Servus beinand,
gestern war ich mal wieder in Rothschwaig - nachdem letzten Mittwoch ja noch Schnee lag, wollte ich am ersten warmen Tag direkt live vor Ort sein, wenn das dort eh nicht so üppige Holzsubstrat noch nass vom schmelzenden Schnee ist. Und siehe da, fast kein Schnee mehr - und das meiste an Holz / Stöckchen / Ästchen ist bereits sonnengetrocknet. Trockenrasen können gnadenlos sein.



Ein bisserl gab es aber zu bestaunen.
Anfangen möchte ich mit
Illosporiopsis christiansenii, die ich an unterschiedlichen Flechten an einem Eichenast finden konnte:
Illosporiopsis christiansenii - flockig und korallenorangerotNachdem auch Krustenflechten betroffen waren (hier jetzt nicht gezeigt), hatte ich auf was anderes gehofft, aber das Mikroskop zeigte die typischen, verschlungenen Konidien:
Illosporiopsis christiansenii - Konidien und konidiogene ZellenAm gleichen Ast waren eingetrocknete Fruchtkörper von
Peniophora quercina zu finden - und u.a.
Parmelia sulcata, eine - wie ich finde - sehr hübsche Flechte:
Peniophora quercina mit trocken typisch aufgebogenen, unterseits schwarzen Fruchtkörpern
Parmelia sulcata, eine hübsche, häufige Flechte an ÄstenDie Winterstürme haben ein paar Äste in den Trockenrasen geweht, darunter auch ein relativ frischer Fichtenast, an dem
Exidia pithya zu finden war:
Exidia pithya - sehr wenige bis gar keine DrüsenpunkteWie
schon einmal diskutiert, waren auch hier die Sporen relativ lang (dass der Pilz überhaupt fertil war, die Nächte waren mit -10°C saukalt und bis vor kurzem war der Ast eingefroren und von Schnee überpudert): 12,5-
14,0-18,0 x (3,75-)4,0-
4,5-5,0(-5,5) µm
Daneben fand ich zahlreiche schwarze Kügelchen, die recht weich waren und eine weiße, gallertige Masse enthalten. Im Mikroskop ist das Gehäuse grün-bläulich-schwarz (sehr auffällig), die farblos hyalinen Sporen winzig, fast kugelig (um die 3 µm) und die konidiogenen Zellen farblos hyalin und phoma-artig. Vielleicht finde ich bei Gelegenheit was passendes. Coelomyceten an Holz hat ein bisserl der Teufel gesehen...
Dann habe ich an Kiefernzapfen kleine, schwarze Flecken gesehen:
Diplodia sapinea s.l.Nebenbei bemerkt ist im Moment an Fichtenzapfen
Phragmotrichum chailletii ein Massenpilz in Rothschwaig. Die Konidien des Pilzes an den Kiefernzapfen waren auch hübsch, wenn auch nicht so spektakulär wie bei Phragmotrichum. Mit 30-
39-45 x 13,5-
16-19 µm sind sie aber auch sehr groß und auffällig. Die Sporenoberfläche der braunen Konidien ist nicht glatt, sondern entweder fein warzig oder fein grubig (schwer zu unterscheiden bei diesen Konidien, finde ich). Wäre die Oberfläche glatt, wäre ich bei
Diplodia (Sphaeropsis) sapinea - so bin ich bei Diplodia sapinea
s.l. - Diplodia scrobiculata hätte fein grubige Sporen, aber da passt die restliche Beschreibung nicht so gut, finde ich. Ist aber ein schwierige Artengruppe und das s.l. ist ja in Ordnung. Nebenbei angemerkt, ist D. sapinea ein gefürchteter Krankheitserreger von Kiefern (Kiefernschütte).
Zu guter Letzt zeige ich zwei Pilze gleichzeitig. Aufgefallen sind mir weiße, mehlig bestäubte Knubbelchen, die ich makroskopisch für Lasiosphaeria ovina gehalten hatte (nur wächst die nicht auf Borke, sondern auf dem Holzkörper):
Leucostoma niveum (= Valsa nivea) und Cylindrobasidium laeveHier waren die (vermutlich) Birkenäste noch sehr frisch, fast lebendig. Im Mikroskop wurde ich von Unmengen an Konidien überrascht, die an allen Seiten und in den Knubbeln zuhauf zu finden waren. Die Konidien sind einzellig, farblos-hyalin, gebogen und 6-7 x 1 µm klein.
Thorben Hülsewig
stubbste mich an, bei Cytospora zu schauen - so kam ich auf Valsa und dort auf die Nebenfruchtform
Leucostoma niveum (von Valsa nivea).
Ich habe natürlich gar keine Erfahrung in der Gruppe, aber je mehr Literatur ich sichte, umso besser passt es, so z.B.
hier.
Am gleichen Ast sitzt noch
Cylindrobasidium leave - und auch diese Fruchtkörper sind bereits fertil.
Ansonsten gab es noch Ohrlöffelstachelinge, Fomitopsis pinicola - das Übliche halt. Obwohl meine Mammendorfer Fichtenforste bodendeckend mit Strobilurus esculentus glänzen, habe ich in Rothschwaig keinen einzigen FiZaRü gesehen (die Arten an Kiefernzapfen kommen eh später).
Soweit als Zwischenmeldung aus dem wunderschönen Rothschwaig.
Liebe Grüße,
Christoph