Servus beinand,
es hat sich etwas getan... Carbone et al. (2018) haben den
Gyromitra-gigas-Formenkreis genetisch und klassisch überarbeitet. Hierbei konnte gezeigt werden, dass
Gyromitra ticiniana in der Tat ein eigenständiges Taxon darstellt. Die Abgrenzung zu
Gyromitra gigas ist aber nicht so einfach, da auch
Gyromitra ticiniana ornamenterte Sporen hat, wenn sie denn reif genug ist - ich habe hier den Schlüssel entsprechend überarbeitet und
Gyromitra montana und
Gyromitra korfii in die Bemerkungen verbannt (siehe dort im Schlüssel). Ich empfehle auch den dazu passenden
Thread im EU-Forum zu konsultieren.
Dann habe ich im
Gyromitra-esculenta-Formenkreis ein bisserl nachgebessert und hier genauere Sporenmaße angegeben. Dies resultiert auch auf den aktuellen Fund von
Gyromitra esculenta var. bubaci.
Die Diskussion rund um
Gyromitra accumbens vs. Gyromitra leucoxantha floss ebenfalls in die neue Version ein.
Wie immer kopiere ich den Schlüssel vom Word-Dokument zum schnellen Überfliegen hier hinein, hänge für ein besseres Layout aber das Word-Dokument als Datei an.
Liebe Grüße und viel Erfolg beim Anwenden des Schlüssels,
Christoph
Schlüssel der Gattung Gyromitra in EuropaA) Schlüssel der Untergattungen1. Apothecien sessil oder mit stark reduziertem Stiel …................................................................... 2
1*. Apothecien gestielt …... 3
2(1). Sporen in der Mehrzahl mit zwei Öltröpfchen (biguttulat) ……………………………………………………… ………………………………………………………………………………………...… 7 (Gyromitra subgen. Melaleucoides)
2*. Sporen in der Mehrzahl mit nur einem oder mit drei Öltröpfchen ………………………….…………………. ………………………………………………………………………………………………………. 8 (Gyromitra subgen. Discina)
3(1). Fertiler Fruchtkörperbereich (v. a. jung) glockenförmig, Stiel sehr deutlich helvellaartig grubig; Sporen glatt............................................................................ 17 (Gyromitra subgen. Pseudorhizina)
3*. Fertiler Fruchtkörperbereich mit Lappen/Zipfeln, hirnartig gewunden, helvelloid; Stiel nicht grubenlorchelartig; Sporen ornamentiert bis glatt …......................................................................... 4
4(3). Sporen glatt oder fein rauh-warzig, ohne nennenswerte Anhängsel oder Kalotten ….............. 5
4*. Sporen fast glatt bis stark ornamentiert, mit deutlichen Anhängseln oder Kalotten................... 6
5(4). Stiel glatt, vollkommen hohl, an den Stiel einer Verpel erinnernd; anthrcophil, bislang nur aus Zypern bekannt ……………... Gyromitra subgen. Pseudoverpa – nur eine Art: Gyromitra anthracobia
5*. Stiel nicht glatt-röhrig verpelartig ……………………………………… 19 (Gyromitra subgen. Gyromitra)
6(4). Sporen stachelig ornamentiert oder mit isolierten Anhängseln oder Dornen ….......................... ….................................................................................................. 25 (Gyromitra subgen. Carolinana)
6*. Sporen nicht stachelig ornamentiert, sondern mit konischen Anhänseln oder Kalotten …............
…... 8 (Gyromitra subgen. Discina)
B) Artenschlüssel nach Untergattungen
Gyromitra subgen. Melaleucoides7(2). Sporen 18–22 × 9–10 μm, fein warzig ornamentiert................................. Gyromitra melaleuca
7*. Sporen 10-14,5 x 7-10 µm, deutlich warzig-gratig …............................. Gyromitra melaleucoides
Gyromitra subgen. Discina8(6). Apothecien deutlich gestielt, nicht scheibenartig / becherlingsartig …........................................
…............................................................................................. 9 (Gyromitra sect. Pseudogyromitrae)
8*. Apothecien sitzend oder mit deutlich reduziertem Stiel, scheiben-/becherlingsartig …................
…... 10 (Gyromitra sect. Discina)
9(

. Meist im Nadelwald (sehr wenige Laubwaldnachweise); Hymenium reif gerne dunkelbraun werdend; Sporen (25-)27-32(-34,5) x (11,5-)12-13(-14) µm; Sporen deutlich netzartig ornamentiert (in Wasser gut erkennbar) ………………………………………............................................ Gyromitra gigas
Bem: in Nordamerika existiert eine genetisch abtrennbare, eigene Art, Gyromitra montana. Die anatomische oder morphologische Abtrennbarkeit von ihrem europäischen Pendant, Gyromitra gigas, ist noch unklar, sodass im Moment nur die unterschiedliche ITS uns die Wuchsregion als Trennmerkmale zur Verfüguing stehen.
Für die Bestimmung europäischer Funde werden völlig reife Fruchtkörper benötigt, da nur sie die entsprechende Sporenbreite erreichen und nur sie ein so deutlich ausgeprägtes Ornament aufweisen. Unreife Exemplare werden sonst als Gyromitra ticiniana fehlbestimmt.9*. Nur im Laubwald; Hymenium reif oft heller gefärbt bleibend; Sporen etwas schmaler, (22-)25-31(-34) x (9,5-)10,5-11(-12) µm; Sporen fein netzig ornamentiert (nur in Baumwollblau sichtbar); Sporen schmaler …………………………………………..................................................... Gyromitra ticiniana
Bem.: Für die korrekte Bestimmung werden reife Fruchtkörper benötigt, um korrekte Sporenmaße zu ergeben. Gyromitra ticiniana kommt auch in Nordamerika vor. Mit Gyromitra korfii existiert hier ein möglicher, älterer Name, da dieses Taxon aufgrund der schmaleren Sporen von Gyromitra gigas s. auct. americ. abgetrennt wurde. Da der Typus noch nicht sequenziert wurde, ist noch unklar, ob sich der Name doch auf Gyromitra montana beziehen kann. Die schmaleren Sporen von Gyromitra korfii wären möglicherweiseauch durch mangelnde Reife des Typus erklärbar. 10(

. Sporen nur bis 30 µm lang ….................................................................................................. 11
10*. Sporen länger als 30 µm lang …................................................................................................ 12
11(10). Sporenanhängsel abgehackt kalottenförmig; Apothecien quasi sitzend; Hymenium mit deutlichen Olivtönen, deutlich gegenüber der elfenbein-weißen Außenseite kontrastierend; Rand jung eingerollt; Sporen 9-12 µm breit ................................................................. Gyromitra geogenia
11*. Sporenanhängsel konisch, kurz; Apothecien nur bis 1-3 cm groß, kurz gestielt (Stiel bis 2 cm lang); Sporen nur 8-9 µm breit.......................................................................... Gyromitra intermedia
11**. Sporenanhängsel relativ lang (2,5-5 µm lang); Sporen 11-14 µm breit …..... Gyromitra warnei
12(10). Sporenanhängsel sehr kurz, großteils stumpf abgerundet bis flach buckelig, gelegentlich ganz fehlend …... 14
12*. Sporenanhängsel 1,5-3,5 µm lang; Sporen bis 40 µm lang …......................... Gyromitra perlata
12**. Sporenanhängsel 3,5 µm lang; Sporen länger als 40 µm ….................................................... 13
13(12). Sporen bis 45 µm lang, Sporen fein netzig ornamentiert ….................... Gyromitra fluctuans
13*. Sporen bis 48 µm lang, Sporen rauh-warzig bis deutlich netzig ornamentiert …........................
…... Gyromitra megalospora
14(12). Apothecien nur 1-5 (-9) cm im Durchmesser, nahezu sitzend; Hymenium gelbbraun bis braun; Paraphysen bisweilen an der Spitze verzweigt …................................... Gyromitra olympiana
14*. Apothecien gewöhnlich 4-15 cm im Durchmesser, jung saugnapfförmig; Hymenium blass ocker, später gelbbraun bis zimtbraun; Paraphysen unverzweigt …................................................. 15
15(14). Sporen groß, 32-38 µm lang werden (nach Rahm 1970: 35-45(-52) x 12-15 (-18) µm, aber Nachmessungen an Material von Rahm ergaben kleinere Werte); Apothecien bis 6(-7) cm im Durchmesser; Hymenium rasch zimtbraun …................................................... Gyromitra accumbens
Bem.: Für die Bestimmung sind unbedingt völlig ausgereifte Fruchtkörper nötig, da die Abgrenzung zu Gyromitra leucoxantha sehr schwer fällt.15*. Sporen nur selten länger als 35 µm; Hymenium gelb, braunocker bis braunorange ……......... 16
16(15). Hymenium zunächst glatt, nur mehr oder weniger rau; Sporen 25-35 x 10-15 µm; meist auf karbonatreichen Böden …............................................................................... Gyromitra leucoxantha
16*. Hymenium deutlich höckerig-verbeult; Sporen 30-40 µm lang; amerikanische Art …................
…... Gyromitra convoluta
Gyromitra subgen. Pseudorhizina17(3). Sporen elliptisch, 16-20,5 x 8,5-10,5 µm; Nordamerika.......................... Gyromitra californica
17*. Sporen kugelig, 8-10 (-12) µm im Durchmesser ….................................................................... 18
18(17). Stielbasis mit auffallenden weinroten Farbtönen ……………………………………………………………... …………………………… Gyromitra sphaerospora „fm. gabretae“ (noch nicht zu Gyromitra kombiniert)
18*. Stiel ohne weinrote Töne ….................................... Gyromitra sphaerospora fm. sphaerospora
Gyromitra subgen. Gyromitra19(5). Arten des Frühjahrs; Hut gewöhnlich hirnartig gewunden, ohne deutliche Loben / Lappen …. ………………………………………………………………………………………………………………………………………..…………. 20
19*. Arten des Sommers und Herbstes: Hut gewöhnlich mitraförmig gelappt …............................ 24
20(19). Sporen ohne apikale Kalotte oder diese nur sehr schwach angedeutet ….......................... 21
20*. Sporen mit deutlicher, apikaler Kalotte …................................................................................ 23
21(20). Hut dunkelbraun; Stiel kurz; Sporen 13-17 x 7,5-8,5 µm, mit großen Guttulen (4,5-6 µm); Perispor an den Enden kaum verdickt; in der boreo-arktischen Zone unter Koniferen, in den Alpen in der subnivalen Stufe …................................................................................ Gyromitra columbiana
21* Hut gelb- bis rotbraun; Stiel deutlich ausgeprägt; Sporen deutlich länger (weit über 20 µm lang); Perispor kaum verdickt; Habitat variabel ….................................. 22 (Gyromitra esculenta s.l.)
Bem.: Falls Stiel auffällig verpelartig, röhrig, glatt und auf Brandstellen vorkommend, zudem Sporen kürzer: (16–)18–21(–22,5) × (9–)10–11,5(–12) μm, dann vergleiche mit Gyromitra anthracobia – Schlüsselpunkt 522(21). Hut braun-rot; Stiel weiß, gut ausgeprägt; Sporen 18-28 x 9-12,5 µm; Habitat variabel, bei Fichten oder Kiefern ….............................................................................. Gyromitra esculenta s.str.
22*. wie G. esculenta s.str., aber Sporen im Schnitt kleiner: 16-21-22,5(-24,5) x 8-10,8 µm,
Q = 1,4-2,4; Hymenium gelbbraun bis falb ockerbraun ……………..... Gyromitra esculenta var. fulva
22**. wie G. esculenta s.str., aber Sporen länger, 18-32,5(-35) x 8-12,5(-13,5) µm ………..…......... .......................................................................................…............... Gyromitra esculenta var. bubaci
22***. wie G. esculenta var. bubaci, also großsporig, aber insgesamt weiß bis elfenbein-weiß (albinotisch) ......................................................................................... Gyromitra esculenta var. alba
22****. wie G. esculenta s.str., aber Hymenium auffallend orange ….................................................. …................................................................................................ Gyromitra esculenta var. aurantiaca
22*****. wie G. esculenta s.str., aber insgesamt zierlicher; unter Laubbäumen ….............................. …... Gyromitra neuwirthii
23(20). Hut halbkugelig, braun-rot, mit freiem Hutrand; Stiel robust, weiß mit braunen Flecken; unter Pinus; Sporen elliptisch, 19-25 x 9-12 µm ............................................. Gyromitra tasmanica
Bem.: Unter Nothofagus kommt die sehr ähnliche Gyromitra antarctica vor.23*. Hut dunkelbraun, Sporen fast fusoid, 23-28 x 11,5-13,5 µm ….................. Gyromitra splendida
23**. wie Gyromitra splendida, aber Sporen 19-28 x 9-13 µm, mit auffallend langem Stiel …........
…... Gyromitra longipes
24(19). Sporen rein elliptisch, an den Enden abgerundet, 19-24 x 7-8,5 µm …........ Gyromitra infula
Bem.: Gyromitra sichuanensis ist eine Minitaurausgabe, die sich aber auch durch fein warzige Sporen unterscheidet; bislang nur aus China bekannt;
Gyromitra chirripoensis – beschrieben aus Costa Rica – ist ebenfalls sehr ähnlich, unterscheidet sich aber durch die fehlenden Kalotten an den Sporenenden.24*. Sporen tendentiell etwas eckig, die Enden nicht so abgerundet und deutlich größer, 22-33
(-37) x 7,5-12 µm; Stiel mit Violetttönen ….......................................................... Gyromitra ambigua
Gyromitra subgen. Caroliana25(6). Apothecien deutlich gestielt …..................................................26 (Gyromitra sect. Caroliana)
25* Apothecien sessil oder mit deutluch reduziertem Stiel ….............. 28 (Gyromitra sect. Parmae)
26(25). Fertiler Fruchtkörperberich hirnartig gewunden …................................. Gyromitra caroliana
26* Fertiler Fruchtkörperbereich gelappt bis helvelloid …............................................................... 27
27(26). Sporen kürzer als 30 µm; Nordamerika …................................................ Gyromitra brunnea
27*. Sporen größer, einige länger als 30 µm werdend ….................................... Gyromitra fastigiata
28(25). Sporenlänge 20 µm überschreitend …................................................................................. 29
28*. Sporen nur bis 20 µm lang ….................................................................... Gyromitra microspora
29(28). Sporen sehr auffallend stachelig ornamentiert …............................. Gyromitra spinosospora
29*. Sporen netzig bis angedeutet netzig ornamentiert, aber mit stachligen Sporenanhängseln .. 30
30(29). Sporen deutlich und vollständig netzartig ornmamentiert, an den Polen deutlich stachelig; Sporen nur bis 28,5 µm lang .................................................................................. Gyromitra parma
30*. Sporen nur unvollständig netzig ornamentiert, an den Polen rauwarzig-stachlig; Sporen 31-38 µm lang ... Gyromitra martinii
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