Servus beinand,
es gibt Neuigkeiten an der Gyromitra-Front (zuvor - @Pablo: ich habe bei deinem Beitrag das Einbinden der Bilder repariert).
Wolfgang Klofac und Irmgrad Krisai-Greilhuber haben in der aktuellen Österreichischen Zeitschrift für Pilzkunde einen interessanten Artikel publiziert:
Klofac W & Krisai-Greilhuber I ("2019" 2021): Gyromitra inflata, die Wiederenteckung einer verschollenen oder fehlinterpretierten Art. Öst. Z. Pilzk. 28: 93-106.Es geht um den schwierigen Gyromitra-esculenta-Formenkreis. Ich habe hier ja schon Gyromitra (esculenta var.) bubaci vorgestellt, die standorttreu bei Erlangen vorkommt.
In dem Gyromitraschlüssel, den ich hier im Forum ins deutsche übertragen habe, sind auch mehrere Taxa des Giftlorchelformenkreises enthalten. Das paper zitiert auch den Schlüssel hier im BMG-Forum.
Jedenfalls, um den Artikel kurz zusammenzufassen, stellt sich heraus, dass schon allein mit der ITS-Region mehrere Taxa innerhalb von Gyromitra esculenta s.l. trennbar sind. Das war schon vorher bekannt. So wurde ja diese Artengruppe bereits für die Neubeschreibung von Gyromitra vevenata aus China genetisch untersucht - Li HJ et al. (2020): Gyromitra venenata, a new poisonous species discovered from China. – Mycosystema 2020(9): 1706–1718. Doi: 10.13346/j.mycosystema.200146.
Jedenfalls konnte eine Kollektion von "Gyromitra esculenta", welche Wolfgang Klofac 2013 bei Wien aufgesammelt wurde, genetisch von Gyromitra esculenta s. str. trennen.
Die AutorInnen diskutieren, welchem Taxon man diese Kollektion zuordnen kann und stießen dabei auf die Beschreibung der Gyromitra inflata von Cooke, Mycogr., Vol. 1. Discom. (London)(no. 6): 248 (1879)
Dieses Taxon wurde ausführlich in der Originalbeschreibung definiert, beschrieben und abgebildet. Die Kollektion passt gut auf diese Beschreibung, weshalb dieser Name wieder aufgegriffen wird.
Die Strunkbasios zeigt beispielsweise gerne lachsrötliche, teisl bis blauviolettliche Töne und der Hut ist deutlicher 3-5-zipfelig als die weniger zipfelige Gyromitra esculenta s.str.
Zudem wird mit Gyromitra esculenta fm. rubiformis eine weitere Form von gyromitra esculenta s.str. beschrieben. Diese Form fällt durch recht kleine Fruchtkörper und weniger hirnartig gewundene, sondern mehr brombeerartige Hüte auf (Form, nicht Farbe).
Der Artikel ist frei zum download hier zu haben:
https://www.univie.ac.at/oemykges/oesterreichische-zeitschrift-fuer-pilzkunde/Viel Spaß beim Lesen - bald ist ja Frühling. Fragliche Kollektionen von Gyromitra inflata lassen sich ja genetisch zuordnen. Es bleibt spannend bei den Lorcheln.
Liebe Grüße,
Christoph