Xylaria coprinicola - eine "Holz"keule, die den Schopftintling parasitiert

Begonnen von Christoph, 6. Juni 2017, 02:01

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Christoph

Lieber Thomas,

freut mich, dass du's interessant findest. Ich habe die Mycologia als Lebenszeitabo (ich hatte vor vielen Jahren - noch im Studium - einen Festbetrag bezahlt). Da nicht viele Zugang haben (abgesehen von älteren Ausgaben über Cyberliber), schaue ich immer wieder, ob ich was interessantes finde, um es hier vorzustellen. Falls jemand andere Zeitschriften erhält, die nicht jeder hat, könnten vielleicht mehr solche Beiträge schreiben. Ich nutze das Forum da quasi als Archiv, da man ja auch alte Beiträge immer wieder über die Suchfunktion finden kann.

Ich denke, dass wir die Keule wohl erst dann bei uns finden können, wenn auch hier in großem Maßstab der Schopftintling gezüchtet wird, was aktuell ja nicht der Fall ist (dabei schmeckt er sowas von gut).

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

blacky

Das ist ja super interessant, Christoph.
Vielleicht wird er doch mal bei uns eingeschleppt und ich bin der Erstfinder :D :D :D
Aber im Ernst, das wäre wirklich ein höchst interessanter Pilz.
Für mich ist wichtig, dass ich durch dich überhaupt erst von diesem Pilz erfahre.
Bin jedenfalls sehr gespannt, ob er sich in irgendeiner Form weiter ausbreitet.
LG.
Thomas
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Christoph

Beim Schmökern älterer Ausgaben der Mycologia bin ich über einen Artikel aus dem Jahr 2011 gestolpert:

Yu-Mingh et al. (2001): Xylaria coprinicola, a new species that antagonizes Cultivation of Coprinus comatus in China. Mycologia 103(2): 424-430.

In China wird der Schopftintling kommerziell gezüchtet. Dies passiert durch Animpfen auf Boden - also in normalem, stickstoff- und nematodenreichen Humus. In Kulturen in China trat plötzlich eine noch unbeschriebene,sehr kräftige und auffallende Xylaria-Art auf. Sie wuchs direkt aus dem Boden - ohne Kontakt zu Holzsubstrat oer ähnlichem. Es zeigte sich, dass eine Verbindung zum Myzel des Schopftintlings besteht, an dem die Art parasitiert.

Sachen gibt es...

Diese Keule ist bislang nur aus Schoptintlingskulturen bekannt, also nicht aus dem Freiland. Die nahe Verwandtschaft (die Genetik macht's möglich) kommt bevorzugt in Termitenbauten vor - möglicherweise parasitieren sie dort an den Pilzen, die die Termiten züchten?!

Bei uns wird Xylaria coprinicola also wohl kaum zu finde sein, es sei denn, sie wird über Kulturen eingeschleppt.

LG
Christoph
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