Julipilze

Begonnen von Rudi, 4. Juli 2017, 18:48

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Christoph

Servus Gernot,

das ist ein sehr guter Hinweis! Ich habe bisher wohl nur Lactifluus oedematopus bewusst in den Händen gehabt (L. subvolemus kenne ich auch aus eigener Anschauung, nur habe ich Brätlinge kaum gesammelt und wenn, dann *zugeb* eher gegessen als aufbewahrt). Ich habe aber auch nur normale Schnitte gemacht und daher vielleicht die Haarlängen unterschätzt. Ich werde in Zukunft auch Skalps anschauen und mich auch in Herbarmetarial stürzen. Letzteres hatte ich eh vor, da ich für die Mycologia Bavarica die Gattung Lactifluus vorstellen und auch g'scheit schlüsseln wollte (inklusive der weißen, also auch "Lactarius vellereus var. hometi, die ich aus Italien und Ungarn kenne und in Österreich - z. B. im Burgenland - häufig sein sollte). Da sind solche Tipps Gold wert.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

#21
Guten Morgen,

zu den Brätlingen wollte ich mich auch noch kurz melden. Ich hab am Samstag in einem Eichenwald im Südburgenland (hauptsächlich Quercus cerris) mehrere Fruchtkörper eines hellen Brätlings gefunden, der makroskopisch ziemlich sicher L. subvolemus zuzuordnen ist – beim ersten Mikroskopieren fand ich allerdings auch nur kurze Huthaare. Interessant diesbezüglich vielleicht die Ausführungen von Jesko Kleine, mit dem ich mich vor dem Erscheinen der Arbeit von Van de Putte et al. per Email ausgetauscht habe. Er hat gemeint, dass die bis 100 µm langen (und z. T. auch längeren) Huthaar-Elemente mitunter sehr schwierig nachzuweisen seien und man laut Van de Putte eigentlich nur im Skalp die Chance habe, sie zu finden. Dies zeigt sich auch durch die Beschreibung in Heilmann-Clausen et al. ("The genus Lactarius"), deren Material, nach Auskunft von Jesko, mit Sicherheit zum Großteil aus den häufigeren, langhaarigen Arten bestand – sie geben aber ebenfalls sehr kurze Haare an (bis 40 µm).

Insofern sollte man beim Bestimmen anhand der Huthaare in dieser Gruppe wohl vorsichtig sein. Lactifluus subvolemus lässt sich ja makroskopisch oft ganz gut abgrenzen, bei den beiden anderen Arten wird es morphologisch aber schwieriger. Mich würde vielleicht noch interessieren, ob schon jemand einmal eine langhaarige Art gefunden hat und wenn ja, wie häufig da die längeren Haare waren und mit welcher Schnitttechnik gearbeitet wurde.

Schöne Grüße
Gernot

UmUlmHerum

Servus Christoph,

vielen Dank für die Info über die drei Brätlingsarten!
Hatte noch nie davon gehört. Jetzt muss ich die also immer erst mikroskopieren, bevor ich sie in den Pfanne haue. Langsam brauche ich mal eine Software zum Umbenennen all meiner Bilder... Beim Stöbern zu diesem Thema im Netz fand ich bei http://www.mykopedia.org/pilzdatenbank/art/birnen_milchling_lactifluus_volemus dieses hier:
ZitatLactifluus volemus (Birnen-Milchling oder Brätling) ist laut Index Fungorum eine Art aus der Familie Russulaceae. Der Name ist als nicht aktuell verzeichnet, es wird auf o.a. Synonym verwiesen. Nach neueren Erkenntnissen gibt es drei verschiedene Sippen des Brätlings, die zwar makroskopisch nicht zu unterscheiden, doch genetisch und mikroskopisch so verschieden sind, dass es gerechtfertigt ist, allen den Rang einer Art einzuräumen. Neben der hier aufgeführten sind dies Lactifluus subvolemus und Lactifluus oedematopus. Der Brätling wurde, bzw. wird von einigen Autoren noch zu Lactarius gestellt. Mehr dazu auf der Seite über Lactifluus.
Der Artikel wird in Kürze überarbeitet.

Gute Nacht – Rika

Christoph

Servus Rudi,

ja, dann ist es Lactifluus oedematopus - das ist zumindest dort, wo ich Brätlinge finde, wohl die häufigste Art aus der Gruppe.

LG
Christoph
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Rudi

Danke Christoph,

Ich hab mir heut halt noch mal einen Brätling  geholt und seine Frisur inspiziert.
Die meisten Haare waren brav kurz, so zwischen 30 und 50y, eine, die aber nur undeutlich zu sehen war, könnte auch 70y gemessen haben.
So wirds wohl doch oematopus sein?

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

Servus Rudi

ZitatVielleicht gibts du mir mal nen Tipp zur Friseurtechnik und die entscheidenden diagnostischen Massnahmen?

Das ist eigentlich recht simpel - es gibt die langhaarigen Brätlinge, also die, deren Huthauthaare bis bzw. über 100 µm lang werden und es gibt einen Brätling mit kurzen Haaren, die maximal 60 µm Länge erreichen.

Die langhaarigen "Hippie-Brätlinge" sind Lactifluus volemus s.str. und L. subvolemus, der brave Kurzhaarträger ist L. oedematopus.

L. subvolemus ist recht blass, mehr cremegelbbraun mit meist dunklerer, etwas abgesetzter Hutmitte. L. volemus s. str. ist ziemlich dunkelbraun, also makroskopisch weg von L. subvolemus.
L. oedematopus ist der "typisch" orangebraune Brätling, der makroskopisch so a bisserl in der Mitte zwischen L. volemus und L. subvolemus steht. Zum Glück hat der den Kurzhaarschnitt, ist also anatomisch erkennbar.

@Rika - so richtig falsche Brätlinge sind es ja nicht, alle drei sind ja Brätlinge, aber nur einer heißt L. volemus  ;)

LG
Christoph
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UmUlmHerum

Hallo miteinander!
Zitatwow, das könnte wirklich der "echte" Lactifluus volemus sein (der Stiel zeigt schön das Gelb). Hast du die HDS angeschaut? Ist er langhaarig oder trägt er den braven Kurzhaarschnitt?

Könnte mich mal jemand darüber aufklären, was "falsche" Brätlinge sind?

Merci & gute Nacht – Rika

Rudi

#15
Ja lieber Schorsch,
toll, was ich mir da manchmal vorstelle.
Der blutrote Röhrling ist ja nicht das einzige, was rot ist oder wird. (übrigens ist er wohl gar nicht so selten)
Ich müsste auch a bisserl rot werden, so wie die Tauben, die ich am 7.7. vorgestellt habe als Russula minutula und emeticolor (richtig wäre emeticicolor).
Mein Freund Christoph Wamser, mit dem ich die kleinen Roten gefunden hab, hat mich heut abend auf einen Fehler aufmerksam gemacht.
Diese beiden kleinen, weichen und milden roten Täublinge sind makroskopisch, aber auch mikroskopisch sehr ähnlich und sollen sich am besten durch die SulfoVanillin-Reaktion am Exsikkat unterscheiden lassen.
Ich hatte es bei der Bestimmung sehr eilig und hab die frischen Exemplare in SV getaucht.
Eine Kollektion hat nicht reagiert, die andere schwach rot.
Christoph hat dann korrekt die Exsikkate überprüft und alle wurden rot...
Bei mir jetzt auch :o :-\ :'(
Also: beide Tauben hören jetzt auf den Namen minutula  8) 8) 8)

LG Rudi
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Schorsch

Toll Rudi, was Du uns wieder alles vorstellst. Den Xerocomus rubellus würde ich auch gerne mal zu Gesicht bekommen. Aber ich weiß gar nicht, ob es den bei uns auch gibt.
Liebe Grüße Schorsch
Frei di, dass regnt, wei wannst di ned freist, regnts aa.
frei nach Karl Valentin.

Rudi

Servus Christoph,

meiner Frau haben die Schwammerl so gestunken, dass ich sie schnell aufessen musste 8).
Genauso (und irgendwie ganz anders als in Oberpfalz und Bayerwald) schauen sie immer aus.
Ich hatte sie schon mal mikroskopiert und bin bei volemus gelandet.
Vielleicht gibts du mir mal nen Tipp zur Friseurtechnik und die entscheidenden diagnostischen Massnahmen?

hier noch ein paar neue von heute- na ja, das Anhängsel war ja schon mal dran...

LG Rudi
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Christoph

Lieber Rudi,

wow, das könnte wirklich der "echte" Lactifluus volemus sein (der Stiel zeigt schön das Gelb). Hast du die HDS angeschaut? Ist er langhaarig oder trägt er den braven Kurzhaarschnitt?  :)

LG
Christoph
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Rudi

Hier noch ein paar spröde Schönheiten

LG Rudi
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Rudi

Hier noch ein paar Schwammerl der letzten 2 Tage ;D

LG Rudi
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UmUlmHerum

Hallo Ihr Beiden,

merci für die Aufklärung! Ja, dieser Beringte Flämmling hat auch gesägte Lamellen, die kräftigen Farbtöne passen recht gut (wobei die Ockertöne beim Flämmling wohl nicht vorkommen sollten) – die Idee ist nicht von der Hand zu weisen. So habe ich auch einen "neuen" Pilz kennengelernt...

Gute Nacht – Rika

Christoph

Genau den meinte ich, Rudi.

@Rika: gmynos - griechisch für nackt; Pilus Latein für Haar...

Gymnopilus ist aher ein etwas seltsamer Name, aber Nackthaar ist für mich eine Glatze. Und falls es Gmynopileus heißen sollte und das e bei der Originalbeschreibung abhanden kam, dann wäre es "nackter Hut".

Und den Ring sieht man sehr schön auf Rudis Foto.

Und halluzinogen soll er auch sein, stimmt. Ich kenne ihn als Massenpilz auf Gomera an Kiefernstubben.  8)

LG
Christoph
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