Uffinger Asco: blassgelber Becherling?

Begonnen von UmUlmHerum, 28. Oktober 2017, 12:25

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UmUlmHerum

Hallo Peter,

herzlichen Dank für den Artikel!
Ich hoffe, Du bist über die Hunderttausend Zungen gestolpert, insbesondere über solche Schwarzen mit haarigen Seten...

Verh. Bot. Ver. Berlin Brandenburg 139: 187-193, Berlin 2006
Mniaecia jungermanniae und Podophacidium xanthomelum, zwei seltene Arten der Leotiales (Ascomycetes) in Brandenburg
von Dieter Benkert und Volker Otte


Über Erstere haben sie einiges rausgefunden, z.B.:
ZitatWegen der offensichtlich obligaten Bindung von Mniaecia an foliose Leber-
moose sind letztere hier als Wirtsmoose bezeichnet worden, was eine parasitische
Beziehung suggeriert. Das trifft aber offenbar nur bedingt zu. In einer gründlichen
Studie sind RASPÉ & DE SLOOVER (1998) zu der Überzeugung gekommen, dass es
sich eher um eine mutualistische Beziehung handelt. Sie schlussfolgern: ,,The
assoziation between Mniaecia and leafy liverwords looks like a biotrophic parasit-
ism, and may be interpreted as the first step from a destructive parasitism towards a
mutualistic symbiosis". Als ein wichtiges Argument führen sie an, an den Moosen
niemals Nekrosen festgestellt zu haben. In diesem Zusammenhang soll freilich auf
den oben zitierten Fund bei Calau hingewiesen werden (befallene Calypogeia fissa
,,großflächig zum Kümmern bringend").

Von Podophacidium xanthomelum hatten sie nur zwei Funde und deutlich weniger Erkenntnisse. Trotzdem wird behauptet:
ZitatDieser kleine inoperkulate Becherling kann zwar ebenfalls zwischen Moosen gefunden werden, steht zu diesen aber in keiner direkten Beziehung, sondern ernährt
sich offensichtlich saprophytisch.
Wie kann man sowas "offensichtlich" erkennen? Und andererseits:
ZitatÜber die Standortbedingungen der Art sind wir nur ungenügend unterrichtet; auch aus diesem Grunde sind weitere, gut dokumentierte
Aufsammlungen sehr willkommen.

Peter Döbbeler soll, wie ich in einem anderen Artikel über die Revision der Gattung Kotlabaea gelesen habe, der Fachmann für solche Fragen (Beziehungen zwischen Moosen und Pilzen) sein...

Jedenfalls werde ich den Exsikkat-Brocken nicht wegwerfen...

Viele Grüße – Rika

Peter P.

Hallo Rika,
BENKERT und OTTE (2006) haben u.a. über die Ökologie einige Bemerkungen gemacht. Ich sende dir den Artikel per Mail. Bei den mir in die Hand gekommenen Funden hatte ich auch nicht den Eindruck, daß hier Moosparasitismus vorliegt, ohne natürlich der Sache ernsthaft auf den Grund gegangen zu sein.
Mache mich jetzt auf in ein Gebiet hier im Landkreis mit tausenden (!) div. Erdzungen, Trichoglossum walteri ist darunter, hatte ich noch nie gesehen.
Herzliche Grüße
Peter.
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

UmUlmHerum

#3
Hallo Peter,

das ging ja wia´s Katzl macha – hab´ herzlichen Dank für prompte Deine Antwort! Das sieht eindeutig aus.

Inzwischen habe ich über die Guten ein bisserl im Netz gestöbert, bin dabei hierauf gestoßen:
http://www.pilze-bayern.de/images/MycBav/MycBav16/Myc.%20Bav.%2016_%20Fungi%20selecti%20Bavariae%20Nr.%2030.pdf
Hier behaupten die Autoren Matthias Theiss & Katrin Gilbert, das Braungelbe Linsenbecherchen hätte keinen Stiel – das stimmt jedenfalls nicht, wie man im Schnittbild sieht. Man muss nur sorgfältig präparieren... Der Stiel war auch bei meinem Fund ziemlich fest "verwurzelt", wodurch ich mir die Frage stellte, was ist Myzel und was sind andere Wurzeln – nämlich die des Begleitmooses, vermute ich. Dazu gibt es auch schon eine Diskussion, ich zitiere aus https://www.fredis-pilzseite.de/podophacidium-xanthomelum/:
ZitatPodophacidium xanthomelum wächst meistens gesellig bis zusammengedrängt in kleinen bis größeren Gruppen. Im Nadel- und Nadelmischwald, mit Vorliebe auf humosen, von diversen Moosen und Würzelchen durchwachsenen eher saueren Böden. In Deutschland nur sporadisch in verschiedenen Bundesländern beobachtet. Ob P. xanthomelum nur saprobiontisch-terrestrisch, oder doch eher eine Mykorrhiza mit Moosen, und/oder den feinen Saugwurzeln der Begleitbäume eingeht, ist noch nicht erforscht. Einiges spricht für letztere Variante.

Noch was zur Farbe im frischen bzw. eingeweichten Zustand: Die schwefelgelben Farbpigmente sitzen wirklich im Subhymenium, siehe Schnittbild. Aber auch im frischen, ungequetschten Präparat ist das ganz deutlich, leider habe ich davon kein Übersichtsbild gemacht. Vielleicht kann man es auf diesem Foto besser sehen:



Soweit noch meine Gedanken & Beobachtungen zu diesem gelben Becherchen. Es gibt übrigens genug Exsikkat-Material – ich hatte drei Gruppen mit ordentlich Substrat dran (einschl. dem Moos – kann da jemand benamsen?) herausgeschnitten, falls daran Interesse besteht...

Viele Grüße – Rika

Peter P.

Hallo Rika,
das ist Podophacidium xanthomelum (Pers.) Kavina. Ein schöner Fund und garnicht so oft nachgewiesen.
Herzliche Grüße Peter.
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

UmUlmHerum

#1
Hallo miteinander!

Am 26.9.17 fand ich eine Kolonie dieser kleinen Becherlinge. Leider habe ich die Aufsammlung dann bei meiner Mutter in Uffing vergessen, die sie mir aber immerhin trocknete. Nach meinem letzten Aufenthalt konnte ich die Becher nun endlich gestern unters Mikro legen – und hoffe, damit auf einen Namen zu kommen.

Standort:
Böschung eines asphaltierten Waldwegs nordwestlich von Uffing/Obb.; offene, durchwurzelte, schwarzbraune Erde mit Moos, ohne (vergrabenes) Holz, Begleitbäume Fichte; rund 600 mNN. Auf einer Fläche von 10 cm x 10 cm gab es mehrer Gruppen, die dicht gedrängt wuchsen.

Makro-Beschreibung:
Apo-Ø bis 5 mm – Oberfläche konvex, konkav und wellig (alles möglich); Form jung rund, später etwas gelappt, Rand auch teilw. nach unten umgeschlagen; Fruchtschicht wirkt blassgelb durch schwefelgelbes Subhymenium im Untergrund, ansonsten (Hymenium, Trama) weiß-gelblich – siehe Schnittbild; Außenseite mit brauner "Rinde", im nassen Zustand gallertartig, trocken (ebenso beim eingeweichten Exsikkat) grobkleiig-krümelig.
Kurzgestielt – Stiel Ø 1,5...2 mm x Länge 1 mm.
Könnte mit dem Moos assoziiert sein?

Mikro-Merkmale (aus Exsikkat):
Sporen – langellipsoid bis fast spindelig mit sehr großem Tropfen (nicht immer zu erkennen), Ornament? 10– 11,5 –13 x 4– 4,5 –5, Q = 2– 2,6 –3 aus 10 Messungen,
Asci – 8 uniseriale Sporen, inoperculat, dickwandig, keulig, ohne Haken? Länge rund 120 µm, Dicke apikal 10 µm, basal 4 µm
Paraphysen – fadenförmig und äußerst vielgestaltig: meist mehrfach verzweigt, apikal u.a. oft gegabelt, gekrümmt, verdickt...

Das sind doch ganz griffige Merkmale!? Da ich nicht so die Asco-Literatur habe: Könnt Ihr mir weiterhelfen?

Viele Grüße – Rika