Alpine Pilze - Sammelthread

Begonnen von Christoph, 23. Januar 2018, 23:39

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Helmut

... und was auch gelb ist und zunächst nicht unbedingt an eine Rimosae erinnert, ist dann trotzdem eine. Erstmal als I. godfrinoides abgelegt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob alle gelblichen alpinen Rimosae tatsächlich alle zu einer Art gehören und ob dieser Artname der richtige ist. die Lamellen sind nicht immer so gelb bzw. nicht in alle Stadien, andere Kollektionen neigen generell dazu, gelblich zu werden .... Auch da wird wohl die DNA mal weiterhelfen müssen.

Gruß Helmut

Helmut

Servus Christoph,

"da es zu viel Schwammerl gab"? gibt's denn zu viel? 8)
Da waren bestimmt auch interessante Inocyben dabei, das ist oft die häufigste Gattung in diesen Biotopen. Auf saurem Untergrund im Stubaital bzw. in der Höhe auf 2200 m hatte ich auch meinen Erstfund von Inocybe aurea (soll auch weiter unten vorkommen). Da dachte ich zuerst an eine Rimosae, die Mikroskopie war dann sehr überraschend: Metuloide Zystiden (nur rel. wenig dickwandig) und höckerige Sporen!

Gruß Helmut



Christoph

#9
Griass di Helmut,

ja, die Silvretta ist ja zentralalpin, also Urgestein - wobei auch da ja immer mal Kalkadern eingestreut sein können. Wir waren an der Bieler Höhe, sind also einfach mit dem Auto auf knapp über 2000 m hochgefahren. Da hat man mehr Zeit zum Suchen.



Hier sieht man im Hintergrund die Passstraße. Linker Hand wäre der Silvretta-Stausee. Wir kamen auch nicht weit, da es zu viel Schwammerl gab. Bodennah ist übrigens Irmgard (Krisai-Greilhuber) und nicht ganz aufrecht stehend Uschi (Österle)  :D

Liebe Grüße,
Christoph

P.S.: Geastrum minimum habe ich schon lange nicht mehr gesehen (oder ihn übersehen) - ich kenne ihn aber in der Tat nur aus dem "Tiefland" (Alpenvorland - für Norddeutsche ja schin fast Gebirge). Der Mykorrhizapartner dürfte wohl Dryas gewesen sein...?!
Die von mir gezeigten Porpoloma und Hodophilus sind ja auch keine Gebirgsarten, sondern nur "auch alpin wachsend".  ;)

Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Helmut

#8
Ja genau Christoph. Neben den Schwammerln ist die Brotzeit eine der größten Genüsse bei Bergwanderungen. Und da oben gibt es das flüssige Brot von guten regionalen Brauereien (nicht von multinationalen Großkonzernen).
Eine Porpoloma ist mir da oben auch noch nicht begegnet. Schönes Teil! Wenn ich es richtig sehe, auf saurem Boden gewachsen.
Einer meiner pers. Erstfunde und einer der schönsten war heuer Geastrum minimum aus dem Steinernen Meer (Kalk). Der soll laut Lit. auch weiter unten vorkommen, ich hatte ihn aber noch nicht. Er ist aufgrund der geringen Größe auch leicht zu übersehen. Ansonsten ist er wohl makroskopisch schon gut anzusprechen.

Gruß Helmut


Christoph

Servus Helmut,

das letzte Bild ist das beste:



Das strahlt dermaßen viel Gemütlichkeit aus. Da wäre man gerne direkt mit dabei und würde die Jause genießen (und das flüssige Brot dazu).

Ich zeige dafür noch ein weiteres Schmankerl - war für mich ebenfalls ein Erstfund. Wieder aus der Silvretta aus ca. 2000 m Höhe im alpinen Rasen: Porpoloma metapodium. Der Schwärzende Wiesenritterling war da sogar richtig verbreitet. Trotz der Größe kann er sich aber richtig gut verstecken...


Porpoloma metapodium


Liebe Grüße,
Christoph

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(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Helmut

Servus Christoph,

jetzt bin ich ein bisserl spät mit Amanita (nivalis), aber trotzdem anbei ein paar weiße alpine Streiflinge - von der Westlichen Karwendelspitze, dem Steinernen Meer und dem Stubai (Neue Regensburger Hütte). Die letzten beiden Gebiete sind nur zu Fuß erreichbar  ;D

Dazu noch Bilder von der jeweiligen Umgebung. Tut in dieser wirklich dunklen Jahreszeit einfach gut.

Der Hodophilus ist auch cool, der ist mir noch nicht über den Weg gelaufen.

Gruß Helmut

Christoph

Servus Pablo,

ich finde Tricholoma sciodes gar nicht sooo scharf (ich esse aber auch sehr scharf und finde auch Täublinge eher pikant als scharf - habe auch mit Russula badia kein Problem). Mein nachträgliches Mitleid hast du aber  :)

Dann zeige ich was für die Nase - ein kleiner, graubrauner Stinker. Der Geruch ist wirklich sehr intensiv. Ich habe ihn aber noch nicht aufgearbeitet. Es handelt sich um Hodophilus foetens.



Beim Aufsammeln dachte ich noch, es gebe nur eine stinkende Hodophilus-Art bei uns (früher Camarophyllopsis), aber dann entdeckte ich den Aufsatz von Adamcik et al. (2016): Circumscription of species in the Hodophilus foetens complex (Clavariaceae, Agaricales) in Europe. Mycol Progress DOI 10.1007/s11557-016-1249-x

Hodophilus subfoetens ist grauer - die Fotos passen gut auf die Abbildung von H. foetens bei Adamcik et al. (2016). Ich werde aber noch nachmikroskopieren. Aber auch die anderen stinkenden Hodophilus-Arten passen makroskopisch nicht wirklich.

Nebenbei für Interessierte - es gibt einen weiteren Aufsatz von Adamcik et al. (2016): Hodophilus (Clavariaceae, Agaricales) species with dark dots on the stipe: more than one species in Europe. Mycol Progress DOI 10.1007/s11557-017-1318-9

Die schwarzen Punkte am Stiel sieht man auch hier recht gut. Der Gestank sichert aber auf alle Fälle den H.-foetens-Komplex ab und makroskopisch muss es eigentlich H. foetens sein.

Wir haben hier übrigens Vertreter der Clavariaceae vor uns - nur mit Lamellen. Camarophyllopsis s.l. wird auch für die Qualität von Wiesen eingesetzt (CHEGD-System - siehe Ulmer & Ostrow 2017 in der aktuellen Mycol. Bav.). C steht da für Clavaria s.l. und D für Dermoloma, Camarophyllopsis usw. - verwandtschaftlich kann man die jetzt unter "C" zusammenfassen. Wer das System nicht kennt: H steht für Saftlinge i.w.S. (zusammen mit Ellerlingen und anderen Wachsblättlern), E für Entoloma und G für Geoglossomycetes, die Erdzungen. Nach den Artenzahlen dieser ausgewählten Gruppen wird die Fläche dann eingestuft.

Der Hodophilus stammt aus dem Silvretta aus 2000 m Höhe - die kleine Exkursion ging von der ARGE Österr. Pilzberater aus (ich war zusammen mit Irmgard Krisai-Greilhuber und Uschi Österle unterwegs - es war ein toller Tag).

Liebe Grüße,
Christoph
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(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Beorn

Hallo, Christoph!

Ach ja, der Geschmack! Das war eine recht unangenehme Sache bei der Wanderung. Das verhält sich ganz ähnlich wie bei Tricholoma sciodes: Es kommt langsam, aber dann mit Macht. Und bleibt dann erstmal ordentlich scharf. Normalerweise fülle ich da an der Alpe scaredi die Wasserflaschen, was an dem Tag nicht geklappt hatte, weil Leitung von Quelle zum Brunnen wohl kaputt.
Mein Bruder und ich hatten mangels Flüssigkeit schon auf den Anstieg von der Bocchetta die Campo auf die Pedum verzichtet; als ich dann auf dem Rückweg mal beherzt in so ein Pilzchen gebissen habe (hatte eigentlich eher was Bitteres erwartet, wegen v.A. ausgeblasste mucronella) ging's halt mit brennendem Mund noch knapp zwei Stunden bis zur nächsten Quelle.  :-X

Blass sind die schon, das hat mich auch längere Zeit irritiert, aber viele Arten sind ja farblich recht variabel, wenn's von rot richtung orange oder gelb geht. Rein gelbe Formen von Hygrocybe insipida sind noch fieser und kaum von H. ceracea zu unterscheiden. Ist auch auf dem Bild wohl noch etwas blasser als in der Realität, vor allem den orangenen hauch in den Lamellen frisst meine Kamera gerne.

Hübscher Streifling aber auch. Wenn auch eine ziemlich verwunschene Sektion, wo ich all die Änderungen der letzten jahre auch kaum mitbekommen habe.
Auch sehr schön: Der Tiefblick auf Mittenwald. Man sollte schwindelfrei seiin auf solchen Pfaden.


LG, Pablo.

Christoph

#3
Servus Pablo,

ja, bei den Egerlingen ist es nicht wirklich leichter geworden. Zum Glück kann man Wiesenegerlinge i.w.S. u.a. an den fehlenden Cheilocystiden gut erkennen - und im Hochgebirge ist es dann dank der Sporen doch recht einfach, Agaricus aristocratus zu erkennen.

Hygrocybe salicis-herbacea würde ich auch gerne mal finden. Deiner ist ja quasi rein gelb und hat weiße Lamellen. Hast du mal reingebissen und den Geschmack getestet? Der soll ja ziemlich gut am Geschmack zu erkennen sein. Ich kenne die Art nicht aus eigener Anschauung - ich hatte schon diverse Saftlinge aus dem Gebirge, aber der war nicht dabei.  :'(

Ich habe 2016 diverse Saftlinge in der Silvretta gesammelt, aber kam noch nicht dazu, sie aufzuarbeiten. Ich werde, wenn ich dazu kommen, sie nachzumikroskopieren, hier gerne vorzeigen.

Deshalb zeige ich noch was anderes - einen Scheidenstreifling aus der Karwendelgrube (Westliche Karwendelspitze).


Amanita cf. nivalis



Die nicht weißen, sondern cremefarbenen Lamellen, die kugeligen bis breit ellipsoiden Sporen, das eher filamentöse Subhymenium und das Habitat sprechen stark für Amanita nivalis. Etwas seltsam sind die gefärbten Lamellenschneiden, aber im Hochgebirge kann makroskopisch viel passieren. Die Volva war schon mitgenommen, teils leicht zuzerrupfen, teils doch fester - und auch im Mikroskop war die Zahl der Sphaerocysten recht variabel.

Wegen der Lamellenschneiden nenne ich ihn aber Amanita cf. nivalis - dafür fehlt mir hier noch an Felderfahrung. Und Scheidenstreiflinge sind ja nicht wirklich einfach.  :o Da ist Bescheidenheit bei der Bestimmung angebracht, sage ich mal  :D

Hier noch ein paar Impressionen von der Westlichen Karwendelspitze...


Blick hinunter nach Mittenwald - da geht es sehr weit fast senkrecht runter...


Alpine Matten - Karwendelgrube


Felsformationen (Karwendelgrube)

Liebe Grüße,
Christoph

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Beorn

#2
Hallo, Christoph!

Ei, diese Champis... In der neuen Auflage des FE - Agaricus - Bandes wird ja nun teils auch nach Sequenzen geschlüsselt. Nur wird das in manchen anderen Gattungen früher oder später auch so kommen, fürchte ich. Aber das ist ja nun hier gar nicht Thema.

Alpin bin ich recht selten unterwegs, das müsste man eigentlich mal ändern. Wenn, dann in der Umgebung des Valle Cannobina am lago Maggiore, und das ist jetzt größtenteils nicht so wirklich hochalpin. Einen Fund aus der gegend kann ich dennoch mal hier dazustellen.
Das wäre Hygrocybe salicis-herbaceae:


Gefunden an der Bocchetta di Scaredi auf ca. 2000m, ohne erkennbare Begleitung von Zwergweiden.


Wie einige andere Arten dürfte dieser Saftling in Europa weiter nördlich wohl auch im flacheren Gelände vorkommen. Wenn es denn noch die selbe Art ist dann.


LG; Pablo.

Christoph

#1
Liebe Pilzbegeisterte,

ich bin ab und an im Hochgebirge unterwegs und interessiere mich für die Pilze der rauen alpinen Matten. Aufgrund der mangelnden räumlichen Nähe bin ich natürlich nur sporadisch dort. Ich habe aber schon das eine oder andere Schwammerl "da droben" gefunden. Ich möchte in loser Folge meine Funde aus dieser Region vorstellen und hoffe natürlich, dass sich auch andere anschließen werden.

Beginnen möchte ich mit einem für mich phantastischen Fund. Die Wiesenegerlinge interessieren mich schon länger. Ich habe hier ja auch schon Agaricus moellerianus vorgestellt, der gilbt und nach Anis riecht. Auch "meinen" schlecht bestimmbaren Wiesenegerling aus Mammendorf hatte ich hier im Forum schon diskutiert.

Hier aber mein "bester" Fund aus dem Verwandtschaftskreis: Agaricus aristocratus. Der Name allein ist schon - nun - aristokratisch. Es handelt sich um eine arktische Art, die z. B. auf Spitzbergen und in Grönland vorkommt (ein Synonym ist Agaricus arcticus). In den Alpen gibt es nur wenige Fundpunkte. Ich hatte das Glück, diesen Pilz auf einer kleinen Exkursion im Rahmen einer Seminarwoche der ARGE Österr. Pilzberater finden zu können.


Agaricus aristocratus






Der Fundort war eine kleine Kalkscholle mitten im Großglocknergebiet - und zwar fast direkt neben der Glockner-Hochalpenstraße kurz vor dem Hochtor. Neben dem Habitat kann man ihn an dem fehlenden Keimporus (die Sporenwand ist nicht einmal am distalen Ende dünner, sondern rundherum gleich dick) und den großen Sporen erkennen: 7-9 x 6-7 µm.

Der Fund stammt vom 5.9.2013. Seitdem habe ich ihn nicht mehr finden können - ich war mehrfach exakt an dem Fundpunkt, aber offenbar immer zur falschen Zeit.

Hier noch ein Foto von dem wunderschönen Exkursionstag (hier aber von der Heiligenbluter Seite aufgenommen): der Großglockner



Liebe Grüße,
Christoph

(to be continued)  :)
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)