmig auf und gibt eine hellgelbliche Fruchtschicht frei.
Unter dem Mikroskop fallen die viersporigen Asci auf, in denen sich parallel angeordnete mehrfach septierte Sporen mit über 100 mü Länge befinden.
Auffällig sind auch die langen hyalinen beiderseitigen Anhängsel, wodurch die Art auch unreif meist bestimmbar ist.
Verwechselt werden kann T.fuckelii mit der scheinbar viel selteneren T. pini, die kürzere Sporen ohne derart ausgeprägten hyalinen Anhängsel hat. Die Asci sind achtsporig und die Sporen zu einer Helix verdreht angeordnet.
Ich finde T. fuckelii in den Kiefernwäldern rund um Bamberg bei praktisch jeder Exkursion, und auch im Münchner Raum wurde ich z.B. im Kapuzinerhölzl und im Münchner Norden bei Oberschleißheim gleich fündig.
T.fuckelii ist außer in Oberfranken bisher nur ein mal vom Till bei Traunstein kartiert.
Eine schöne Beschreibung der Art von Fredi Kasparek ist hier einzusehen:
https://www.fredis-pilzseite.de/fototherrya-fuckelii/

An liabn Gruaß, Werner