Gibbera vaccini - ein BayerWald-Fund

Begonnen von Christoph, 14. Juni 2014, 16:17

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Peter P.

Hallo Christoph,
einmal in dieser Suchstellung entgeht uns eigentlich nicht allzuviel. Man muß nur achtgeben auf Jäger und sich in irgendeiner Form Spaziergängern gegenüber bemerkbar machen, ohne sie zu Tode zu erschrecken.
Obwohl wir gezielt nach bestimmten Arten suchen ist uns diese Stengel- Gibbera noch nicht begegnet, auch nicht an den Blättern und Trieben der Preiselbeere. Vaccinium- Arten weisen ja an lebenden und abgestorbenen Teilen eine beachtliche und interessante Funga auf, die attraktivsten sind dabei u. M. nach die Arten der Gattung Monilinia.
Gruß Peter P. 
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Christoph

Ui, das ist ja richtig spannend! Auf die Funga der abgefallenen Heidelbeerblätter werde ich in Zukunft genau achten. Die drei Arten sollten dann ja überall auffindbar sein.

Die Gibbera vaccini wuchs aber, wie schon beschrieben, nicht an den Blättern, sondern auf toten Ästchen. @Peter P.: hast Du an diesem Substrat schon explizit gesucht, oder dich mehr auf die Blätter beschränkt?

Ja, Ellis & Ellis geben nur die Preiselbeere als Substrat an, aber eben hier explizit die Ästchen. Da finde ich die Heidelbeere nicht überraschend, da sich das Holz wenig unterscheiden dürfte. Ich schau mal, was ich noch über die Art recherchieren kann. Die Seta-Länge passt nicht ganz zu Ellis & Ellis, wohl aber die Sporenmaße. Anhand derer kann man (wie auch durch das Substrat Äste) Gibbera myrtilli ausschließen.

Wie schön, wenn es zu trocken ist, um große Pilze zu finden - dann kann man sich auf die winzigen Schönheiten stürzen.

LG
Christoph

und danke für die weitergehenden Infos!
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Peter P.

Hallo Gernot,
hier ist noch ein Makrofoto von M. vaccini.
Gruß Peter P.
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Anonymus

Gernot

Hallo Peter,

ZitatGibbera myrtilli ist in jedem Blaubeerbestand zu finden, genau wie seine "Mitbewohner" Lachnum microsporum und Mycosphaerella vaccini.

Jawoll, genaue diese Artenkombination kann ich auch von hier bestätigen. Und weil du von G. myrtillii und L. microsporum schon Fotos angehängt hast, hier dann noch eine Tafel von Mycosphaerella vaccinii.

Schöne Grüße
Gernot

Peter P.

#4
Hallo in die Runde,
da geht es mir wie Gernot, diese Art ist mir auch noch nicht untergekommen. Lt. ELLIS et ELLIS soll diese an Preiselbeertrieben vorkommen ? Gibbera myrtilli ist in jedem Blaubeerbestand zu finden, genau wie seine "Mitbewohner" Lachnum microsporum und Mycosphaerella vaccini. Eine interessante Gibbera- Art war vor 2 Jahren im BayerWald bei Mauth an abgestorbenen vorjährigen Trieben des Schlangenbärlappes zu finden- Gibbera lycopodii-. Wahrscheinlich eine hochmontane Art, denn ich kenne sie noch aus dem Hochharz, hier im Thür. Schiefergebirge konnte ich sie trotz reichlichen Bärlappvorkommens noch nicht nachweisen.
Gruß Peter P.
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Christoph

Hallo Gernot,

auch hier (wie im Parallelthread zur Dangeardiella) vielen Dank! Die G. myrtilli werde ich bei Gelegenheit auch suchen. Es gibt ja genug alte, liegende Heidelbeerblätter.

LG
Christoph
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Gernot

Hallo Christoph,

ich hatte bisher nur G. myrtilli mit den kleinsten Ascosporen aus dieser Gruppe, auf am Boden liegenden Blättern von Vaccinium myrtillus. Richtig aktuelle Literatur kenne ich leider auch nicht aber zumindest umfangreichere Informationen als im Ellis & Ellis gibt's z. B. in Eriksson, B. (1974): On ascomycetes on Diapensiales and Ericales in Fennoscandia. 2. Pyrenomycetes. Svensk Botanisk Tidskrift 68(2): 192-234 oder auch hier, von Barr: http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/Sydowia_41_0025-0040.pdf

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo zusammen,

ich habe zu Pfingsten im BayerWald in den Hochlagen abgefallene, abgestorbene Zweige von Vaccinium myrtillus untersucht (also mit der Lupe betrachtet) und daran winzige, schwarze Punkte entdeckt. Da ich in mich in letzter Zeit öfter mal mit bitunikaten Ascomyzeten beschäftigt habe, schaue ich mir solche Winzigkeiten ab und an genauer an (auch mangels anderer Pilze, zugegeben).

Im Mikroskop zeigte sich dann, dass die Fruchtkörper lange, schwarze Setae besitzen. Die Sporen waren 12,5-16,25 x 5,75-6 µm groß (aber ich fand nur wenige Sporen / Asci). Ich habe jeweils auf 1/4 µm gerundet.

Die Setae waren ziemlich lang (bis 125 µm]. Es scheint relativ wenig aktuelle Literatur zu geben. Ich habe grob mit Ellis & Ellis bestimmt. Nach deren Schlüssel komme ich auf Gibbera vaccini. Gibbera myrtilli soll (nur?) an Blättern wachsen und hat kleinere Sporen:

Gibbera myrtilli: 10-15 x 3-5 µm
Gibbera vaccini: 12-18 x 5-8 µm

Die Sporenbreite passt gar nicht auf Gibbera myrtilli. Jetzt finde ich aber Gibbera vaccini nicht in der Onlinekartierung (auch nicht in der Artdatei an sich), wohl aber Gibbera myrtilli.

Meine Fragen:
Kennt jemand Gibbera vaccini? Ist sie häufig, aber übersehen (z. B. da man Gibbera meist an Blättern sucht?).

Anbei ein Foto von Boris Zurinski ("heldenhaft" mit einem Bino ohne Beleuchtung und ohne Fotostutzen, also improvisiert - daher auch etwas unscharf.



Fundort: Nationalpark Bayerischer Wald, südwestl. des Lackenberggipfles, ca. 1200 m, Bergfichtenwald, unter altem Strauch von Vaccinum myrtillus, an abgefallenen, abgestorbenen Zweigen am Boden.

LG
Christoph
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