Achtung Kartierer - Microglossum viride wurde aufgespalten!

Begonnen von Christoph, 15. Mai 2014, 19:02

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huperzia

Hallo,

Ich find es nicht ganz einfach, die zwei auseinander zu halten. Vielleicht hatte ich ja auch nur eine, aber mal fallen die Ascus-Maße mehr in Richtung viride und mal in Richtung griseoviride...

Ich hatte in der letzten Woche vier Kollektionen. Die zwei aus dem Hainich habe ich anhand der Angaben hier noch recht überzeugt zu M. viride getan. Eine Zunge aus dem Südharz, die Hjördis gefunden hatte, tendierte etwas mehr in Richtung griseoviride, so dass ich mich nicht getraut hab, einen Namen dran zu schreiben. Dieser Fund hatte auch etwas weniger gelb im Fruchtkörper und Habitat war wirklich Buchenwald. Aber eindeutig war es nicht.

Mein Fund von heute aus Jena wieder, deutlich gelb, hat einen Ascus-Q-Wert um 13 (Breite 10-11) und ich bin wieder irritiert.

Da hier auch etwas von Lebermoosen erwähnt war, habe ich zumindest heute drauf geachtet. Sie stand zwar bei Laubmoosen (Atrichum), aber rausgeruft waren dann doch kleine Lebermoose vorhanden. Also wenn fehlende Lebermoose ein Ausschlußkriterium sind, dann tut das nicht....

Ich bin jetzt ziemlich verwirrt, wie ich mein Grünzeugs (drei Kollektionen schon getrocknet) bestimme.

Viele Grüße,
Tanja

Das erste Bild ist aus dem Hainich (dort bestimmt als M. viride) und die anderen beiden aus Jena (noch frisch aufm Schreibtisch).

Christoph

Servus beinand,

während der 8. Bayerischen Mykologischen Tagung wurde Microglossum griseoviride gefunden. Die Bestimmung erfolgte zunächst makroskopisch anhand des Habitats (Karl Keck, Inge Rössl - ich weiß jetzt nicht, wer der beiden ihn gefunden hat, der Beleg ist aber, glaube ich, bei Karl). Die Ergebnisse der anatomischen Nachuntersuchung kenne ich noch nicht, aber ich werde nachhaken  ;). Die "neue" Art scheint ja die häufigere der beiden zu sein.
Es fragt sich, wie häufig / selten die "echte" Microglossum viride bei uns ist. Also: bitte die Augen offen halten und kartieren...

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Rudi

Morgen Christoph,

schnell geschlafen? ;)

Ich sehe da noch etwas koralloides...

Das sollte Ramariopsis tenuiramosa sein- den gabs im Grünen-Zungen-Wald ebenfalls zu hunderten, neben einigen anderen weiteren Ramariopsen, Clavarien und Saftlingen- leider nur 2010 und seitdem (bis jetzt...) nicht mehr.

Schönes Wochenende
Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

Hallo Rudi,

eine wunderschöne Entschuldigung  :). Ich sehe da noch etwas koralloides...

Ich hatte, nachdem ich unten auf Deinen Link geklickt habe, ganz übersehen, dass Du ja das Habitat beschrieben hast (Buchenwald, Böschung, trocken). Dann sollte es natürlich M. griseoviride sein. Ich habe vor vielen Jahren im Raum Starnberg (Leutstetten, Sonnenberg) Microglossum griseoviride gefunden, aber damals natürlich nicht im aktuellen Sinn bestimmt. Beleg habe ich auch keinen, da ich ja damals dachte, das sei makroskopisch klar.

LG
Christoph
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Rudi

Servus christoph,

Ja, da wirst du schon richtig liegen.
Die Schwammerl sind von Lothar und Thomas Wallner hat sie fotografiert- ich bin da fast ganz unschuldig- hab sie natürlich aber falsch eingestellt.
Zur Entschuldigung nochn Bild vom Blutsee- diesmal alles von mir- olivaceum?:

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

P.S.: Das zweite Foto von der Ausstellung - Die Fruchtkörper haben einen völlig glatten Stiel? Dann wäre das Microglossum olivaceum... sehe ich das richtig?

LG
Christoph
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Christoph

#6
Lieber Rudi,

für mich schwer zu sagen, da ich ja nur den Artikel zusammengefasst habe. Die "echte" Microglossum viride wächst demnach im feuchten Fichtenwald bzw. auch mit Erlen oder Pappeln (bodenfeucht), während M. griesoviride in Buchenwäldern wächst. Ich sehe keine Lebermoose, mit der M. viride vergesellschaftet sein soll, was für M. griseoviride sprechen würde (Habitat? Ich sehe Fichtennadeln, aber auch buchenknospenschuppen?).

Rein makroskopisch entspricht der gelbgrünliche Ton eher der echten M. viride, wenn die Farben des Fotos passen. M. griseoviride ist tiefer grün gefärbt (jedenfalls kenne ich so die "Grüne, schuppigstielige Erdzunge aus dem Buchenwald". Ich bringe die aktuelle Mycologia einfach mit in den Bayerwald, dann zeige ich dir die dort abgebildeten Fotos. Die M. viride ist da allerdings noch deutlich gelber, also müsste es wohl wirklich ;. griseoviride sein, was Du gefunden hast.

Gibt es einen Beleg wegen der Ascusmaße?

LG
Christoph

(nachträglich etwas ergänzt)
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Rudi

Dann wäre das also griseoviride, oder?

Spessart, Buchenwald, Wegböschung, Standort trocken:
http://www.pilzseite.de/Pilzgalerie/Microglossum/viride/FrameSet.htm

LG Rudi
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Christoph

Noch ein Nachttrag wegen Microglossum olivaceum (diesmal wirklich...): Microglossum olivaceum hätte einen glatten, nicht schuppig-schürfeligen Stiel. Microglossum viride und Microglossum griseoviride haben den typisch schuppig-schürfeligen Stiel.

Liebe Grüße
Christoph
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Christoph

Hallo Peter,

ähm, eigentlich gar nichts. Ich hatte viride gedacht und olivaceum geschrieben. Ich ändere sofort die Überschrift.

Danke für den Hinweis ;-)

LG
Christoph
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Peter

Vielen Dank für die Info, Christoph

eine Frage dazu:

Was hat die Überschrift M. olivaceum mit dem Artikel zu tun?

BG, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Christoph

#1
Hallo zusammen,

heute habe ich die aktuelle Mycologia aus dem Briefkasten geholt und einen interessanten Artikel gefunden. Microglossumviride, die Grüne Erdzunge, ist in zwei Arten gespalten worden. Die Buchenwaldsippe heißt demnach nun Microglossum griseoviride.
Die "echte" Microglossum viride ist auf bodenfeuchte Wälder beschränkt (z. B. Pappel, Fichte) und scheint mit Lebermoosen vergesellschaftet zu sein, während Microglossum griseoviride die typische Buchenwaldart ist (die ich auch aus Buchenwäldern so kenne).

Unterschiede:
DNA
Ökologie
Ascusbreite / Länge-Breite-Verhältnis: M. viride: 9,5-12 µm Breite der Asci, Q = 11,3 im Schnitt, M. griseoviride: 8-10 µm Breite, Q = 13,0 im Schnitt.

Auch die Sporen sind etwas unterschiedlich, aber nicht sehr:
M. viride: 16-20 x 4-5 µm
M. griseoviride: 18-22 x 4-6 µm (also mit Überschneidungen).

Anhand der Ascimaße und der Ökologie sind die Arten aber auch ohne DNA-Analyse bestimmbar. Die Fruchtkörperfarben sind auch etwas unterschiedlich (M. viride s.str. mit deutlichem Gelbton im Grün).

Bitte in Zukunft beachten.

Das Zitat: Kucera et al. (2014): Re-evaluation of the morphological variability of Microglossum viride and M. griseoviride sp. nov. Mycologia 106(2): 282-290.

LG
Christoph
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