Welt- und Europaschlüssel der Gattung Strobilurus (mit 4 europäischen Arten!)

Begonnen von Christoph, 16. April 2018, 23:20

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Emil

Hallo Christoph,

Strobilurus albipilatus ist ja auch schon in Europa nachgewiesen, aber in dem Schlüssel nicht aufgeführt (oder entspricht die Art der Strobilurus spec.?).
Somit müssten wir fünf europäische Arten haben.

Viele Grüße
Emil

Christoph

Hallo zusammen,

als Lebenszeitmitglied der MSA (Amerikanische Mykologische Gesellschaft) bekomme ich immer die neuesten Artikel aus der Mycologia. Am 13. April 2018, also gerade eben, wurde folgender Artikel veröffentlicht:

Jiao Qin, Egon Horak, Flavius Popa, Karl-Heinz Rexer, Gerhard Kost, Fang Li & Zhu L. Yang (2018): Species diversity, distribution patterns, and substrate specificity of Strobilurus, Mycologia, DOI: 10.1080/00275514.2018.1463064

Die Autoren haben alle bekannten Arten der Gattung Strobilurus sequenziert und morphologisch-anatomisch kurz beschrieben. Hierbei zeigte sich, dass Aufsammlungen von Strobilurus an Pinus peuce aus Makedonien eine noch unbeschriebene Art aus Europa darstellen. Die Cystiden sind identisch mit denen von Strobilurus tenacellus, jedoch sind die Sporenformen etwas unterschiedliche (andere Quotienten).

Somit sind in Europa vier Arten, davon drei beschriebene, bekannt. Ich hätte den Schlüssel, den Qin et al. (2018) erstellt haben, auf diese vier Arten eindampfen können, habe abder dennoch den gesamten Schlüssel übersetzt, denn es sind Strobilurus-Artenan Douglasie bekannt. Wer weiß, ob diese Arten zusammen mit ihrem Wirt mittlerweile (oder zukünftig) eingeschleppt wurden/werden? Einen Kompkatschlüssel für Europa habe ich dann noch angefügt, wobei der kaum nötig ist. Die Arten sind zu leicht trennbar - es reichen ja die Pleurocystiden alleine aus - abgesehen von der noch unbeschriebenen Art aus Makedonien. Hier helfen der Wirt (wobei bei so wenigen Kollektionen die Substrattreue noch nicht klar ist) und die Sporenform.

Liebe Grüße,
Christoph

Und hier die Schlüssel (wieder ebenfalls als Word-Dokument, wegen des Layouts)

Weltschlüssel der Gattung Strobilurus

(nach Jiao Qin, Egon Horak, Flavius Popa, Karl-Heinz Rexer, Gerhard Kost, Fang Li & Zhu L. Yang (2018): Species diversity, distribution patterns, and substrate specificity of Strobilurus, Mycologia, DOI: 10.1080/00275514.2018.1463064)

1 Fruchtkörper an den Samenhülsen von Magnolia oder den Früchten des Amberbaums (Gattung Liquidambar) ............................................................................. Strobilurus conigenoides
1* Fruchtkörper an Koniferenzapfen oder Koniferenholz ............................................................. 2

2(1) Pleurocystiden dickwandig und breit keulenförmig .............................................................. 3
2* Pleurocystiden dünn- oder dickwandig, nicht breit keulenförmig ......................................... 4

3(2) Basidiosporen meist 4,5-6 x 2-3 µm; ostasiatische Art ................... Strobilurus luchuensis
3* Basidiosporen meist 6-8,5 x 3-4 µm; europäische Art ............... Strobilurus stephanocystis

4(2) Fruchtkörper an Zapfen von Pinus armandii, ostasiatische Arten ....................................... 5
4* Fruchtkörper an Holzresten oder Zapfen von Kiefern oder Fichten; europäische oder nordamerikanische Arten .................................................................................................................. 6

5(4) Pleurocystiden dünnwandig oder nur wenig dickwandig .................. Strobilurus orientalis
5* Pleurocystiden sehr dickwandig .................................................. Strobilurus pachycystidiatus

6(4) Pleurocystiden stumpf endend bis kopfig ............................................................................. 7
6* Pleurocystiden spitz endend ...................................................................................................... 10

7(6) Basidiosporen 5–7 × 3–4 μm; Europa ............................................. Strobilurus esculentus
7 Basidiosporen kleiner; nordamerikanische Arten ....................................................................... 8

8(7) Pleurocystiden dünnwandig; an unterschiedlichem Substrat unter Koniferen ................... ................................................................................................................................ Strobilurus lignitilis
8* Pleurocystiden dickwandig; an Zapfen von Pinus oder Pseudotsuga .................................... 9

9(8) Fruchtkörper winzig, Hut nur 1,5-3 mm im Durchmesser; an Pinus- oder Pseudotsuga-Zapfen ............................................................................................................ Strobilurus diminutivus
9* Fruchtkörper größer, Hut 5-20 mm Durchmesser; an Pseudotsuga-Zapfen ............................ ............................................................................................................................ Strobilurus trullisatus

10(6) An Pinus-Zapfen; europäische Arten ................................................................................... 11
10* An Fichtenzapfen; Arten aus dem westlichen Nordamerika ............................................... 12

11(10) An Zapfen von Pinus sylvestris, im Frühjahr fruktifizierend; Q = (1,6-)1,7-2,4(-3,00); Qm = 2.07±0.18  .............................................................................................. Strobilurus tenacellus
11* An Zapfen von Pinus peuce, im Herbst fruktifizierend; Q =1,7–2,0(–2,1); Qm = 1.85±0.12 .................................................................................................................................... Strobilurus spec.
Bem.: bislang aus Makedonien bekannt

12(10) Basidiosporen 4–5,5 × 2,5–3 μm, Hut 3–15 mm im Durchmesser; im Tiefland ............... ... Strobilurus occidentalis
12 Basidiosporen 5,5–8 × 3–5 μm, Hut 15–25 mm im Durchmesser; in subalpinen Habitaten ...................  Strobilurus wyomingensis

Strobilurus oshimae, eine ostasiatische Art, die an Zweigen und Ästen von Cryptomeria japonica und Chamaecyparis obtusa wächst, fehlt der wurzelnde Stiel, hat untypischerweise einen kurzen Stiel mit ausladendem Hut (Habitus passt nicht zu Strobilurus) und gehört nach Qin et al. (2018) nicht in die Gattung Strobilurus, was sie auch genetisch gezeigt haben. Daher haben die Autoren Strobilurus oshimae nicht in den Schlüssel integriert.

Kompaktschlüssel für Europa


1 Pleurocystiden dickwandig und breit keulenförmig; an Pinus-Zapfen .......................................
.................................................................................................................. Strobilurus stephanocystis
1* Pleurocystiden dünn- oder dickwandig, nicht breit keulenförmig; an Pinus- oder Picea-Zapfen  .................................................................................................................................................. 2

2 Pleurocystiden dünnwandig, spitz endend; an Pinus-Zapfen .................................................... 3
2* Pleurocystiden stumpf endend, lageniform bis leicht kopfig; an Picea-Zapfen .......................
........................................................................................................................... Strobilurus esculentus

3 An Zapfen von Pinus sylvestris, im Frühjahr fruktifizierend; Q = (1,6-)1,7-2,4(-3,00); Qm = 2.07±0.18  ........................................................................................................ Strobilurus tenacellus
3* An Zapfen von Pinus peuce, im Herbst fruktifizierend; Q =1,7–2,0(–2,1); Qm = 1.85±0.12 .................................................................................................................................... Strobilurus spec.
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)