Exkursion im Gennacher Moos

Begonnen von AK_CCM, 19. Februar 2009, 23:32

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AK_CCM

Hi Peter,

Wiesenpilze habe ich leider keine entdeckt, von ein paar unbestimmten Düngerlingen abgesehen. Dafür gibt es eimerweise Zecken. :-\ Trotzdem sollten dort interessante Wiesenpilze vorkommen. War vielleicht einfach schon zu spät im Jahr. In den Weidebereich der Rinder bin ich nicht gegangen. Zumal zählen coprophile Pilze nicht gerade zu meinen Lieblingspilzen.

Habe mir das Gebiet auf alle Fälle für eine Sommerexkursion vorgemerkt. Wahrscheinlich werde ich nach der Schneeschmelze noch einen Abstecher in die Totholzareale machen - da sollte noch Einiges zu finden sein.

Gruß, Andreas

Peter

Hallo Andreas,

sieht interessant aus, nicht nur wegen der Galloways. Ich weiss, wir sind hier im Holzpilzbereich, aber gab es auch Wiesenpilze dort?
Auch die Dungpilze wären ein interessantes Thema.

Servus, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

AK_CCM

#1
Hallo Pilzfreunde,

Anfang November machten Slavenka Wittmann, Andreas Staber und meiner einer einen Abstecher ins Gennacher Moos (MTB 7830/3.1.4.4).



Das Zielgebiet war, wie der Name bereits erahnen lässt, ein Niedermoor mit Feuchtwiesen und einem Weiher. "Moos" ist ein in Süddeutschland gebräuchliches Synonym für ein flaches Moor, dagegen werden Hochmoore in der Region als "Filz" bezeichnet. An Bäumen waren insbesondere Moorbirken (Betulina pubescens) und diverse Weiden (Salix sp.) dominant.



Besonders gefreut hatte mich ein frischer Fruchtkörper des Blattartigen Zitterlings (Tremella foliacea). Der Zitterling kommt gerne in Feuchtgebieten wie z.B. entlang von Bachläufen (z.B. im Naturpark Westliche Wälder) oder Uferbereichen von Flüssen und Seen (z.B. am Lech im LSG Wolfzahnau) vor.



Der Gallertpilz besiedelte zusammen mit den Fruchtkörpern seines Wirts (links im Bild) ein am Boden liegendes Birkenstammstück. Wie alle Tremella-Arten parasitiert die Art auf anderen Pilzen, in diesem Fall wird der Striegelige Schichtpilz (Stereum hirsutum) angezapft.



Der häufigste Porling im Gebiet war der Birkenporling (Piptoporus betulinus), ein aggressiver Parasit und Braunfäuleerreger an Birken, der den befallenen Bäumen ein jähes Ende bereitet. Das Habitat ist typisch für die Art. Interessant: In England heisst der Pilz in einigen Gegenden heute noch ,,Razor-shop-fungus", weil an den Fruchtkörpern früher Rasiermesser geschärft wurden (Quelle: Aphyllophorales News - Portrait Nr. 56).



Der zweithäufigste Porling, ein Schwächeparasit der neben Rotbuchen auch Birken nicht verschmäht, ist der Zunderschwamm (Fomes fomentarius). Typisch sind die Marmorierungen an den mehrjährigen Fruchtkörpern.



Aus der Trama, also dem Fleisch des Fruchtkörpers (der dünne Bereich links), kann man Zunder herstellen - Zunder wurde früher vor der Erfindung der Streichhölzer zum Feuerentfachen genutzt. Der runde Bereich oben im Bild, der Myzelialkern, kennzeichnet die Anwachsstelle am Substrat. Der größte Bereich darunter besteht aus mehreren Röhrenschichten - in der untersten Lage werden die Sporen produziert.



Den Abschluss der Tour im Gennacher Moos macht der Gefranste Resupinatstacheling (Steccherinum fimbriatum). Typisch sind die blass rosa bis violettlich gefärbten, am Rand ausgefransten und flächig am Boden liegende Äste und Zweige überziehenden Fruchtkörper. Die Art kann bereits im Feld makroskopisch bestimmt werden und wird oftmals nur übersehen. Während der Exkursion sind wir an zahlreichen Ästen fündig geworden.

Edit: Wer Näheres zu der Art wissen will, für den lohnt sich ein Blick in die Westfälischen Pilzbriefe, genauer in den Band VII Heft 7/ 8 aus dem Jahr 1969 ab Seite 132 (im PDF-Dokument S. 20 ff.)

Gruß, Andreas