Spaziergang durch den Fichten-Stangenforst - mit Pilzinhalt ;-)

Begonnen von Christoph, 5. April 2012, 10:52

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Bernhard Kaiser

Vielen Dank Frau Kobras

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

gabikob

Hallo Herr Kaiser,
ich erlaube mir, IHR Bild einzustellen.
LG
Gabriele Kobras

Bernhard Kaiser

#4
Hallo, guten Morgen,

noch etwas dürfte in vielen Fichtenforsten zu finden sein.
Auf Fichtenzapfen, vor allem im unteren Bereich wächst der imperfekte Pilz Phragmotrichum chailletii Kunze 1823.
Auf der Außenseite der Schuppen findet man schwarze, längliche Sporenlager. Ca. 0,5 mm.
Die Sporen sind relativ groß ca. 25-45 µm. Sie sind eckig, mauerförmig geteilt, dunkel gefärbt, durch fadenförmige Brücken miteinander verbunden. Ein wirkliches Aha-Erlebnis. Im Frankenjura häufig.

Literatur:
Lindau, G. (1922): Die mikroskopischen Pilze. 2. Abteilung (Ustilagineen, Uredineen, Imperfekte Pilze). Abb. S. 148, 152. Text S. 153.

Leider ist es mir nicht gelungen ein Bild einzustellen.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

Edit: Größe der Sporenlager.

Gernot

Hallo Christoph,

ein schöner Beitrag, danke dafür! Ich finde es ehrlich gesagt erstaunlich, wie gut die Resultate mit dem Handy geworden sind.
Hypochnicium geogenium ist mir leider noch nicht begegnet, aber ehrlich gesagt hab ich bis jetzt noch nicht besonders viele unauffällige weiße Überzüge aus Fichtenstangelwäldern mitgenommen. :-[ In solche wie den gezeigten gehe ich auch fast nur, wenn es Eierschwammerl und Steinpilze gibt. :D

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

#2
Anbei noch ein Versuch, Mikrobilder durch das Okular zu schießen. Ich habe im Moment leider keine bessere Möglichkeit (zumal ich sonst immer zeichne bzw. skizziere).

Mit meinen normalen Digitalkameras ging das bisher nicht. Mit dem Handy ist es erstaunlicherweise möglich, einfach durch's Okular zu knippsen. Die Auflösung und der Kontrast ist natürlich begrenzt. Ich habe als Test die Trechispora farinacea genommen, da die Strukturen ja sehr klein sind.

Neben den stacheligen Sporen sind die kurzen Basidien (kürzer als 15 µm) charakteristisch:


(Man kann den Schnallenbogen erahnen; ich habe die Länge der Basidie mit schwarzen Punkten markiert; zehn Skalenteile sind bei meinem Mikroskop 9,5 µm)

Zudem treten immer wieder Hyphen mit auffallend kurzgliedrigen und breiten Elementen auf, was für Tr. farinacea typisch ist. Ich hoffe, man kann es halbwegs erahnen:




LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

#1
Hallo zusammen,

in meiner Gegend gibt es (leider) einige stinklangweilige Fichtenforste. In letzter Zeit wurde hier zudem stark ausgeholzt, sodass es teils recht trostlos aussieht. Auf den ersten Blick gibt es nur Fizarüs und die Reste der Fichtenzapfenbecherlinge vom zeitigen Frühjahr.

So sieht es hier aus:


Ich habe einfach mal so einen Forst besucht und mir vorgenommen, die ersten drei Cortis, die mir begegnen, mitzunehmen. Da es doch sehr trocken war, habe ich drei morsche Fichtenäste umgedreht und siehe da, sofort fündig.

Resinicium bicolor dürfte einer der häufigsten, wenn nicht der häufigste Corti unserer Fichtenstangenwälder sein. Obwohl er so friedlich an am Boden liegenden Ästen wächst, geht er als Parasit auch an lebende Bäume und ist ein bekannter Forstschädling. Wenn ich's grad richtig im Kopf habe, gehört er zu den Feuerschwammverwandten.





"Leicht" unscharfes Bild, aber man kann zumindest die typischen Warzen erkennen...

Im Mikroskop ist die Art ganz leicht zu erkennen, da sie zwei verschiedene Cystidentypen besitzt: kleine, kopfige Cystiden mit Kristallköpfchen - bildet Morgensterne aus; zudem sogenannte Halocystiden: wieder relativ kleine, kopfige Cystiden, die aber riesige Gelkappen tragen. Ist in Pilze der Schweiz (als Beispiel) gezeichnet.

Der zweite Fund war auch sehr banal: Trechispora farinacea





Auch sehr häufig und leicht kenntlich: kleine, stachelige Sporen, kleine, terminale Basidien und auffällig kurze und breite Zellen im  Subhymenium.

Als drittes habe ich einen cremeweißen Überzug auf einem größeren Ast gesammelt:





Das ist das schöne an den Cortis - man hat den Ü-Ei-Effekt. Man kann zwar vermuten, was drin ist, aber erst, wenn man's "auspackt", also unters Mikroskop legt, sieht man das Ergebnis. "Spielen" muss man auch, denn die Bestimmung ist nicht immer so einfach. Hier aber schon: sehr lange, schmale Cystiden (über 150 µm lang, aber nur gegen 6-8 µm breit und mit leicht öligem Inhalt gefüllt; Sporen leicht dickwandig (aber nicht amyloid) und angedeutet kastenförmig (abgerundete Ecken): Hypochnicium geogenium. In der Onlinekartierung ist aktuell nur ein Fund für Bayern enthalten, aber die Art ist deutlich häufiger, als das suggeriert. Aber wer nimmt schon aus banalen Wäldern Äste mit weißlichem Überzug mit?

Unnötig zu erwähnen, dass sie Fruchtkörper allesamt angetrocknet waren.

Die Fotos sind nicht gut, ich weiß. Ich hatte aber nur mein Handy dabei, denn die Idee kam mir spontan beim Gassigehen, mal wieder das gute alte Mikroskop auszupacken (daheim natürlich) ^^.

LG
Christoph

Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)