"Stalaktiten"-Porling - Rigidoporus spec. ?

Begonnen von günter, 3. Januar 2014, 20:06

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günter

Da offenbar kein größeres Interesse an dem Thema besteht, schließe ich es hiermit (vorläufig) ab.

hg
Günter

günter

Wegen der verklebten Hyphenbüschel habe ich mir jetzt von einem der "Zapfen" ein wenig  Porenschicht abgeschabt, weil die Zapfen frei in der Luft hingen und nicht mit dem Boden in Berührung gekommen sind. Es ist ja nicht auszuschließen, dass die seltsamen Zuspitzungen durch ein Insekt verursacht wurden. Die Zuspitzungen waren im neuen Präparat genauso vorhanden und in der gleichen Häufigkeit. Ich füge noch ein Foto an.
Ich habe in den 90er Jahren mit Helga Große-Brauckmann zusammengearbeitet und meine Arbeiten sind in ihre große Corticiaceenarbeit eingeflossen. Damals habe ich über 1000 Corticiaceen und Porlinge mikroskopiert und mir ist ein derartiges Erscheinungsbild nie unter die Augen gekommen.
Leider habe ich trotz intensiver Suche keine seitwärts zu sehende Basidie mit Sporen gefunden. Bei einigen Ansichten von oben hatte ich auch wieder den Eindruck, das es Basidien mit mehr als vier Sterigmen sind, aber es war immer zu undeutlich, um letzte Sicherheit zu haben.
Ich habe noch das Färbeverhalten der Hyphenwände untersucht: Sie sind inamyloid und acyanophil.

Viele Grüße

Günter

günter

Hallo Frank,

schade, dass Du nicht ein wenig mehr siehst als einfach septierte Hyphen. Leider sind meine Fotos nicht die besten. Aber, was man sieht ist, dass alle Hyphen verdickte Wände aufweisen.
Und die verklebten Hyphenbüschel kann man doch auch gut erkennen. Du hast allerdings recht, dass die Hyphen nicht typisch für Sistotrema sind. Zwar haben einige Arten der Gattung Sistotrema auch verdickte basale Hyphen, aber im Hymenium ist alles dünnwandig. Das passt nicht so recht.
Trotzdem ist mir der ganze Charakter des Pilzes zu wenig porlingsartig. Wie gesagt, ich werfe gelegentlich noch einen Blick ins Mikroskop und suche nach Hymenium. Das kann Stunden dauern....

Viele Grüße
Günter

Frank D.

Hallo Günter,

das Einzige, was ich auf deinen Fotos erkenne, sind Hyphen und zwar ohne Schnallen. Diese Hyphen passen aber nicht zu Sistotrema!

Beste Grüße
Frank

günter

Hier noch ein Foto einiger Sporen und eines verklebten Hyphenbüschels in Phloxin. Ein Teilstrich der Skala sind 2.5 µm.
hg
Günter

günter

#12
Hier die Erläuterungen zu den Bildern und zum Ergebnis meiner Recherche zu Rigidoporus vitreus (gültiger Name lt. Mycobank).
Es gibt einige Widersprüche in der Beschreibung bei den verschiedenen Autoren, übereinstimmend wird aber berichtet, dass der Pilz beim Trocknen hornartig verhärtet und sein Subiculum sich braun verfärbt. Dies trifft auf meinen Fund nicht zu. Zwar wird der resupinate Teil steif, aber der Context des Subiculums ist krümelig und die Rückseite bleibt weißlich. Im Mikroskop kann das Präparat in 5%iger KOH leicht zerdrückt werden. Die Hyphen im Context laufen überwiegend kreuz und quer, es gibt aber auch einige Hyphenstränge mit parallel arrangierten Hyphen. Alle Hyphen sind einfach septiert, das Hyphensystem ist monomitisch. Die Hyphenbreite beträgt etwa 2-4-5-6 µm und die Hyphen sind häufig gewunden und ihr Durchmesser schwankt. Verzweigungen sind selten und treten meist in direkter Nähe zu einer Septe auf. Die Wandstärke der Hyphen ist ziemlich einheitlich und unabhängig von der Hyphenbreite und beträgt 0,5 - 1.0 µm. Die Wände erscheinen im Mikroskop blaßgrün und wenig kontrastreich. Gut kontrastierende dünnwandige Hyphen habe ich nicht beobachtet. Die große Mehrzahl der Hyphen bleibt in Phloxin B unverändert.
Diese Beschreibung trifft auch für die Hyphen im Subhymenium bzw. der Röhrentrama zu. Lediglich im Hymenium färbt sich der Zellinhalt rot. Einige Hyphen enthalten eine stark lichtbrechende Flüssigkeit. 
Im allgemeinen sind die Hyphen in der Röhrentrama wie im Context stark verwoben, in der Nähe der Poren bilden sich aber Hyphenbüschel, die an der Spitze mit einer in Phloxin anfärbenden Substanz verklebt sind. Sie sind sehr häufig und können als charakteristisch für den Pilz beschrieben werden.
Ein geschlossenes Hymenium wurde nicht beobachtet, jedoch spärliche Bereiche mit 3 bis 5 Basidien. Diese sind am Anfang zylindrisch mit einfacher Septenbasis. Später verformen sie sich suburniform. Es wurden mehrere Basidien mit 6 Sterigmen gefunden, aber auch welche mit anscheinend vier und eine junge scheint sogar 8 Sterigmen zu haben. Die reifen Sporen sind ellipsoidisch 5.5 - 3.8 µm und recht einheitlich. Sie färben in Phloxin B gut an.
Nach diesen Beobachtungen hat sich mein zweiter Eindruck verstärkt, dass es sich bei dem Fund um keinen Porling handelt. Sistotrema werfe ich weiterhin in die Waagschale.
Aufgrund meiner unzureichenden Möglichkeiten sollte der Fund m. E.von einem wissenschaftlichen Spezialisten möglichst aus dem Corticiaceen-Bereich untersucht werden.
Wer kommt in Deutschland in Frage? Auf europäischer Ebene taucht Hallenberg in der neueren Literatur auf, ob Hjortstam und Eriksson noch aktiv sind, weiß ich nicht. Bei den Porlingen käme Niemelä infrage, ob er sich mit Corticiaceen, befasst, weiß ich aber auch nicht. Aber lieber wäre es mir schon, wenn ein interessanter deutscher Fund von einem deutschen Mykologen bearbeitet würde. Gibt es Vorschläge?
Ich schaue in ein paar Tagen nochmal ins Mikroskop, falls ich noch etwas Interessante entdecke oder mir eine bessere Aufnahme der Elemente des Hymeniums gelingt, melde ich mich wieder. Leider kann ich mich der Mykologie nur sporadisch widmen.

Viele Grüße

Günter

günter

Noch ein Versuch für heute morgen  :) Das Hymenophor ist spärlich, aber es gibt einige Basidien und Sporen. Die Basidien sind suburniform anscheinend mit 4-8 Sterigmen. Spricht doch sehr für Sistotrema.

günter

Ich bin wieder rausgeflogen. Für heute mache ich Schluss.

Günter

günter

#9
Hier einige Mikroskopaufnahmen. Fotografiert durch das Okular mit einer Kompaktdigitalkamera Olympus SZ 31 MR - Mikroskop Olymbus BH-2. Leider kann ich nur 400-fach vergrößern, da ich z.Zt. nur mit halber Spannung arbeite. Ich stelle jetzt ersteinmal einige Fotos ein, da mein soeben geschriebener längerer Text verschwunden ist.

günter

Hallo Frank,

ich recherchiere gerade die Literatur der "Altmeister": Bourdot und Galzin, Donk, Pilat,Bondartzew, Domanski, Lowe, Rabenhorst. Das Thema ist sehr komplex. Es scheint sich um ein nicht näher untersuchtes Arten-Aggregat mit einigen Widersprüchen zu handeln. Ich melde mich wieder, aber es kann etwas dauern. Reichliches Material ist vorhanden. Wer mikroskopieren möchte, dem schicke ich gerne etwas zu. Bitte Adresse mailen: kgsturm@t-online.de

Viele Grüße

Günter

Frank D.

Hallo Günter,

was makroskopisch auch noch so wachsen könnte, wäre Loweomyces (Abortiporus) fractipes. Da würden sogar die Sporen passen. Andererseits müssten da schon mal paar Schnallen zu finden sein!
Ansonsten bleibst man bei schnallenlosen, monomitischen Fruchtkörpern, die auch noch kleine Hüte ausbilden, bei Oxyporus hängen.

Beste Grüße
Frank

P.S. Bei Physisporinus können auch vereinzelte inkrustierte Zystiden auftreten. Ist nur selten beschrieben!

günter

Hallo Wolfgang und Peter,

an Physisporinus glaube ich nach wie vor nicht. Der wird z.B. beim Trocknen zäh-hart, mein Fund ist eher mürbe. Auch das viele Öl und die mit Tröpfchen und Körnchen gefüllten Hyphen passen nicht zu Physisporinus ( und auch nicht zu Rigidoporus). Ich schlage vor, dass ich zuerst die Mikroaufnahmen mache, und dann sehen wir weiter.
Die Stalaktiten bei Hymenochaete rubiginosa sind ja auch seltsam und interessant. Man kann ja auch nie einen Parasiten ausschließen. Aber bei meinem Fund sieht das normalem Fruchtkörperwachstum aus.

Günter

Peter P.

#5
Hallo Günter u. Wolfgang,
nachdem Physiosporinus in die Diskussion gebracht wurde, wäre ich auch der Meinung von Wolfgang. Die makroskopische Beschreibung von Günter läßt m. M. auf die Gattung (inwischen nur noch eine Art, Ph. vitreus ?) schließen. Auch die Mikroskopie findet sich in der Literatur wieder: BERNICCHIA (2005) "......cystidioles ....apically encrusted in the dissepiments......", GPBW ".....Hyphen.....mit Kristallen besetzt...".. Auch JÜLICH (1984) erwähnt inkrustierte Cystiden und in PdS findet sich eine Skizze inkrustierter Hyphenenden.
Auffallend sind diese Stalaktitenbildungen schon, vereinzelt hatte ich sie bei Physiosporinus vitreus auch schon gesehen, ohne sie sonderlich zu registrieren (siehe Mitte Foto). Diese Bildungen sind ja bei poroiden Gattungen und Rindenpilzen eigentlich garnicht selten, solche "Hymenochaete rubiginosa- Stalaktiten" wird man aber selten finden.
Gruß Peter P.

Wolfgang, keine Sistotrema wegen fehlender Schnallen ?
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

günter

Hallo Wolfgang,

vielen Dank, dass Du an meinem Fund mitwirkst. Physisporinus ist sozusagen der zystidenlose Rigidoporus. Ich weiß nur von P. sanguinolentus und P. vitreus. Letzterer überkrustet zwar seine Umgebung, aber von einem effus-reflexen Wachstum mit derartigen Auswüchsen habe ich noch nie gehört. Ich kenne P. vitreus auch aus eigener Anschauung. Er sieht milchig-glasig aus, ganz anders als mein Fund. Auch die beschriebenen Mikromerkmale findet man dort nicht. Ich werde mir noch die Zeit nehmen und ein paar Aufnahmen durchs Okular machen. Wieso schließt Du Sistotrema so kategorisch aus?
Gruß
Günter

Wolfgang D.

Hallo Günter,
ich denke hier an Physisporinus und würde Sistotrema jedenfalls ausschließen.
LG
Wolfgang