Januarexkursion des VfP München in die Amperauen bei Dachau

Begonnen von Christoph, 28. Januar 2018, 17:28

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Christoph

Servus Rosi,

ich sehe mehr als die pinken Pilze (= Illosporiopsis christiansenii). Da sitzt noch "ein kleiner, Schwarzer" auf den Perithecien der Xanthoria (siehe rote Pfeile - ich habe einen Bildausschnitt von dir vergrößert).



Da die Pilze an Xanthoria sehr gut bearbeitet sind, ist die Wahrscheinlichkeit, den bestimmen zu können, recht groß. Die pinken Kissen sollten zwar auch immer zur Sicherheit mikroskopiert werden, aber diese Oberfläche, dieses staubig-flockige Erscheinungsbild spricht schon sehr für Illosporiopsis.

Zitatich muß schon immer allein spazierengehen, da es allen zu anstrengend wird wenn ich andauernd zu der
doch recht häufigen Flechte sprinte.

Hihi, das harte Los der Mykologen, die mit Nichtmykologen spazieren gehen  ;)

Gratluation zu deinen ersten, gefundenen Flechtenparasiten.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Marie

Hallo Christoph und Rudi,

Söderla,(hab gestern zuviel Nockherberg geschaut), jetzt möchte ich mich doch noch bei Euch bedanken,
bei Christoph für die sehr ausführliche Erklärung und bei Rudi für die 'Moralische Unterstützung'.
Aber wenn mein naives mykologisches Weldbild nicht eh schon sehr tiefe Risse hätte, ja dann hätte ich
mir über den Schwammerl gar keine Gedanken gemacht(dachte ja es wär P.cornucopiae) ::)
Noch was, bin zwar im falschem Thread, aber endlich,endlich hab ich mal was an der Xantharia gefunden,
ich muß schon immer allein spazierengehen, da es allen zu anstrengend wird wenn ich andauernd zu der
doch recht häufigen Flechte sprinte. Bilder sind zwar nicht so gut, aber man kann die pinken Pilzchen
erkennen, hoffe ich.

Liebe Grüße,
Rosi

Rudi

Liebe Rosi, Christoph und co,

Der Kerl hat mich Ende Dezember auch genervt, nach drei Tagen hatte ich erst eine Idee, aber erst am 9.Januar war ich mir mit der Auster sicher...

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

Servus Rosi...

Zitat von: Marie am  9. Februar 2018, 11:59
aber Euer Verdacht das es sich um eine Hohenbuehelia handeln könnte, erstaunte mich schon. Ich füge mal ein Standortbild bei

Hihi, das kann ich erklären, denke ich. Je mehr man an / über Pilze lernt, desto mehr wächst die Erkenntnis, dass man in Sachen Pilzbestimmung sehr fehlerlastig ist. Schaut man Pilze oberflächlich an (ich nehme mal ein Extrembeispiel), dann ist jeder Rotfuß, jede Ziegenlippe eine "Marone" wie auch echte Maronenröhrlinge (erlebt man bei manchen Anfängern).
Dann kommt die Phase, in der man meint, diverse Arten makroskopisch erkennen zu können. Wenn man dann aber nachmikroskopiert, erkennt man, wie oft man danebengreift. Im Endstadium heißt es dann oft nur noch "ohne Mikroskop sage ich gar nichts". Irgendwie zähle ich mich auch dazu.

Zudem neige ich ja durchaus dazu, zu spalten *ähem*. Oder anders gesagt: ich habe gelernt, auch auf kryptische Details zu achten. Je genauer man hinsieht, umso mehr Unterschiede erkennt man zwischen Kollektionen, was dann dazu führen kann, eher auszuspalten, denn die Kleinigkeiten fallen einem auf. Oder man beobachtet, dass es alle Übergänge in den Details gibt (ich will also denen, die gerne zusammenlegen, nicht unterstellen, nicht hinzusehen).

Was mich angeht, hat mich die Huthautstruktur deines Seitlings gestört. So habe ich das noch nicht gesehen gehabt (Detail...). Die Lamellenfarbe mit dem Grauton kenne ich hingegen von Austernseitlingen - nicht aber den Wechsel von hell zu grau. Ein zweiter ungewöhnlicher Punkt, der allein aber keine Zweifel ausgelöst hätte.

Dann die ungewöhnliche Wuchsform... Mich hat aber die Huthaut wirklich gewundert. Also hegt man Zweifel, ob es wirklich ein Pleurotus ist. Zumal ein Blick ins Mikroskop reichen würde... Dann überlegt man, welche Gattungen überhaupt noch in Frage kämen. Und so kamen wir auf Hohenbuehelia als mögliche Alternative.

Ich denke, bei Hias lief es ähnlich ab - er hatte auch Zweifel an der Artbestimmung und damit sogar an der Gattung. Das Mikroskop sagte dann doch: Pleurotus! Ist es aber wirklich Pleurotus ostreatus s.str.? Möglich, aber... (wenn er da auch typisch wächst, ist es sogar sehr wahrscheinlich)... aber darf der so eine Huthaut haben?

Das macht die Pilze ja so spannend. Es gibt keine einfachen Arten.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Marie

Hallo Hias,

Vielen Dank für's Bestimmen meines Seitlings, aber Euer Verdacht das es sich um eine Hohenbuehelia handeln könnte, erstaunte mich schon. Ich füge mal ein Standortbild bei

Liebe Grüße,
Rosi

Hias

Servus zusammen,

weitere Impressionen zur Wanderung sind jetzt auf unserer Vereins-Website online. Enthalten ist unter anderem die Neubeschreibung von Flammulina chaotispora Hias.

Bei der Artenliste sind Galerina similis Kühner und Psathyrella cf. tephrophylla (Romagn.) M. M. Moser ex Bon zu ergänzen.

Der Bericht zur Sturmwanderung am Schillersberger Weiher wurde um ein paar schöne Fotos von Claudia Maerker ergänzt. Sie zeigen u.a. den Juchtenellerling am Standort und die größte Bratensulz der Welt.

Beste Grüße
Hias

Christoph

Servus Schorsch,

danke dir, schon eingebaut (die Daedaleopsis aber auf Artebene, kennst mich ja...)  ;)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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Schorsch

Ich hätte noch eine Daedaleopsis confragosa var. tricolor zu ergänzen.
Und Puccinia graminis, wenn du Rostpilze auch aufnimmst.
LG Schorsch
Frei di, dass regnt, wei wannst di ned freist, regnts aa.
frei nach Karl Valentin.

Christoph

#9
Servus beinand,

Zeit, mit der Fundliste zu beginnen. Ich bitte alle Teilnehmer der Exkursion, ihre Aufzeichnungen zu überprüfen und die Liste gegebenenfalls zu ergänzen (vermutlich habe ich auch vergessen, alles aufzuschreiben).

Ascocoryne cylichnium s.str.
Athelia spec. (A. epiphylla agg., unreif)
Auricularia auricula-judae
Bjerkandera adusta
Bjerkandera fumosa
Chlorociboria spec. (unreif)
Chondrostereum purpureum
Colpoma quercina
Coriolopsis gallica
Cylindrobasidium evolvens
Dacrymyces cf. minor
Daedaleopsis tricolor
Diatrype stigma agg.
Encoelia furfuracea
Exidia nigrescens
Exidia recisa
Flammulina spec. (Vorexkursion: Flammulina elastica)
Fomitopsis pinicola
Galerina similis
Ganoderma applanatum
Geastrum spec.
Hemitrichia serpula
Hypoxylon cercidicolum
Hypoxylon fuscum
Laetiporus sulfureus (,,Leichen")
Lophiostoma viridarum
Lycogala epidendrum
Lyomyces sambuci
Nectria cinnabarina (NFF)
Peniophora cinerea
Peniophora incarnata
Peniophora limitata
Peniophora quercina
Phellinus punctatus
Phlebia tremellosa
Psathyrella cf. tephrophylla
Puccinia graminis
Pyrenopeziza petiolaris
Radulomyces rickii
Rhytisma acerinum
Rosellinia mammiformis
Sarcoscypha austriaca
Schizophyllum commune
Steccherinum fimbriatum
Steccherinum ochraceum
Stereum hirsutum
Stereum subtomentosum
Trametes gibbosa
Trametes hirsuta
Trametes versicolor
Tremella mesenterica s.str.
Tubaria hiemalis
Vuilleminia comedens

Damit komme ich im Moment auf 53 Taxa.  :)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Beorn

Hallo, Schorsch!

Diese Krusten sind mikroskopisch allerdings auch recht speziell. Soll heißen, da muss man sich auch erstmal ein wenig rein vertiefen. Ich finde, das sieht schon ziemlich gut aus, was du so zeigst.
Die Mikromerkmale überhaupt erstmal zu erkennen erfordert da schon ein wenig Übung und Geschick, die Bestimmung nachher ist dann sogar oft noch "uneinfacher".  ;)

Glückwunsch auf jeden Fall zu eurem rickii - Fund!
Der dürfte mir auch gerne mal begegnen, bislang kenne ich nur den gängigen confluens.


LG; Pablo.

Schorsch

#7
Trotzdem ärgerlich, weil ich letztes Jahr Ende Februar Radulomyces confluens mikroskopiert habe.
Jetzt sehe ich sogar die Basalschnallen!
egen wat learnd (again what lernt) wie Lothar Mathäus sagen würde.
Frei di, dass regnt, wei wannst di ned freist, regnts aa.
frei nach Karl Valentin.

Christoph

Servus Schorsch,

wow, was für Fotos! Vielen Dank für die Bilder und die Updates.

Zitat von: Schorsch am 31. Januar 2018, 23:30
Und ich bin derjenige der an der Bestimmung gescheitert ist. Setzen - sechs.

Nein, im Gegenteil! Zum einen ist die Art in der von dir zitierten Corti-Flora nichtmal enthalten! und zum Anderen bist du mit Hypochnicium doch gar nicht so verkehrt gelandet - bei den dickwandigen Sporen. Dass die riesigen Elemente unreife Basidien und keine Zystiden sind, muss man erstmal interpretieren. Der Pilz war (jedenfalls da, wo ich geschnitten hatte) gerade in einer Zwischenpause, was die Sporulation angeht.

Und dass ich Globulicium hiemale so gut kenne, dass mir die Ähnlichkeit (abgesehen von den Sporenmaßen) auffällt, liegt nur an meine BayerWald-Erfahrung. Außerhalb des Nationalparks habe ich den auch noch nie gefunden (abgesehen vom Großen Arber - und auch da in einem Schutzgebiet). Radulomyces rickii kenne ich auch erst seit kurzem und habe ihn jetzt zum ersten mal gesehen.

Insofern Note 1-, setzen.

Liebe Grüße,
Christoph
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Schorsch

#5
Ja doch noch was.
Ein Pyrenomycet auf Esche.
Rosellinia mammiformis - Eschen-Zitzenkohlenbeere

Unter Vorbehalt, weil die Pilzchen wurden ihrem Namen insofern gerecht, weil sie mehr aus Kohlenstaub bestanden, auch wenn das Aussehen schon irgendwie an eine weibliche Brust erinnert. Asci oder irgendwlches lebende Zellen waren nicht mehr vorhanden.

Nach Zertrümmerung aller Perithezien konnte ich immerhin noch ein paar Sporen finden die ca. 21 µ maßen.
Frei di, dass regnt, wei wannst di ned freist, regnts aa.
frei nach Karl Valentin.

Schorsch

Und das ist der Radulomyces rickii.

Und ich bin derjenige der an der Bestimmung gescheitert ist. Setzen - sechs. Aber bei einem Schlüssel der anfängt mit
1. Spores amyloid             G r o u p A , p a g e 4
1. Spores inamyloid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2 . Basidia with a basal clamp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 G r o u p  B , p a g e 4 3
2 . Basidia with a basal clamp. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 6  G r o u p  C , p a g e 56
siehe
http://www.mykoweb.com/systematics/literature.html#apm1_6
habe ich nicht genau genug hingeschaut. Aber ich gelobe Besserung. Die anderen Bilder kommen noch, spätestens bei Verein für Pilzkunde München
http://www.pilze-muenchen.de/fundberichte/2018/fundberichte.html
Vielleicht auch hier wenn ich die Gigabytes auseinander gefieselt habe.
Liebe Grüße Schorsch
Frei di, dass regnt, wei wannst di ned freist, regnts aa.
frei nach Karl Valentin.

Christoph

#3
Servus in die Runde (?),

ich weiß nicht, ob andere Teilnehmer der Exkursion hier noch was schreiben werden oder wollen (oder überhaupt Mitglieder vom VfP München). Mir wurden aber noch Fotos per Mail geschickt.

Nebenbei habe ich noch ein paar Schwammerl bestimmt - darunter war ein Corti, den ich erst einem aktiven Mikroskopiker vom VfP aufs Auge gedrückt hatte und den ich dann als cf. Hypochnicium zurückbekam. Der Corti war überaus interessant - im Mikroskop hat er mich sofort frappierend an Globulicium hiemale erinnert, nur waren die Sporen dafür deutlich zu klein: kugelig, etwas dickwandig, 7-8 x 7-8 µm  (Q = 0,9-1,1).
Die Basidien sind sehr auffalled, groß, gekniet bis unregelmäßig. Allerdings waren die neu nachgewachsenen Basidien noch nicht reif, es gab aber noch ältere Sporen.
Die Tramahyphen sind auffallend dünn (bis 2 µm) und teils sehr dicht gepackt, dazu Schnallen. Manche Sporen waren fein warzig, andere aber glatt.
Die Konsistenz des Fruchtkörpers ist etwas wachsartig und erinnert an Radulomyces confluens.

Insofern ist die Bestimmung klar: es ist Radulomyces rickii - für mich neu, den hatte ich noch gar nicht. Sehr fein!

Dann hatte ich einen schon ziemlich "fertigen" Gallertpilz zum Bestimmen erhalten. Ich habe dann noch ein Foto vom frischen Exemplar (auch schon überständig) bekommen. Bei meinem "Exemplar" waren nur noch Schleim, Bakterien, Zellfragmente und intakte Sporen vorhanden. Letztere messen 12-17 x 2,75-4,25 µm - es handelt sich im Exidia recisa, den Kreiseldrüsling.

Wenn ich von den Teilnehmern die nachbestimmten Pilze genannt bekomme (per Mail), stelle ich hier auch eine Gesamtfundliste ein.

Hier noch die Fotos, die mir dankenswerterweise Johann Rejek zur Verfügung stellte...:


Auricularia auricula-judae - Judasohren gab es reichlich


Exidia recisa - Kreiseldrüsling - nicht mehr taufrisch, aber dafür reif und mit vielen Sporen


Nachdem der erste Abschnitt geschafft war, mussten wir die Maisach über die Brücke (rechts) überqueren. Wir nutzen die Zeit, etwas zu ratschen... und warteten auf die Nachzügler, die im ersten Waldabschnitt hängen blieben (so z.B. Rosi, die - hier nicht sichtbar - Schwefelporlingsleichen genauer besichtigen musste/wollte  ;))


Jetzt war die Meute wieder im Wald, diesmal westlich der Maisach - hier war es deutlich stickstoffärmer (keine / kaum Brennesseln), dafür bodenfeuchter / nasser.


Und so sieht es aus, wenn drei Personen gleichzeitig den gleichen Schwammerl fotografieren wollen (der in mehreren "Kopien" am Substrat verteilt vorhanden war - es ging hier um Encoelia furfuracea, den Kleiigen Haselbecherling.


Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)