Merismodes confusa aus der Fröttmaninger Haide

Begonnen von Christoph, 15. Mai 2010, 16:27

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Christoph

Servus beinand,

ich war gestern zusammen mit Sonja in der Fröttmaninger Haide (oder Heide - "ai" ist die alte, bairische Schreibweise) unterwegs.

Eine nahezu abgestorbene, sehr alte Salweide (Salix caprea s.l.), hatte an den ansitzenden toten Ästen einiges zu bieten. So auch Judasohren, eine noch nicht bestimmte (junge) Peniophora nebst daran parasitierender Tremella mesenterica s.str., Gesähte Tintlinge an der Stammbasis und ein winziges, rasiges Becherchen, welches ich beim Einsammeln der Tremella / Peniophora mitnahm, aber nicht gesehen hatte.

Erst daheim bemerkte ich die kleine Merismodes und dachte natürlich an Merismodes anomala, die ja an allen möglichen Laubhölzern vorkommt. Gut, dass ich routinemäßig hineinmikroskopiert habe und genauer hinsah. Die Haare waren wie üblich, wunderschön inkrustiert mit den farblosen, kopfig angeschwollenen, nackten Enden. Die Sporen passten aber gar nicht. Sie waren lang und schmal, 9-11 x 2-3 µm! (Q > 3,5), während Merismodes anomala im Verhältnis breitere Sporen besitzt (Q < 2,5): 8-11 x 3,5-5 µm.

Leider habe ich zurzeit kein funktionierendes Makroobjektiv und habe behelfsmäßig mit einem Teleobjektiv ein Foto gemacht, das leider notgedrungen unscharf war (die Fruchtkörper sind einfach zu klein). Ich habe versucht, das Beste draus zu machen. Es sieht aber halt aus, wie Merismodes so aussieht  ;D


Merismodes confusa an Salix cf. caprea

Laut Funga Nordica ist die Art auf Salix und Betuka beschränkt und ist in Skandinavien verbreitet ("common in temp., known from southern bore.; DK, FI")

Man muss also in jede Merismodes hineinmikroskopieren! In der Onlinekartierung ist die Art nicht aufgenommen worden, auch nicht in der Synonymliste.

Die Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Vulkaneifel sieht in M. confusa allerdings ein Synonym von M. anomala: http://www.ag-pilzkunde-vulkaneifel.de/ve_arten_cephello.htm
Das wiederum kann ich mir nicht recht vorstellen, da die Sporen wirklich ganz anders sind. Höchstens als Varietät. Ich werde jedenfalls bei Gelegenheit Dr. Philomena Bodensteiner kontaktieren, die eine Spezialistin für die Gattung ist.

Ich kann nur sagen: Augen auf und ran an die Weiden. Es ist seit Tagen nass/feucht, also findet man an ansitzenden Ästen so einiges.

LG
Christoph



Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)