Servus beinand,
mittlerweile gestern habe ich nochmal kurz die Salweide besucht und nach weiteren Pilzen Ausschau gehalten, die ich beim ersten Besuch übersehen habe oder die neu fruktifizieren.
Ich fange da erstmal mit etwas Banalem an...
Datronia mollis - ich finde die Art makroskopisch leicht kenntlich.

Die leichte Ablösbarkeit vom Substrat, der feine Geruch nach Aprikosenmarmelade beim Eintrocknen, die großen, grauen Poren mit dicken Dissipimenten.
Neu wächst Exidia cf. nigricans - noch sehr jung, ich habe sie noch nicht mikroskopiert, da ich mit der kleinen gelben Orbilia angefangen habe, die man auch auf dem Foto sieht - und die ich nicht bestimmen konnte, auch noch zu jung...


Sporen sehr klein, bis ca. 3 x 2 µm, leicht gebogen, aber nicht so stark wie Orbilia xanthostigma, geschweige denn grobwarzig. Oder junge Sporen sehen noch nicht so aus, wie sie später aussehen sollen. Da fehlt mir die Erfahrung und das Wissen. Um Orbilien habe ich meist einen Bogen gemacht.
Ein Klassiker ist Fomitiporia punctata.


Es ist die voll resupinate Schwester von Fomitiporia rubusta und F. hartigii. Es gab davon auch Leichen, aber an denen wuchs nichts mit der Lupe sichtbares, weshalb ich die Leichen im Wald gelassen habe.
Und wenn man genauer hinschaut, findet man auch so Winzlinge wie diesen Resupinatus:


Er ist der Grund, warum ich den Rest der hier gezeigten Pilze noch nicht mikroskopiert habe (bis auf die Orbilia eben). Denn ich schwimme mit der Bestimmung.
Es gibt zwar nur fünf beschriebene Arten mit Lamellen in Europa (soweit ich weiß):
Resupinatus albonigra
R. applicatus
R. kavinii
R. striatulus
R. trichotis
Allerdings ist Resupinatus applicatus ein Aggregat aus wohl fünf Arten (die Genetik...)
Resupinatus trichotis - im deutschsprachigen Raum immer und immer wieder mit R. applicatus synonymisiert, ist genetisch betrachtet deutlich eigenständig (es ist nur noch nicht klar, welcher Clade von R. applicatus der Typus ist, da nur ein Iconotypus von Batsch vorliegt...), ähnelt aber anatomisch doch sehr R. applicatus s.str.
R. kavinii kann man makroskopisch ausschließen und R. alboniger hat größere Sporen als die Kollektion hier. Und R. striatulus wächst meist an Nadelholz (aber eben nicht immer).
Bleibt R. trichotis oder R. applicatus s.l.
Und da ich keine schwarzen Haare am Fruchtkörperansatz sehe, müsste es eher R. applicatus sein. Das Ding lässt sich aber nur mit Mühe sauber mikroskopieren (komplettes Gummifleisch und Gummilamellen), sodass die Präparation wohl getrocknet leichter fällt. Zudem ist der Kristallmantel auf dem Hut überraschend - präpariert man, sieht man im Mikroskop Unmengen an groben Kristallen. Und die Cheilozystiden sind komplett miteinander verwurschtelt und kaum darzustellen (mit Mühe geht es, die langen, dünnen Dornen, die R. trichotis hier zeigt, scheinen zu fehlen).
Mehr dazu wohl in einem eigenen Thread über Resupinatus (mal schauen, wann ich dazu komme - in der Gattung hat sich einiges getan).
Jedenfalls ist es nicht so einfach, wie oft suggeriert wird. Bei Resupinatus ist noch echter Forschungsbedarf (wie bei vielen Kleingattungen).
Liebe Grüße,
Christoph