Der Scheidenstreiflings-Thread (Amanita subgen. Amanita sect. Vaginatae)

Begonnen von Christoph, 6. März 2018, 12:32

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Gudrun

Hallo Christoph,

wie Du schon vermutet hast, habe ich keinen Beleg. Allerdings ist die Stelle ganz nah bei der Wohnung meiner Mutter, wo ich oft bin, daher kann sich vielleicht wieder die Gelegenheit bieten.

Deshalb kurze Rückfrage: Kann man auch ohne Dörrex einen Beleg herstellen? Einfach an der Luft trocknen oder mit Herd auf sehr kleiner Stufe?

Viele Grüße
Gudrun

Christoph

Liebe Gudrun,

ich denke, dass Christian hier wirklich recht haben kann. Zudem hat sich (nach aktuellem Stand) gezeigt, dass Amanita lividopallescens sehr variabel ist, auch bei den Mikromerkmalen - es gibt die Art kugelsporig, aber auch mit ellipsoiden Sporen, es gibt sie mit vielen, wenigen und auch ohne Marginalzellen... Insofern wurden manche der beschriebenen Arten wieder zusammengelegt.

Der ockerliche Hut, der stark genatterte Stiel, die kräftige Statur, die sich andeutet (das werden alt rechte "Oschis") sprechen dafür. So ganz ohne Mikroskopie ist es aber natürlich schwierig. Da Sporenform und Cystiden ja/nein wenig bringen, sollte man der Form halber prüfen, ob Schnallen an den jungen Basidien auftreten und wie die K-K-Reaktion ausfällt. Aber ich vermute, dass kein Beleg vorhanden ist?!

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gudrun

Hallo Christian,

ja, die Länge der Riefen am Hutrand und die Farbe und Art des Aufreißens am Stiel und vor allem die Farbe der Volva innen am großen Pilz schauen total ähnlich aus.

Viele Grüße
Gudrun

Älbler

Hallo Gudrun,

das Problem mit diesen Scheidenstreiflingen hatte ich auch schon mal. Ich denke der Fund auf unserer Webseite könnte deinem Pilz entsprechen:

http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/aoblongispora.php

Viele Grüße aus Ehingen
Christian

Gudrun

Hallo Christian,

vielen Dank für die Auskunft. Richtung Riesen-Streifling hatte ich nicht gedacht, auch wenn er mir schon groß vorkam. Finde ich sehr cool.

Viele Grüße
Gudrun

Älbler

Hallo Gudrun,

dein Fund geht in Richtung Amanita lividopallescens, die bei Eiche wächst.

Es werden neuerdings aber eine Reihe von Arten unterschieden die sehr ähnlich sind und wo die Auffassungen über die Artkonzepte immer noch diskutiert werden.

Viele Grüße
Christian

Gudrun

Hallo zusammen,

ich habe heute Scheidenstreiflinge gefunden in dem Stadtwald von Erfurt im Mischwald mit Eichen, Eschen, Hasel, einigen Kiefern. Ich dachte an Amanita crocea - eher mangels alternativer Kenntnisse. Ich habe nicht geschlüsselt, weil ich hier kein Mikroskop habe.
Werner gefiel die Farbe nicht für crocea und er hat gemeint, ich soll die Fotos mal hier hochladen.
Das ausgewachsene Exemplar war ziemlich groß - sicher 20 cm.

Viele Grüße
Gudrun

Jonny70

Hallo Christoph,

ja man hat sich an die "neuen" Medien schnell gewöhnt. Wege sie funktionieren dann nicht mehr. ;)

Vielen Dank. Gerne komme ich auf dein Angebot zurück. Ich kenne die Arbeit von Vizzini et al. (2016) nicht.

Bei meinem Fund gibt es ja Weiden und Pappel, die Weiden bilden jedoch den größeren Bestand, da es dort einen kleinen Wassergraben gibt. (Momentan ausgetrocknet, da gab es so die letzten Jahre noch nicht).

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
Dirk

Christoph

Servus Dirk,

jetzt habe ich wieder Internet (man fühlt sich ohne so von der Außenwelt abgeschlossen). Das Saarland ist im Vergleich zu Oberbayern überall wärmebegünstigt?!

Du solltest dir mal die Arbeit von Vizzini et al. (2016) anschauen (kann ich dir gerne schicken). Da findest du Fotos, die 1 : 1 auf deine Kollektion passen.

Früher war ich vorsichtiger bei der Bestimmung, denn es gab noch weitere, ähnliche Arten - wie z.B. Amanita "helianthemicola" nom. prov. oder eben Amanita subfuliginosa - mit dunklen Lamellenschneiden, düsterem Stiel usw.
Der Fund von Wolfgang Schössler zeigt letzten Endes alle Übergänge zwischen typischen Amanita subfuliginosa und Amanita simulans, sodass die beiden sicher nicht trennbar sind. Deine Kollektion geht auch in Richtung Amanita subfuliginosa - und das schließe ich (Vizzini et al. 2016 folgend) in Amanita simulans mit ein. Die gelbocker Flecken passen auch sehr gut, der düstere Stiel, die brüchige Volva, die kleinen Hüllreste am Hut, die dunklen Schneiden - ein Bilderbuchfund.

Amanita simulans wächst nach Vizzini et al. (2016) nicht nur bei Pappeln, sondern auch bei Weide, bei Sonnenröschen (Helianthemum) und bei Cistrosen. Und offenbar gerne dort, wo es warm ist (Italien, Frankreich, Saarland, Oberbayern bei Südhanglage usw.)  ;)

Liebe Grüße,
Christoph
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Jonny70

Hallo Till,

das kann ich so direkt nicht bejahen. Die Wie ist eine magere Flachland-Mähwiese (Glatthaferwiese).
In den Teil wo es den Fund gab, scheint wegen der Hecke/Gebüsch aus Weide und Zitterpappel, erst ca. ab mittags bis Sonnenuntergang die Sonne drauf. Fundort höhe ca. 330m ünN.

Herzliche Grüße aus dem Saarland

Dirk

Till

Hallo, Dirk -

stammt Dein simulans-Fund von einem Fundort, den man als "thermophil" bezeichnen könnte? Unser Freund Thomas Glaser findet die Art regelmäßig an einem sehr warmen und geschützten Fleck im Inntal, ebenfalls unter Pappeln.

Gruß vom Waginger See
Till

Jonny70

Hallo Hias,

vlt. hat die Art dieses Jahr ein gutes Jahr. Denn den Fundort begehe ich jedes Jahr mehrfach, hatte dort aber noch nie einen Scheidenstreifling gefunden, meist gehe ich wegen Lactarius controversus und später wegen den Wiesenpilzen hin.

Gruß Dirk

Jonny70

Hallo Christoph,

vielen Dank für deine Einschätzung, bzw. Bestätigung.
Ich hatte mir auch vorher schon deine interessanten Ausführungen weiter unten durchgelesen, für mich als
Laie (eigentlich hatte ich immer Bogen um die Scheidenstreiflinge gemacht) ist das alles sehr kompliziert.
Aber mit toller Unterstützung und neuer Literatur scheint da doch was zu gehen. :-)

Herzliche Grüße
Dirk

Hias

Genau so ein Teil hatten wir vorletzten Montag am Vereinsabend in München!

Grüße
Hias

Christoph

Servus Dirk,

nur ganz kurz, da bei mir das DSL ausgefallen ist und ich mit dem Handy schreiben muss. Dein Fund ist ganz typisch für Amanita simulans. Vizzini et al. (2016) haben hier die Art gut diskutiert und ein griffige Konzept entwickelt.
Näheres, wenn ich wieder normal online gehen kann.

Liebe Grüße,
Christoph
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