Hallo zusammen,
ich möchte noch auf eine interessante Publikation hinweisen:
Kempton PE, Wells VL (1973): Studies on the fleshy Fungi of Alaska VI. Notes on Gyromitra. Mycologia 65: 396-400 (über cyberliber frei lesbar).
Die beiden Autoren haben von einem Fruchtkörper von Gyrmoitra esculenta, den sie im Wochenabstand "besucht" haben, jeweils ein Fruchtkörperstück entnommen und die Sporen untersucht, gemessen (usw.), um zu dokumentieren, wie die Sporenmaße und die Oberfläche vom Alter abhängen. Dies haben sie fünfmal getan, also über fünf Wochen den Fruchtkörper beobachtet.
Hierbei veränderten sich die Sporenmaße von (15,5-)18,5-20 x 9-10,5(-12,5) µm (erste Probennahme) innerhalb einer Woche zu (17,0-)18,5-24,0(-26,0) x (9-)11-12,5 µm,
bei Probennahme 3 zu (18,5-)21,5-24,5 x 11-12,5 µm ,
bei Probennahme 4 zu (20-)21,5-24,5(-27,5) x 11-13 µm
und bei Entnahme Nr. 5 schließlich blieben die Maße stabil, aber die Sporen quellten in KOH stark auf (die Messungen erfolgten in KOH 2,5% und die Sporen wurden nach der sofortigen Messung teils eine halbe Stunde in der Lauge belassen, um zu beobachten, ob sich das Perspor ablöst oder dieses aufquellt). Es wurden so nach längerem Belassen in der Kalilauge Sporenbreiten von 13-15 µm, teils bis 18,5 µm Breite festgestellt.
Das Perispor war bei Entnahme 1 unauffällig, wurde im Laufe des Alterns aber immer deutlicher sichtbar, schließlich mehr als 2 µm dick, insbesondere an den Sporenpolen. Nach den fünf Wochen löste sich das Perispor auch in Wasser ohne KOH-Zusatz ab.
Es bleibt das Problem, dass die Sporenmaße sehr stark vom Alter abhängen, was das Bestimmen schwer macht. Das gilt aber eben auch und insbesondere für die Ausprägung des Perispors und damit auch der Ornamente.
Um Vergleichbarkeit zu ermöglichen, sollten folglich für die Sporen nur sehr ausgereifte Fruchtkörper verwendet werden. Das Problem ist ja aber so oft, dass man eben die Fruchtkörper oft früher findet und man nicht immer problemlos im Wochentakt diese besuchen kann, um dann das optimale Stadium abzuwarten.
Das macht es nicht einfacher... von jungen Fruchtkörpern kann man allerdings die Finger lassen ;-). Ach ja, die Sporen der untersuchten Giftlorchel haben auch ihre Form im Lauf des Reifens des Fruchtkörpers verändert.
Den Artikel findet man übrigens hier:
http://www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/ - dort auf Journals, da dann auf Mycologia, dort wiederum auf "65" klicken und bei Seite 396 anfangen und durchblättern. Die Seiten kann man per rechter Maustaste als jpg speichern / runterladen.
Liebe Grüße,
Christoph