(Klein-)Kinder und Pilze - es häuft sich wieder

Begonnen von Christoph, 9. Juni 2018, 19:05

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Christoph

Servus beinand,

ich hatte am Freitagabend einen Fall von "Kleinkind hat braunen Risspilz im Mundgehabt". Ich habe die Risspilzart nicht nachbestimmt, es hat gereicht, dass es Risspilze waren. Das Kleinkind hatte einen Pilz kurze Zeit im Mund. Da es Freitag und noch dazu abends war, hatte der Vater erst nach einer Stunde mich erreichen können (ich war auch unterwegs, andere Pilzsachverständige der Gegend ebenfalls unerreichbar). Das Kind zeigte aber zum Glück keine erkennbaren Symptome.

Ein kurzer Routinecheck in der Klinik ergab auch keine geringfügigen Wirkungen durch Muscarin, sodass komplette Entwarnung gegeben werden konnte.

Das Kind meinte, es habe gleich ausgespuckt, da der Geschmack ekelig war. Zum Glück, denn bei längerem Kauen kann Muscarin auch über die Mundschleimhaut aufgenommen werden und dann zu einer schwachen Symptomatik führen (bei hochpotenten Arten wie I. geophylla) - hier war es einer der vielen braunen Risspilze - also völlig indeterminiert.

Nochmal gut gegangen.

Liebe Grüße,
Christoph

P.S.: ich hab's hier eingefügt, da ja zum Glück keine Vergiftung passiert ist - eher als Erfahrungsaustausch, nicht als Vergiftungsmeldung
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Till

Hallo -

auch bei uns gab es bereits wieder "Heuschnittpilzalarm". Wobei nach meiner Erfahrung die Panik der Eltern meist gefährlicher ist als die potenziellen Folgen einer potenziellen "Heuschnittpilzvergiftung". Es gibt Fälle, bei denen die entsetzten Erziehungsberechtigten sich nicht mehr ans Steuer setzen sollten, weil sie in dieser Verfassung zum Verkehrsrisiko werden.

Und obwohl sich "Kleinkind-futtert-Gartenpilz"-Vorkommnisse glücklicherweise oft als harmlos herausstellen, muss man sich jeden einzelnen Fall genau anschauen. Vergangenes Jahr hatten wir die Situation, dass so ein wackelnder Windelträger im Wintergarten an Lepiota elaiophylla geraten war. Ernsthaft passiert ist aber auch da nichts - vielleicht, weil der Kleine gar nichts geschluckt hatte. Zur Überwachung in eine Klinik kam er trotzdem.

lg, Till 

Helmut

Servus auch,

hatte heuer schon im Mai den ersten Kinderfall - mit dem Heu-Schwammerl. Diesmal war sich der Vater sogar sicher, dass der Nachwuchs den Fruchtkörper geschluckt hatte. Der Verzehr blieb symptomfrei.

Der Vater zeigte sich danach erstaunt und dankbar, dass es noch Leute gibt, die ehrenamtlich ihre Kompetenz zur Verfügung stellen und abends noch angerufen werden können. In einer Zeit steigender Anspruchshaltung, wo das zunehmend als selbstverständlich gesehen wird, auch mal ein positiver Aspekt.

Gruß Helmut

Rudi

Servus.
gestern war hier ein Ackerling im kindermund. Ich habe den Vater auch auf andere Gefahren hingewiesen.. Er wollte nur den Heuschnittpilz gelten lassen.
LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

Servus beinand,

nachdem es jetzt doch geregnet hat, sprießen wieder mancherorts Pilze im Garten, auf Spielplätzen oder anderen Grünflächen. Kurz gesagt: die Saison "Kleinkinder lutschen an Pilzen" hat begonnen.

Die ersten zwei Fälle, die ich mitbekommen habe (einen direkt, beim zweiten wurde ich dann vom Pilzsachverständigen kontaktiert), waren

1. Polyporus ciliatus, Maiporling - entsprechend ist gar nichts passiert

2. Amanita lividopallescens - Natternstieliger Scheidenstreifling

Letzterer sollte roh ziemlich giftig sein, es ist aber auch da zum Glück nichts passiert. Offenbar wurde dann doch nichts oder zu wenig verschluckt.

Ich hoffe, dass es so bleibt und auch die kommenden Fälle harmlos ausgehen. Zumal aktuell die Ziegelroten Risspilze in den einschlägigen Parkanlagen sprießen und gedeihen.

Liebe Grüße,
Christoph
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