Hallo Ingo,
natürlich waren Skeletthyphen irgendwann mal lebendig und auch dünnwandig. Es wächst eben irgendeine Zelle sehr lang aus und verdickt dann die Wände, begeht also Selbstmord im Dienste des Fruchtkörpers.
Zu den einzelnen Punkten...
Generell ist das Problem, dass keine Definiton sauber ist, was dieses Strukturelemente "Skeletthyphen" u.ä. angeht. Hyphodontia hat normalerweise keine Skeletthyphen. (Schizopora verdient keine eigene Gattung, dumm ist nur, dass Schizopora Priorität über Hyphodontia hat, was ein bisserl blöd ist, nachdem fast keine Hyphodontia Poren besitzt). Dass Schizopora paradoxa dimitisch sein soll, also echte Skeletthyphen besitzt, kann sein, aber vermutlich ist es eine Art Übergangsform. Ich hatte es ja im PilzePilze-Forum geschrieben: ich habe das nie so recht geprüft. Ich muss mal eine Schizopora auf das Hyphensystem hin analysieren. Schizopora radula, von vielen als Synonym zu S. paradoxa angesehen, soll nun wieder nur skelettisierte Hyphen haben. Spricht also sehr für einen Übergangstyp. Ich kann aber nix genaues sagen, außer, dass ich skeptisch bin, dass es bei Schizopora "echte" Skeletthyphen sind.
Das Problem der verzweigten Skeletthyphen... Nun, das ist für mich ein eschtes Problem, weil es hier wirklich alle Übergänge gibt. Es gibt Pilze, die wirklich unverzweigte Skeletthyphen besitzen. Beispiel Trametes. Dafür haben die stark verzweigte Binde"hyphen" (die auch wieder nur eine Zelle sind, also eigentlich keine Hyphe).
Andere Porlinge haben ein Mischmasch. Beispielsweise Piptoporus: immer wieder mal Verzweigungen. Was ist, wenn die Bindehyphen nicht deutlich von den Skeletthyphen abgesetzt sind? Wenn sie nicht entweder schmaler oder knorriger oder anderweitig auffallend sind. Sind es nun verzweigte Skeletthyphen und der Pilz ist dimitisch, oder sind die verzweigten Skeletthyphen dann Bindehyphen und das Teil ist trimitisch?
Antrodiella ist für mich so ein Mischding. Sie wird daher auch in der Literatur immer wieder als di-trimitisch bezeichnet. Ich persönlich würde deutlich und immer wieder mal verzweigte Strukturen nicht als Skeletthyphen bezeichnen. Höchstens als Übergangsform zwischen Skelett- und Bindehyphen. Da die Schlüssel meist eh recht grob vorgehen, was die Bezeichnung angeht, ist schnoddrig gesagt alles, was keine oder wenige Septen hat (und deren Septen unauffällig sind wie bei Phellinus) eine Skeletthyphe, das, was mehr Septen hat oder gar auffällige Septen - z.B. Schnallen - skelettisiert. Nicht gerade glücklich, da es eben die Übergänge gibt, aber o.k.
Bleibt man bei der harten Definition, fällt es einem leichter, finde ich.
Polyporus ist dann sofort als Sonderfall interessant: er hat (neben dünnwandigen generativen Hyphen) nur Bindehyphen. Ganz einfach.
Laetiporus ist wieder ein Sonderfall: auch nur Bindehyphen, diese aber nicht so richtig dickwandig (Übergang zu generativen Hyphen bzw. extrem diffenrzierten Endzellen.
Antrodiella hat dann sowohl Skeletthyphen (unverzweigt) als auch verzeigte, bindehyphenartige Strukturen.
Piptoporus dito...
Was ist, wenn skelettisierte Hyphen, also dickwandige Elemente mit Septen, so lange Zellen haben, dass sie wie Skeletthyphen erscheinen? Bei Fomes ist das der Fall! Also Zellen, die über einen Millimeter lang werden und wo man sich nen Wolf nach Septen absucht. Und dann findet man ein Septum... Habe ich dann beides? Skeletthyphen (wo ich kein Septum finde) und zufällig eine skelettisierte Hyphe dazwischen (mit Septum)? Das wäre sehr unpraktikabel. Vermutlich sind dann alle Strukturen generative Hyphen. Wenn man die Definition also insofern aufweicht, dass es nicht nur eine Zelle sein muss, sondern auch mehrere, deren Septen aber extrem weit entfernt sind, lebt man besser damit. Man kann ja nicht beweisen, dass die anderen, langen Elemente keine Skeletthyphen sind.
Wenn ich unsicher bin, mikroskopiere ich einfach einen Oligoporus und weiß, was skelettisierte Hyphen sind (Bilderbuch). Dann nehme ich Trametes für typische Skeletthyphen. Und der Rest trifft sich in der Mitte. Und wie gesagt: Phellinus ist da ganz zwischendrin.
Insofern nehme ich das alles als Eckpunkte und bei Zwischenformen löse ich das ganze einfach deskriptiv.
LG
Christoph