Alpine Exkursion zur Neuen Regensburger Hütte Teil 1

Begonnen von Helmut, 23. Dezember 2015, 00:08

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Schorsch

Lieber Helmut,
vielen Dank für den eindrucksvollen Bericht.
Früher vor meinen Hüftproblemen war (Ski-) Bergsteigen mit mein Lieblingssport.
Vielleicht sollte ich das wieder forcieren und so wie Du beides kombinieren.
Liebe Grüße und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr
Schorsch
Frei di, dass regnt, wei wannst di ned freist, regnts aa.
frei nach Karl Valentin.

Peter

Zitattatsächlich wuchs der Elfenbeinröhrling da oben in ähnlich großer Anzahl wie der Zirbenröhrling. Aber eben hier unter den fünfnadeligen Zirben. Eingewandert mit den Weymouthskiefern hat diese Pilzart es tatsächlich geschafft, auch auf heimische Baumarten ,,überzuspringen". Da oben hatte ich den weißen Schmierröhrling noch nie vorher gesehen.

Servus Helmut,

es gibt keine belastbaren Belege dafür, dass S. placidus ein Neomycet ist (vgl. Engel et al. 1996).
Das Vorkommen gerade in solchen Habitaten wie alpinen Zirbenbeständen legt den Schluss nahe, dass es sich um eine zirkumboreale Art handelt.
Es ist aber durchaus möglich, dass die Art zusätzlich als Begleiter der Weymouthkiefer in forstlichem Pflanzgut eingebracht wurde.

BG, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Helmut

Servus,

L. uvidus war wirklich aus dem Fichtenwald. Und über die Heringstäublinge weiß der Werner Jurkeit schon Bescheid und kriegt auch noch Exsikkate von mir. Im Steinernen Meer ist mir R. pascua begegnet (sofern richtig bestimmt bzw. interpretiert aufgrund z. T. widersprüchlicher Lit.-Quellen).

Gruß

Helmut

Hias

Wunderschöner Bericht, Helmut, merci!

Den Lactarius uvidus hast du wahrscheinlich im Fichtenwald gefunden. In den typischen Bergmischwäldern auf Kalk mit Fichte, Tanne und Buche kann ich ihn oft nicht von L. luridus unterscheiden, der mitunter genauso blass und schleimig daherkommt.

Vielleicht interessiert sich der Jurkeit Werner für deinen Heringstäubling?

Beste Grüße
Hias

Peter

Servus Helmut,

danke für deinen schönen alpinen Bericht. Seit unserer Tagung in Berchtesgaden mit anschliessendem Funtensee-Workshop haben es dir die Schwammerl da oben wohl angetan ;)

ZitatNachdem es im trockenen Sommer 2015 im alpinen Bereich auf den karstigen Kalkböden sehr schlecht aussah,

Hier muss ich dich etwas korrigieren. Anfang August hat es in der Karwendelgrube richtig gebrummt und ich schätze, dass hat aufgrund der dortigen Gewitter locker bis Mitte August angehalten.

Anbei ein paar Beispiele (die Risspilze hat Ditte bestimmt)


LG, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Helmut

Liebe Schwammerlfreunde,

hier der dritte und vorerst letzte Teil des Berichts zum Ausflug auf die Neue Regensburger Hütte. Nach dem langen Aufstieg ist eine Brotzeit mit einer Halben selbstverständlich Pflicht – auch wenn man alleine unterwegs ist. Das Bier schmeckt selten so gut wie nach so einer Plackerei. Und die Kaspressknödel ... hmmmmm! Im Hintergrund übrigens die Gletscher- und Schnee-Reste, die sich leider immer weiter zurückziehen.

Diese eisigen Relikte sind die Ursache für ganz viel Wasser dort oben, das aufgrund fehlender kalkhaltiger Karst-Untergründe auch nicht gleich wieder versickert. Überall bilden sich Tümpel und kleine Seen, die in diesem unvergleichlichen Sommer die Bergwanderer zum Baden einluden (auf über 2200 Metern!).

Und so schön liegt die Neue Regensburger Hütte, die übrigens gerne von Biologie-Studenten der Regensburger Universität heimgesucht wird. Das hatte schon Tradition zu Zeiten von Dr. Helmut Besl, der ein besonderes Auge auf die Pilzflora in diesem schönen Gebiet hatte.

Auch hier ganz oben stand alles voller Pilze! Die Artenzahl kann allerdings nicht mit der in den den Kalkalpen konkurrieren – zumindest nicht, wenn das Wetter passt und dort etwas wächst. Eine der zwar nicht häufigen, aber weit verbreiteten Arten war Amanita nivalis.

Mehrere rote Täublinge begegneten mir in diesen alpinen Matten. Eine der Kollektionen imponierte zu Hause beim Trocknen im Arbeitszimmer durch einen penetranten Fischgeruch. Die Eisensulfat-Probe verlief natürlich positiv. Bestimmungsergebnis: Russula chamitae. Allerdings ein wenig unsicher, weil die Heringstäublinge je nach Autor unterschiedlich interpretiert werden – auch die alpinen.

Wer bis jetzt die Risspilze vermisst hat: Die gab es natürlich auch. Bei Interesse bitte die einschlägigen Internet-Foren beobachten, vor allem das Inocybe-Unterforum in der DGfM-Homepage. Da kommt noch mehr. Z. B. siehe hier:
http://forum.dgfm-ev.de/board1-offener-bereich/board2-expertenforum-mykologie-mycological-board/board19-fachforum-inocybe/1115-inocybe-140904-10-lactifera-alpin/?s=8547bf8f630aea52e118fec7175e47ed139ad3ba

Frohes Fest vom 

Helmut

Helmut

... und tatsächlich wuchs der Elfenbeinröhrling da oben in ähnlich großer Anzahl wie der Zirbenröhrling. Aber eben hier unter den fünfnadeligen Zirben. Eingewandert mit den Weymouthskiefern hat diese Pilzart es tatsächlich geschafft, auch auf heimische Baumarten ,,überzuspringen". Da oben hatte ich den weißen Schmierröhrling noch nie vorher gesehen.

Am Ende des Zirbenwaldes war es dann nicht mehr weit zur Falbesoner Ochsenalm – schon recht nahe am alpinen Bereich. Im Hintergrund gleich neben dem Wasserfall blinkt schon die Neue Regensburger Hütte in der Sonne. Da gibt es aber schon noch ein schönes Stück Kondition zu absolvieren.

Mit lebenden Hindernissen muss man hier einfach rechnen.

In einem kleinen Latschenkiefern-Holz nahe an den 2000 Metern zeigte sich dann ein Ascomyzet, den ich gefühlte 30 Jahre schon nicht mehr hatte: Rhizina undulata. Damals, als die Winter noch schneereicher und die Sommer regenreicher waren, begegnete er mir fast regelmäßig in den sauren Sandkiefernwäldern der Oberpfalz.

Ein Blick zurück auf die Ochsenalm: Wie aus einem Fantasy-Film! Das Foto kann diesen gigantischen Eindruck nur bedingt wiedergeben.

Weiter geht es mit Teil 3 im alpinen Bereich auf ca. 2200 Metern.

Erholsame Weihnachten!

Helmut

Helmut

Liebe Schwammerl- und Bergfreunde,

auch wenn die Wetterlage dafür sorgt, dass die Pilzsaison noch immer nicht ganz zu Ende ist, möchte ich Euch entführen zu einer Bergwanderung im Ausnahmesommer des fast vergangenen Jahres 2015. Zumindest hier im Regensburger Raum hatte es die letzten Wochen fast ausnahmslos trübe Tage. Entweder brachte ein Tief Regen oder ein Hoch Nebel. Damit muss man im Donautal einfach leben.

Auf die Neue Regensburger Hütte im Stubaital wollte ich schon länger mal. Nachdem es im trockenen Sommer 2015 im alpinen Bereich auf den karstigen Kalkböden sehr schlecht aussah, packte ich die Gelegenheit beim Schopf und fuhr am 22. August in dieses Gebiet auf sauren und sehr wasserreichen Böden. Für die Hüttenübernachtung blieb leider keine Zeit. So fuhr ich vor 4 Uhr los, um schon am frühen Morgen da zu sein. Das ist durchaus empfehlenswert, denn um die Uhrzeit kommt man durch die Straßen in München noch zügig voran.

So zwei bis drei Stunden hatte ich für den Aufstieg eingeplant. Doch auf dem Weg gab es derart viele Schwammerln, dass ich über fünf Stunden brauchte. Interessant war für mich, dass einige aus den heimischen Sand-Kiefernwäldern bekannte Arten dort im Bergfichtenwald fruktifizierten! Z. B. der Orange Graustieltäubling (Russula decolorans) oder der Weinrote Graustieltäubling (Russula vinosa). Ein typischer Alpenpilz dagegen ist der violett milchende Lactarius uvidus - sonst eher auf Kalk gefunden.

Sehr überrascht war ich von zwei Schmier-Röhrlingen, die weiter oben im Zirbenwald gediehen. Einer ,,gehört" hierher und wächst schon immer im hochmontanen Bereich in den Zirbenwäldern: Der Zirben-Röhrling (Suillus plorans), ein persönlicher Erstfund. Wenn von fünfnadeligen Kiefern die Rede ist, denken die meisten von uns zuerst an die nicht heimische Weymoutskiefer - und natürlich an den Elfenbeinröhrling (Suillus placidus). Weiter geht es mit dem in Teil 2.

Schöne Feiertage!

Helmut