Schlüssel der Gattung Phaeosphaeriopsis

Begonnen von Christoph, 10. April 2018, 00:07

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Christoph

Servus beinand,

ich habe den Phaeosphaeriopsis-Schlüssel aktualisiert. Ich habe Phaeosphaeriopsis dracaenicola mit eingebaut. Diese Art wurde 2014 neu beschrieben in

PHOOKAMSAK R, LIU J-K, MCKENZIE EHC, MANAMGODA DS, ARIYAWANSA H, THAMBUGALA KM, DAI D-Q, CAMPORESI E, CHUKEATIROTE E, WIJAYAWARDENE NN, BAHKALI AH, MORTIMER PE, XU J-C, HYDE KD (2014): Revision of Phaeosphaeriaceae. Fungal Diversity (2014) 68:159–238.

Der Artikel ist frei lesbar (z.B. über Research Gate).

Da ja viele eine Dracaena als Hauspflanze (in Anlehnung an Haustier) haben, lohnt sich vielleicht der Blick auf abgestorbene Blattbereiche mit dort sitzenden, winzigen, schwarzen Punkten. Sollte ich fündig werden, gebe ich natürlich Bescheid.

Der Schlüssel ist wieder als Word-Dokument angehängt (siehe Ausgangsposting).

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

#1
Servus beinand,

ich habe hier einen Fund von Phaeosphaeriospis glaucopunctata vorgestellt. Zusammen mit Boris Zurinski hatte ich in der Mycologia Bavarica bereits über diese Art vom selben Fundpunkt (selber Strauch) berichtet. Im gleichen Jahr erschien eine Arbeit über Phaeosphaeriopsis glaucopunctata - Thambugala et al. (2014). Die Autoren beschreiben hier eine weitere Art an Ruscus. Interessanterweise hat diese Art - Phaeosphaeriopsis triseptata - dreifach septierte Sporen. Es ist eh schon kaum noch nachvollziehbar, wie die heutigen Kleingattungen morphologisch unterscheidbar sein sollen. Bislang war Phaeosphaeria u.a. durch die 4- bis 5-fach septierten Sporen definiert, während die Arten mit dreifach septierten Sporen in der Gattung Neophaeosphaeria untergebracht werden. Ich habe das in dem Artikel in der Mycol. Bav. diskutiert. Letzten Endes bleibt dann nur der Aufbau des Excipulums als Gattungsdefinition (neben den DNA-Stammbäumen übrig).

Es ist eigentlich schwierig, mit einem Gattungsschlüssel umzugehen, wenn man die Gattung selbst nicht klar erkennen kann. Irgendwie geht es aber doch:

Phaeosphaeriopsis-Arten sind auf Asparagales beschränkt - hier auf die Familien Agavaceae, Asparagaceae und Iridaceae (nach heutigem Kenntnisstand) und genauer auf die Gattungen Agave, Iris, Nolina, Ruscus und Yucca (eine Art wird als "an Agavaceae" beschrieben, also können da auch andere Gattungen hinzukommen).

"Phaeosphaeriospis" phacidiomorpha habe ich rausgelassen (hat farblos-hyaline und nicht braune Sporen, fällt daher irgendwie raus aus der Gruppe - diese Art würde an Phormium tenax - Xanthorrhoeaceae, Asparagales wachsen).

Kurz gesagt - da die Gattung sehr klein ist (7 Arten bis 8 Arten weltweit), kann der Schlüssel vielleicht doch hilfreich sein: Man sollte ihn anwenden, wenn man kleine, schwarze Kugeln mit braunen, mehrfach septierten Sporen findet, die an einer der oben genannten Gattungen wachsen. Hier lohnen sich gezielte Besuche von botanischen Gärten. Bis auf Iris ist ja nichts davon bei uns heimisch (jedenfalls nicht in Bayern). Phaeosphaeriopsis vectis ist von Iris foetidissima bekannt (Blaue Schwertlilie), was nicht unbedingt heißt, dass sie nich auch an der Gelben vorkommen kann?!

Der Schlüssel basiert auf den Schlüssel, den Thambugala et al. (2014) vorgestellt haben, ich habe ihn jedoch um Phaesphaeriopsis vecits erweitert, habe Phaeosphaeriopsis phacidiomorpha rausgenommen und habe den Schlüssel zudem deutlich umgebaut / überarbeitet und habe die Substrate eingefügt.

Viel Spaß beim Nutzen - ich hoffe, ihr findet potentielle Kandidaten... Ich habe den Schlüssel auch als Word-Dokument angehängt.

Liebe Grüße,
Christoph

Schlüssel der Gattung Phaeosphaeriopsis (Stand: 20.6.2018)

1 Ascosporen mit drei Septen – an Ruscus ......................................................... P. triseptata
1* Ascospores mit mehr als drei Septen – an Ruscus und anderen Substraten ...................  2

2(1) Ascosporen meist mit vier Septen ..................................................................................... 3
2* Ascosporen meist mit fünf Septen .................................................................................... 5

3(2) Ascosporen maximal bis 6 µm breit; an Ruscus ...................................... P. glaucopunctata
3* Ascosporen 6-7 µm oder bis 9 µm breit, nicht an Ruscus ....................................................... 4

4(3) Ascosporen bis 9 µm breit, deutlich braun pigmentiert; an Yucca ..............P. amblyspora
4* Ascosporen nur 6-7 µm breit, blass braun pigmentiert; an Iris .................................. P. vectis

5(2) Ascosporen fein warzig, an Agavaceae oder an Nolina (Asparagaceae); Ascosporen mindestens bis 6 µm breit  ................................................................................................................ 6
5* Ascosporen glatt, an Dracaena (Asparagaceae); Ascosporen nur bis 5 µm breit ....................
....................................................................................................................................... P. dracaenicola

6(5) Ascosporen 6,5-10 µm breit; an Nolina erumpens (Asparagaceae) ..................... P. nolinae
6* Ascosporen nur bis 6 µm breit; an Agavaceae .......................................................................... 7

7(6) Perithecien multiloculat; an Agave ................................................................ P. agavensis
7* Perithecien uniloculat; an Agavaceae ............................................................ P. obtusispora


Literatur:

Hahn C, Zurinski B (2014): Phaeosphaeriopsis glaucopunctata, ein in Bayern übersehener Parasit an Ruscus. Mycol. Bav. 15: 61-77.

Thambugala KM, Camporesi E, Ariyawansa HA, Phookamsak R, Liu Z-Y, Hyde KD (2014): Phylogeny and morphology of Phaeosphaeriopsis triseptata sp. nov., and Phaeosphaeriopsis glaucopunctata. Phytotaxa 176 (1): 238–250. http://dx.doi.org/10.11646/phytotaxa.176.1.23

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