Hallo zusammen,
Gyromitra gigas, die Stocklorchel, ist im Großraum München nicht allzu selten. Meist findet man sie bei uns an oder bei Fichtenstümpfen. Funde an Laubholz sind hingegen offensichtlich so selten, dass sie kaum erwähnt werden.
Hier ein Foto eines Laubholzfundes aus dem Raum Augsburg:

Den Fund hatte ich von einem Augsburger Pilzfreund erhalten und habe ihn mikroskopiert - typische
Gyr.-gigas-Sporen!
Als Vergleich ein Foto eines typischen Nadelholzfundes aus Vorarlberg, den ich zusammen mit Bella und Werner Oswald im Montafon aufgesammelt habe:

Mir fällt auf, dass die Windungen deutlich enger als beim obigen Laubwaldfund sind. Aber da gibt es anscheinend eine recht große Bandbreite...
Nun, heute (bzw. gestern, da schon nach Mitternacht) fand ich eine
Gyromitra an der Stammbasis einer lebenden (!) Linde (Fruchtkörperfoto mache ich noch und stelle es dann hier ein). Da auch mein heutiger Fund "normale"
Gyr.-gigas-Sporen" hat, bleibt auch hier als Bestimmung nichts anderes als
Gyromitra gigas übrig:

Ich hatte bis dato erst einen Laubholzfund in der Hand gehabt (siehe Foto oben) und erinnere mich an eine damalige Diskussion mit Till Lohmeyer zu dem Thema.
Es soll nämlich möglicherweise eine Schwesterart an Laubholz geben (ich meine nicht die deutlich unterschiedene
Gyromitra fastigiata), die glatte Sporen haben soll. Dieser Doppelgänger wäre/ist
Gyromitra ticiniana. Dazu gibt es folgende Literatur:
Giuseppe Littini in Pag. Bot. 12 (1988): 17-20.
R. Galli et G. Littini: Micol. Ital. 1981 (1): 43-46 "Una specie critica di
Gyromitra".
Die Frage ist dann natürlich, ob es sich dabei nur um eine junge
G. gigas an Laubholz handelt, da die raue Oberfläche der
G. gigas-Sporen erst recht spät ausgeprägt wird.
Boudier zeichnet noch die
Gyromitra curtipes, die heute allgemein als Synonym von
Gyromitra gigas angesehen wird. Diese soll schmalere Sporen (mehr spindelig, ähnlich wie
G. fastigiata) haben, was ich bei Boudier aber nicht wirklich erkenne...
Hier seine Illustrationen zu
Gyromitra gigas und
Gyromitra curtipes:


Die Sporen des Fundes an Linde sind zumindest typisch für
Gyromitra gigas: 24-29,5 x 10-12 µm ohne Anhängsel (mit ihnen 26,5-35 µm) - ermittelt an nur sieben Messungen, da wenig Sporen wirklich reif. An zwei Sporen konnte in Kongorot die raue Oberfläche erahnt werden (bei einer waren mit Phantasie die unvollständigen Netzmaschen zu erkennen).
Die Sporenmaße scheinen aber innerhalb der Art zu variieren:
Hier werden sehr schlanke Sporen abgebildet:
http://www.flickr.com/photos/27318272@N03/2745217362/(mit der Angabe 23-35 X 8,5-11,5 µm inkl. Anhängsel) - Das entspräche dann der
Gyromitra curtipes ss. Boudier...
während Massimo Biragi in einem italienischen Forum breite Sporen zeigt:
http://www.funghiitaliani.it/index.php?showtopic=15692 (etwas runterscrollen)
Gibt es weitere Laubholzfunde von
Gyromitra gigas, die Euch bekannt sind?
Ich habe im Netz auch das (neuere) Synonym
Gyromitra montana harmaja gelesen, kenne aber den zugehörigen Artikel nicht. Ist das nur nomenklatorisch begründet, weil
Gyromitra gigas nicht eindeutig deutbar sei?. Interessant finde ich, dass
Gyromitra gigas in Nordamerika ein Snowbank-Mushroom sein soll und teils noch unter dem Schnee recht große Fruchtkörper bilden könne.
LG
Christoph