Kartierungswochenende der BMG und des VfP München

Begonnen von Christoph, 3. Juni 2018, 00:16

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Christoph

Servus Hias,

super, danke dir! Übrigens: das Gebiet heißt Rothschwaig, nicht Rothschwaid - also g statt d  ;)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Hias

Servus beinand,

noch ein paar Nachträge zu den beiden Exkursionen. Falls Dokumentationen existieren, habe ich sie mit dem Pilznamen verlinkt.

Seeholz:

Flammulaster carpophilus (Fr.) Earle
Bucheckern-Schnitzling
Fundort:
MTB 8032-2-1-1, 555 m, Koordinaten: 11,094411 E, 47,995376 N
D – By – Landkreis Landsberg am Lech, Gemeinde Dießen, Rieden, Seeholz, westlich der Bahnlinie; Laubmischwald (Esche, Hainbuche, Eiche, Buche, Bergahorn, Schwarzerle) auf Würmmoräne; auf Eichenlaub (1 Fk), zwei weitere nicht fotografierte in der Nähe auch auf Buchenlaub (einer davon zur Kontrolle mit getrocknet, etwas größer und mit weniger Laub);

Inocybe phaeoleuca Kühner
Fundort:
MTB 8032-2-1-1, 538 m, Koordinaten: 11,099410 E, 47,994945 N
D – By – Landkreis Landsberg am Lech, Gemeinde Ammersee, Rieden, Seeholz, östlich der Bahnlinie; Uferbereich des Ammersees, unter Weiden (vorwiegend Salweide) mit angrenzendem Schilf; einzeln;



Phloeomana speirea (Fr.) Redhead
Bogenblättriger Helmling
Fundort:
MTB 8032-2-1-1, 538 m, Koordinaten: 11,099410 E, 47,994945 N
D – By – Landkreis Landsberg am Lech, Gemeinde Ammersee, Rieden, Seeholz, östlich der Bahnlinie; Uferbereich des Ammersees, unter Weiden (vorwiegend Salweide) mit Schilf; auf der moosbewachsenen Borke eines Ästchens (wohl Salix); gesellig (3 Fk);

Pluteus cervinus (Schaeff.) P. Kumm.
Dachpilz
Fundort:
MTB 8032-2-1-1, 555 m, Koordinaten: 11,094411 E, 47,995376 N
D – By – Landkreis Landsberg am Lech, Gemeinde Dießen, Rieden, Seeholz, westlich der Bahnlinie; Laubmischwald (Esche, Hainbuche, Eiche, Buche, Bergahorn, Schwarzerle) über Würmmoräne; auf stark vermorschtem Laubholz (3 Fk);

Rothschwaig:

Inocybe spec.
Risspilz
Fundort:
MTB 7833-1-3-4, 545 m, Koordinaten: 11,199073 E, 48,160344 N
D – By – Landkreis und Gemeinde Fürstenfeldbruck, Schöngeising Rothschwaid, renaturierte Kiesgrube mit umgebenden Magerwiesen; unter solitärer Eiche; gesellig, oft zu zweien verwachsen (5 Fk);
Die ist auf jeden Fall spannend und inzwischen bei Ditte Bandini zur näheren Untersuchung.



Mycena abramsii (Murill) Murill
Voreilender Helmling
Fundort:
MTB 7833-1-3-4, 545 m, Koordinaten: 11,196783 E, 48,160959 N
D – By – Landkreis und Gemeinde Fürstenfeldbruck, Schöngeising Rothschwaid, renaturierte Kiesgrube mit umgebenden Magerwiesen; an der hinteren Wiese am krautig-grasigen Waldrand; auf morschen, meist bemoosten Fichtenästen; gesellig (>10 Fk);



Crepidotus cesatii (Rabenh.) Sacc.
Entferntblättriges Stummelfüßchen
Fundort:
MTB 7833-1-3-4, 545 m, Koordinaten: 11,199073 E, 48,160344 N
D – By – Landkreis und Gemeinde Fürstenfeldbruck, Schöngeising Rothschwaid, renaturierte Kiesgrube mit umgebenden Magerwiesen; unter solitärer Eiche auf Laubholzästchen; gesellig (3 Fk);



Grüße
Hias

Christoph

Servus beinand,

ich bin selbst auch noch hinsichtlich der Fotos etwas im Rückstand - Schuljahresendrallye - bald sind Ferien...

Jedenfalls liefere ich noch Fotos aus Rothschwaig nach.

Zunächst ein Corti, der sehr häufig ist, Phanerochaete sordida:



Klar, ohne Mikromerkmale sind Cortifotos meist nicht sehr aussagekräftig, aber man sieht, dass es eine Art ist, die große, kräftige Fruchtkörper bildet, die sich deutlich creme-gelb, später bis ins ockerliche, einfärben. Am Rand kann man Faserbüschel / Rhizomorphen erkennen. Phaenrochaete sordida ist vermutlich ein kleines Aggregat oder recht variabel. Die Gattung ist nicht allzu groß, die Bestimmung fällt oft recht leicht.

Als zweites einen Fund, der den ganzen Tag schon lohnenswert machte: ein Coprinellus. Klar sichtlich ist das Velum universale, das am Hut deutlich ocker ist. Dem Pilzchen fehlen aber Pileozystiden, Pleurozystiden und Schnallen! Cheilozystiden habe ich auch nicht gefunden, aber die Lamellen waren teils schon autolytisch und ich musste mich beeilen. Das Foto stammt ja noch aus dem Gelände. Keine Schnallen, keine Zystiden, bei Coprinellus? Sollte leicht bestimmbar sein...





Mit dem Schlüssel von Andreas Melzer - http://www.vielepilze.de/coprinus/copkey/ecopkey.pdf - kommt man in die Sektion Domestici und hier recht schnell auf Coprinellus deminutus. Das einzige Problem: unser Pilz ist zu groß... der Rest passt aber sehr gut. Daher bleibt es erstmal bei einem cf.: Coprinellus cf. deminutus.


Die dritte Art, die ich zeige, ist wohl nicht sooo selten, obwohl ich sie nicht so oft zu sehen bekomme. Vermutlich wird sie auch oft als normaler Waldfreundrübling misserkannt. Der Stiel zeigt leichte Gelbtöne, die Lamellen zeigen eine schwache bis sehr deutliche, zitronengelbe Färbung, der Hut ist typischerweise dunkel rötlichbraun und die Cheilozystiden unterscheiden sich von Gymnopus dryophilus und von Gymnopus aquosus. Wenn man aber auf dei Gelbtöne achtet, kann man die Art ganz gut makroskopisch festnageln, wie ich finde. Insofern ist das hier Gymnopus ocior:





Soweit erstmal, weitere Fotos folgen - auch mir zugeschickte,

liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Servus Hias,

besten Dank für das Update! Habs schon in die Liste eingebaut  :)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Hias

Servsus beinand,

und hier noch ein Nachtrag aus dem Schilfgestrüpp im Seeholz:
Albotricha acutipila (P. Karst.) Raitv. (Spitzhaariges Schilfbecherchen)



Link zur Doku

Beste Grüße
Hias

Johann S

hallo christoph, herzlichen dank für das einstellen und betiteln der fotos.
gruß und servus
johann

Christoph

#6
Servus beinand,

aufgrund der Abiturprüfungen (Kolloquien) kam ich noch nicht dazu, meine eigenen Fotos vom Kamerachip auf den PC zu überspielen und zu bearbeiten (bis auf die Mikrofotos) - kommt aber noch.

Anbei aber provisorische Artenlisten der beiden Exkursionen (es kommen noch Nachbestimmnungen dazu, vor allem aus Rothschwaig):

Seeholz:
1.   Albotricha acutipila
2.   Ascodichaena rugosa
3.   Ciboria batschiana (vegetativ, geschwärzte Eicheln)
4.   Coriolopsis gallica
5.   Daedalea quercina
6.   Diatrype bullata
7.   Diatrype stigma agg.
8.   Fomes fomentarius
9.   Ganoderma applanatum
10.   Gymnopus dryophilus
11.   Hydropus subalpinus
12.   Hymenochaete rubiginosa
13.   Hypholoma fasciculare
14.   Hypomyces aurantius
15.   Hypoxylon cercidicolum
16.   Inonotus nodulosus
17.   Ketschmaria deusta
18.   Lophodermium arundinaceum
19.   Marasmius rotula
20.   Mollisia cf. revincta
21.   Mycena acicola
22.   Mycena pelianthina
23.   Mycena renati
24.   Nectria episphaeria agg.
25.   Peniophora limitata
26.   Peniophora quercina
27.   Pluteus cervinus (oder Pluteus hongoi – Fruchtkörper noch zu jung)
28.   Pluteus cervinus var. alba
29.   Polyporus alveolaris
30.   Polyporus badius
31.   Polyporus ciliatus
32.   Polyporus varius
33.   Radulomyces molare
34.   Rickenella cf. mellea
35.   Rickenella fibula
36.   Russula cyanoxantha
37.   Scutellinia crinita
38.   Stereum subtomentosum
39.   Subulicystidium longisporum
40.   Tarzetta catinus
41.   Thanatephorus fusisporus
42.   Trametes gibbosa
43.   Trametes versicolor
44.   Vuilleminia comedens s.str.
45.   Xylaria hypoxylon

Der "weiße rehbraune Dachpilz" entspricht gut dem Konzept von Pluteus cervinus s.str. - wir hatten noch unweit einen braunen Dachpilz aufgesammelt, der nicht klar von Pluteus hongoi trennbar war - der Pilz war nicht zu jung, die Zystidenhaken waren nicht bifurkat, aber zeigten leichte Andeutungen, es zu werden. Die beiden Arten sind "klassich" eh nur schwer trennbar (und jeden Rehbraunen sequenzieren zu müssen, ist schon sehr lästig).
Ich persönlich habe mich über das nichtrehbraune Albino sehr gefreut, aber auch über das Subulicystidium (am Seeufer, Überschwemmungsbereich) und den Thanatephorus, den ich lange nicht mehr aufgesammelt habe. Es stehen noch Risspilze von den Weiden am Seeufer aus... und eine Conocybe... und die Rickenella cf. mellea, auf die ich auch sehr gespannt bin.

Rothschwaig:
1.   Bolbitius vitellinus
2.   Coleosporium euphrasiae (an Rhinantus, Wirtswechsel mit Pinus)
3.   Coprinellus cf. deminutus
4.   Diplodia sapinea
5.   Gymnopus ocior
6.   Hyphodontia arguta
7.   Inocybe dulcamara
8.   Lophodermium pinastri
9.   Phanerochaete sordida
10.   Polyporus ciliatus
11.   Trimmatostroma scutellare
12.   Vuilleminia comedens s.str.


Sollte sich der Copinellus als richtig bestimmt erweisen (er war nur zu groß, der Rest passt sehr gut), dann wäre das ein toller Fund.
Die Inocybe dulcamara ist s.str. im Sinne der Funga Nordica, fällt aber durch ein weißes Velum auf dem Hut (neben ockerfarbenen Velumzonen) auf - genau, wie es Ferrari in seiner Arbeit über alpine Russulae beschreibt. Der Symbiosepartner war in Rothschwaig Helianthemum. Da der Inocybe-dulcamara-Formenkreis noch chaotisch ist, kann durchaus sein, dass diese mit einem weißen Netzwerk am Hut versehenen Kollektionen etwas eigenes sind. Nur kann ich das nicht beurteilen und belasse es nach aktuellem Kenntnisstand als Inocybe dulcamara.
Es stehen noch Risspilze aus, Mycenen, das Übliche halt  ;D

Liebe Grüße,
Christoph
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Christoph

#5
Servus beinand,

und hier Johanns Fotos aus Rothschwaig.   :)


Auf dem Weg in die Kiesgrube (das Fahrrad ist nicht von uns, sondern von einem regelmäßigen Besucher der Fläche)


Bergklee (Trifolium montanum)


Ackerwitwenblume


Zypressenwolfsmilch


Die Echte Kugelblume (Globularia bisnagarica) - Rote Liste 3 in Deutschland...


Eine bodenbewohnende Cladonia

Liebe Grüße,
Christoph
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Christoph

#4
Servus Thomas,

danke für die schönen Bilder! Johann hat mir per Mail ebenfalls Fotos zum Vorzeigen geschickt. Ich fange mal mit Impressionen aus dem Seeholz an.


Das alte Naturschutzgebietsschild (dasa Seeholz ist zudem Naturwaldreservat)


Hias beim Fotografieren des Rehbraunen Dachpilzes (Schorsch schaut zu)


Diesmal knipse ich (die Tarzetta, die wir am Ende fanden=


Nochmal ich beim Mikroskopieren im Vereinsraum - die Bestimmungsnachmittage waren intensiv, arbeitsreich, aber sehr interessant (und wir konnten alle gut zusammenarbeiten)


Wer finde den Waldfreundrüblingsalbino?


Das müsste Hydropus subalpinus von unten sein...


Die Farben hatte ich viel intensiver in Erinnerung, denn Leptura quadrifasciata haben wir mehrfach gesehen (Vierbindiger Schmalbock) - ich habe ihn leuchtend gelb mit vier schwarzen Binden gesehen...


Waldimpression


Der Eichenwirrling ist manchmal so verwirrt, dass er Röhren statt Lamellen hat - hier sind die Röhren aber recht chaotisch ausgefallen.


Der Albinolaubfreund im Vereinsraum (Gymnopus dryophilus)


Scutellinia spec. (ich hatte Scutellinia crinita unter dem Mikroskop, ob das der gleiche ist, kann ich aber nicht sagen)


Auch Hainbuchen können alt werden  :)


Und als Abschluss der Riesenschachtelhalm.

Danke an Johann für die Fotos,

liebe Grüße,
Christoph
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blacky

#3
Hallo zusammen,
vorab von mir ein paar Landschaftsaufnahmen aus dem Gebiet Rothschwaig, welches wir am 3.4.2018 also dem Sonntag des Kartierungswochenendes besucht hatten.
Dort befindet sich diese Kiesgrube, in der es wirklich richtig heiß wird.

Die Kiesgrube aus einer anderen Perspektive.

Nun Folgen Bilder der Magerrasen mit wunderbaren Pflanzen.

Ein Magerrasen aus der Nähe. Im Hintergrund befindet sich ein alter wilder Kirschbaum.

Weitere Bilder von den Magerrasen.

Kartäusernelken aus der Nähe.

Viele Grüsse
Thomas
Keine Verzehrfreigaben. Alle Beiträge, Auskünfte und Darlegungen sind unverbindlich.

Christoph

Servus beinand,

auch in Rothschwaig haben wir interessante Pilze finden können. Es gab sogar Lamellenpilze - Bolbitius vitellinus/titubans zeigte wohl an, dass direkt am Wegrand Vierbeiner gerne mal das Bein heben?! Dann hatten wir eine Inocybe dulcamara (relativ gut sensu stricto, aber... wie so oft), die mit Helianthemum vergesellschaftet ist.
Eine zweite Risspilzkollektion (diesmal "echte" Risspilze, keine Mallocybe) harrt der Bestimmung.
Die Waldfreundrüblinge, denen ich schon im Gelände die Gelbtöne in den Lamellen und am Stiel angesehen hatte, erwiesen sich als Gymnopus ocior (einer fast weiß ausgeblasst, das hatte ich bei G. ocior noch nicht erlebt, aber da ist es seeeeehr heiß/trocken).
Es gab auch schöne Ascomyzeten, so einen Dotideomyzeten an Flockenblumenstängel vom Vorjahr mit Sporen um die 50 Mikrometer Länge - hübsch, aber nich namenlos.
Cortis gab's auch - namentlich Hyphodontia arguta und Phanerochaete sordida - nicht selten, aber hübsch.
Dann gabs noch eine Conocybe, die noch benamst wird sowie die obligatorischen Mycenen.

Ich werde die Tage mehr an Infos bringen - morgen geht's aber erstmal an's Abitur. Der Prüfer sollte ausgeschlafen und fit sein ^^

Liebe Grüße,
Christoph
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Christoph

#1
Servus beinand,

ich möchte die ersten Pilze von unserem Kartierungswochenende, das gerade läuft, vorstellen. Der Thread wird dann Stück für Stück gefüllt.

12 Aktive haben sich heute zur Kartierung des Naturwaldreservats Seeholz eingefunden. Wir haben sogar einige Agaricales-Arten gefunden. Nicht alle sind bereits bestimmt, manche harren auf dem Dörrex der Nachbearbeitung.

Im Moment umfasst die Artenliste 36 Namen, sie wird aber noch voller. Für Anfang Juni gar nicht so schlecht. Wäre jemand dabei gewesen, der kleine Becherlinge an Schilf bestimmen könnte (und an anderen Substraten), wäre die Liste viel länger. Es kommen aber noch ein paar Schilfarten dazu, die noch nachzubestimmen sind.

Zunächst zeige ich die ersten Bilder - noch nur aus dem Bino und Mikroskop, die anderen sind noch auf dem Kamerachip (morgen früh geht's ja weiter).

Zuerst etwas leuchtend oranges - diese schöne Hypomyces-Art wuchs sowohl an Trametes gibbosa als auch an Polyporus badius (ich nehme mal den alten Gattungsnamen, habe die Auftrennung nicht im Kopf). Hier ein Detailfoto mit den Perithecien:



Ach ja, es ist Hypomyces aurantius  :)

Dann ein Pilz an Schilf - das Seeholz grenzt ja an das Ammerseeufer - der Eichen-Hainbuchenwald geht in eine Art Weichholzaue (ohne Brennesseln) über, da der Wasserstand des Ammersees schwankt. Der Schilfgürtel zeigt natürlich das Standgewässer an, es gibt aber viele alte Weiden und Weidengebüsche (temporär überschwemmt) - wir haben da auch Risspilze gefunden, die noch bestimmt werden müssen.

Hier nun ein Becherling an Schilf, der extrem häufig war - Mollisia cf. retincola. Eigentlich passt alles - die langen Sporen, der Ölgehalt, die Kristallzone zwischen Excipulum und Subhymenium, die blaue Ascusreaktion, die Paraphysenform, die Ascusmaße, die Farbe (jung blass, alt gelb), das Substrat, die unseptierten Sporen... nur war die KOH-Reaktion negativ. Das passt nicht. Nur was kann es sonst sein?





Und hier noch was ganz besonderes (für mich) - ein rein weißer Rehbrauner Dachpilz. Pluteus cervinus ist zwar nicht so leicht von Pluteus hongoi abzutrennen (geht manchmal nur genetisch), aber hier passte alles - die Haken der Zystiden zeigten keinerlei Andeutungen von Bifurkation, die Cheilozystiden waren an der gesamten Lamellenschneide dominierend, die Schneide ist steril - natürlich keine Schnallen (betrifft beide Arten). Ein typischer Rehbrauner Dachpilz s.str. (die Artengruppe ist ja sehr tricky). Nur eben rein weiß.




Pluteus cervinus var. alba - Pleurozystiden mit einfachen, nicht verzweigten Haken


Pluteus cervinus var. alba - Cheilozystiden ohne Haken, keulig bzw, recht variabel

Justo et al. (2014) zeigen aber sogar solche Fruchtkörper.

Und zum Schluss des ersten Teils ein sehr häufiger, aber wenig beachteter Corticioider. Er wird in seiner Nebenfruchtform aquatisch verbreitet (asexuelle Schwimmsporen bzw. Mikrosklerotien) und kommt daher gerne dort an Holz vor, wo zeitweise Überschwemmungen sind. Hier war es ein Weidengebüsch fast am Seeufer. Seeeehr feucht. Im Mikroskop ist die Art unverkennbar - die Zystiden mit den parallel angeordneten Kristallen (in Längsreihen), die sehr langen Sporen, die Basidienform (mit interner Repitition - zumindest einmal). Makroskopisch fällt auf, dass die Fruchtkörper rein weiß sind, obwohl sie extrem dünn und flockig sind.





Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)