lignicol-saprobes Cladosporium an Euonymus europaeus

Begonnen von Christoph, 2. April 2018, 16:00

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Christoph

#1
Liebe Freunde der Anamorphen,

ich habe in Rothschwaig einen alten, trockenen Zweig eines Pfaffenhütchens angeschaut und fand da mit der Lupe diverse dunkle Kügelchen, amorphe Etwasse und was sehr puscheliges:







Das Puschelige hat sich als (vermutlich) Cladosporium herausgestellt. So ganz sicher bin ich mir nicht, meine aber, dass ich schon die kronenartige Struktur an den Abrissstellen der Konidien erahnen kann. Dann wäre zumindest mal die Gattung richtig.

Die Monographie von Bensch et al. (2012) hat ja zum Glück Schlüssel enthalten, die auch die Trophie und die Ökologie abfragen. Ich habe hier saprob und auf Holz eingeloggt.

Die Konidien sind 0-3-fach septiert, erst farblos hyalin, dann bäunen sie nach und haben schließlich ein warziges Ornament. Die Konidien sind sehr divers geformt - insbesodere die ganz apikal gebildeten Konidien sind recht klein, ovoid, während andere recht lang und relativ schmal sein können. Ich habe als Maße 5,25-20,5 x 4,25 - 9,0 µm herausbekommen (n = 16, also extrem heteromorphe Sporen - Durchschnittswerte spare ich mir, da hätte ich mehr messen müssen).

Die Konidienträger sind die puscheligen "Haare" - sie bilden klare Gruppen, später ergibt das dann aber einen Filz über größere Bereiche des Zweiges. Die Konidienträger sind bei meiner Kollektion bis ca. 150 µm lang (würde ich viele Präparate machen, wohl noch länger), 4,5-7 µm breit und sie bilden nicht nur terminal, sondern auch interkalar einzelne, wenige Konidien, die wiederum ab und zu auch sher kurze Ketten (zwei Konidien in Reihe) bilden können, gewöhnlich aber einzeln gebildet werden. Die interkaleren, kinidiogenen Zellen sind gerne etwas angeschwollen. Die Konidienträger sind relativ gerade bis gut erkennbar knorrig gewunden, braun pigmentiert und nur apikal farblos-hyalin; sie sind zudem unverzweige bzw. nur apikal können seitlich eigene, konidiogene Zellen ansitzen, die dann gerne basal angeschwollen sind.

Hier die Mikros:







Mit der Merkmalskombination bin ich nirgens wirklich glücklich - mir fehlt hier aber auch viel an Erfahrung, die Strukturen zu deuten. Jedenfalls komme ich beim Schlüsseln bei Cladosporium nigrellum heraus, was ich aber beim Durchlesen der Beschreibung in Bensch et al. (2012) wieder eher bezweifle. Insbesondere die Form der apikal ansitzenden, konidiogenen Zellen passt irgendwie nicht, dann sind da die Konidienträger weniger knorrig gewunden und die Konidien sollen oft glatt sein (bis warzig). Was wieder gut passt, sind die Maße - Bensch et al. (2012) geben an: 3,5-22(-31) x 3-8(-10) µm und 0-3(-4) Septen...

Falls sich hier jemand mit Cladosporium auskennt... eine Idee?

Am gleichen Substrat fand ich nebenbei bemerkt Epicoccum nigrum s.l. (die schönen, 15-zelligen, warzigen Konidien mit "hyalinem Stielchen") - die Konidien sieht man schon im Bino...

Literatur:
Bensch K, Braun U, Groenewald JZ, Crous PW (2012): The genus Cladosporium. Studies in Mycology 72: 1–401.


Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)