Uffinger Pilze 1: Stachel- u. Schmierschirmlinge

Begonnen von UmUlmHerum, 19. August 2017, 17:38

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UmUlmHerum

Hallo Christoph & Hias,
herzlichen Dank für Eure hilfreichen Beiträge!

Ich hatte E. aspera eigentlich und hauptsächlich deshalb verworfen, weil sämtliche Frk. so absolut keinen Ring besaßen. Zudem wird in GPWB der Stiel unterhalb des Rings "hutfarben faserig und schuppig" beschrieben, was so gar nicht zutrifft (ist glatt wie Kinderpopo und weißlich). Dass der Ring bei den Stachel-Schirmlingen auch flüchtig sein kann, habe ich dagegen auch früher schon beobachtet, konnte aber immer noch eine Ringzone erkennen – hier nicht.

Leider habe ich (bisher) weder Gröger noch Ludwig, musste mich mit GPBW und Beschreibungen aus dem Netz durchhangeln. Und blöderweise habe ich die beiden Frk. gestern im Wald entsorgt, sonst hätte ich vielleicht anhand der Zystiden endgültige Gewissheit schaffen können.

Aber ich denke, Hias hat noch einen entscheidenden Hinweis zugunsten E. asprea gegeben: die Hutgröße! Wie er richtig gesehen hat, sind die "Schlappen" schon bis Ø 12...15 cm. Ist damit E. perplexum endgültig aus dem Rennen?

Viele Grüße – Rika

Christoph

Servus Hias,

du kannst auch deutlich statt vorsichtig Zweifel äußern  :). Marcel Bon gibt die Sporen für Lepiota aspera wie folgt an: (8-)9-11(-14) x 3-4(-5) µm und die von Lepiota perplexum als (4,5-)5-6,5(-7,5) x 2,5-3(-3,5) µm.

Rikas Fund hätte diese sehr schmalen Sporen (auch wenn sie etwas zu lang sind).

Der Lamellengabelung traue ich irgendwie nicht so recht - vermutlich, weil ich gerne Mikromerkmale über Makromerkmale stelle. Wenn aber die Sporenmaße nur bedingt geeignet sind, dann stimmt das natürlich, denn Lepiota aspera hat ja typischerweise gegabelte Lamellen (ich hätte es für andere Arten nur nicht ausgeschlossen). Den Artikel von Pidlich-Aigner & Hausknecht hatte ich gar nicht auf dem Schirm (ich hätte zum Gröger greifen müssen).

Wenn die Sporen von Lepiota aspera so variabel sind, dann wäre es in der Tat Lepiota aspera - insbesondere wegen der gegabelten Lamellen.

Wunderbar! Da habe ich was dazugelernt. Danke für das Eingrätschen!

LG
Christoph

P.S.: hast du eine Idee zu dem halbhypogäischen Braunsporer, den Rika gezeigt hat?
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Hias

Servus zusammen,

ich melde vorsichtig Zweifel an der Bestimmung als E. perplexum an. Makroskopisch wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, bei dieser Aufsammlung etwas anderes als E. asperum zu vermuten.
Die superdichten, auffällig gegabelten Lamellen sind gerade das einschlägige Merkmal von E. asperum und das erste Schlüsselmerkmal bei Gröger, der auch die Sporenmaße von E. perplexum noch viel kleiner angibt (4,5-6,5). Nach Gröger stehen die Lamellen bei E. perplexum (80-100) nur halb so dicht und sind nicht gegabelt. Dass der Ring bei E. asperum fehlen kann und das cortinaartige Velum in Fetzen am Hutrand hängt, ist nichts Neues und auch bei Ludwig nachzulesen. Wiederum bei Gröger ist nachzulesen, dass Pidich-Aigner und Hausknecht (ÖZP 10) bei E. a. sehr variable Sporenmaße feststellten, die eine Abgrenzumg zu E. p. sehr schwierig machten.

Die Größe der Fk ist anhand der Fotos schwer abzuschätzen, trotzdem scheinen mir das ziemlich riesige Schlappen zu sein, während L. perplexa z.B. in FN und bei Ludwig Hutgrößen von 3-6 cm bzw. 2,8-7 [8] zugeschrieben werden.

Beste Grüße
Hias

Christoph

Servus Rika,

die kurzen und schmalen Sporen passen sehr gut - da habe ich so gar keine Einwände mehr  ;D
Lepiota perplexa - schöner Fund!

Liebe Grüße,
Christoph
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UmUlmHerum

#5
Guten Abend oder Morgen Christoph,

inzwischen bin ich seit ein paar Stunden wieder zuhause UmUlmHerum und damit mit Mikro. Der Stachelschirmling wollte freiwillig nicht so richtig absporen, die super-dichten Lamellen kleben fast aneinander. Aber ein paar Aufnahmen hat es doch gegeben:
Aus 8 Messungen: 5,9...6,68...7,5 x 2,3...2,58...2,9, Q = 2,3...2,6...2,9

Es gibt allerdings einen Vorbehalt: Ich hatte das Objektiv in Reparatur und seither noch nicht geeicht. Aber es handelte sich eigentlich nur um ein elektrisches Problem (Kabelbruch), wobei auf der Rechnung was von "neu justiert" stand?! Groß kann ein event. Unterschied aber nicht sein.

Was m.E. noch für E. perplexum spricht, sind diese ungewöhnlich glatten Stiele + Stacheln unter 1mm Länge.
Und was meinst Du nun?

Lieben Gruß – Rika

UmUlmHerum

#4
Hallo Rebecca, vielen Dank für das Kompliment!
Hallo Christoph, vielen Dank für Deine Kommentare und natürlich auch für das Fotolob!

Hier noch ein Blick durch die Gardine, da siehst Du die sich in Stielnähe gabelnden Lamellen, lt. GPBW in typischen Merkmal von E. perplexum. Ob es aber ein Alleinstellungsmerkmal ist, weiß ich nicht. Für alle Fälle & wenn sie durchhalten bis ich wieder zuhause = am Mikro bin, habe ich 2 Exemplare mitgenommen. Für Sporen wird´s sicher immer langen  ;)

Gute Nacht – Rika


Christoph

Servus Rika,

der Schleimschirmling passt - sehr typisch! Und tolle Fotos!

Der Stachelschirmling... da traue ich es mir anhand der Bilder rein makroskopisch nicht zu. Wenn es L. perplexa ist, dann müssten die Sporen relativ klein und kurz sein, deutlich kürzer als bei L. aspera. Wenn das zutrifft, bin ich überzeugt  ;)

Liebe Grüße,
Christoph

@snowwhite: wir haben keinen Dankeknopf (oder "gefällt-mir-Button") - man kann es aber auch gerne schreiben, wenn etwas gefällt (wie du es ja auch getan hast)  ;)
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snowwhite

Hier fehlt der "Danke" Knopf wie in einigen anderen Foren. Der Stachelschirmling ist sehr schön. Ich habe ihn nie wissentlich gesehen.

UmUlmHerum

#1
Hallo miteinander!

Gestern war ich bei drückender Schwüle noch schnell mal im Wald nordwestlich von Uffing (Staffelsee), bevor am Abend der Wettersturz mit Sturm und Gewitter über das Voralpenland hereinbrach... Insgesamt gibt es weiterhin nicht allzuviel, Speisepilze machen sich rar, dafür sind aber ein paar "neue" Arten erschienen. Diese beiden Arten waren am 9.8.17 noch nicht da. Ich habe sie hoffentlich auch ohne Mikro richtig bestimmt. Bitte gerne eine Rückmeldung – Hopp oder Top?

(1) Ringloser Stachelschirmling bzw. Kurzwarziger Schirmling = Echinoderma perplexum bzw. Lepiota perplexa
Ich glaube, die Fotos sprechen für sich; für mich ein persönlicher Erstfund. Gesehen vom Auto aus an einem "Haufen" über einem Bachufer. Die schwarzhumose Erde mit Laubschicht war fast knöcheltief. Rund 20 Fruchtkörper in allen Altersstufen. Die Haarschleier wie Fahnen – sehr attraktiv! Habt Ihr die Art schon in Oberbayern gefunden? In der DGfM-Kartierung ist hier gähnende Leere, und die Pilze-Ammersee-Seite hat Baustelle. Will sie sich noch jemand anschauen (falls sie den Regen der letzten 15 Std. überstanden haben sollten)?






(2) Schwarzfleckender Schmierschirmling, Chamaemyces fracidus
Diese Gruppe habe ich auch vom Auto aus entdeckt, auf dem Weg zu meinen eigentlichen Jagdgründen. Sie wuchsen in einer "künstlichen Böschung" = zusammengeschobenes Material am Rande eines leeren Holzlagerplatzes. Diese Art hatte ich nun zum 3. Mal, die beiden Funde davor auch mikroskopiert, so dass ich hoffe, die Benamsung stimmt. "Schmierig"  waren sie gestern natürlich nicht bei rund 28°C (aber geschwitzt haben sie schon), auch vermisse ich die bogige Längsfaserung auf dem Hut. Aber der Rest passt m.E. perfekt – oder gibt es Zweifel?






Viele Grüße – Rika