Phaeosphaeriopsis glaucopunctata (aus Nürnberg)

Begonnen von Christoph, 9. April 2018, 23:39

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Christoph

Servus beisammen,

aufgrund eines Fundes von Phaesphaeriopsis cf. obtusispora von Thorben Hülsewig - siehe http://www.ascofrance.com/search_forum/53518 - bin ich auf eine höchst interessante Reaktion der Sporen mit Lugol gekommen. Thorben hatte seinen Fund routinemäßig mit Lugol behandelt und siehe da, die Sporen wurden intensiv türkis (siehe oben, Link zu Ascofrance).

Darauf habe ich direkt die Sporen von Phaeosphaeriopsis glaucopunctata mit Lugol getestet, allerdings habe ich nur den Herbarbeleg aus Nürnberg aus dem April und kein Frischmaterial mehr. Die Sporen waren in Wasser nicht mehr so glebbraun, sondern dunkler, graubräunlich. Mit Lugol konnte ich da eine leichte grünblau-Verfärbung erkennen, die dann wieder verschwand, wonach die Sporen dann nur noch dunkler graubraun waren. Ich habe versucht, das erste, leichte Verfärben mit dem Handy einzufangen - es ist was anderes, wenn man durch das Mikroskop schaut oder versucht, das zu fotografieren. Vielleicht kann man es ja erahnen:



Interessant wäre, wie sich das bei Ph. glaucopunctata mit Frischmaterial verhält bzw. ob dies auch bei anderen Arten der Gattung ein Merkmal wäre - vielleicht ist die Reaktion frisch ausgeprägter?! Thorben wiederum kann sicherlich seinen Fund trocknen und ein bisserl liegen lassen und dann am Herbarbeleg die Reaktion nochmal testen (ob auch dann so deutlich)...

Ich kam ehrlich gesagt gar nicht auf die Idee, das zu testen, als ich Frischmaterial hatte (und auch nicht für die gemeinsame Publikatioin mit Boris), da bei Dothideomyceten keine Apikalapparate, die anfärbbar wären, vorhanden sind und Reaktionen der Sporen mit Lugol m.W. auch nicht beschrieben wurden. Thorbens Beschreibung bzw. seine Fotos im Ascofrance-Forum waren meine erste Begegnung mit dieser Reaktion.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Servus Rudi,

freut mich, dassich dich animieren konnte, mal bei Mäusedornen vorbeizuschauen ;) - und Gratulation zum Fund! Vielleicht hat ja fast jeder Mäusedorn den Befall? Dann fehlt aber noch ein Nachweis von Phaeosphaeriopsis triseptata - was mal wieder heißt, dass man hier jeden Fund mikroskopieren muss. Ich gehe davon aus, dass letztere Art deutlich seltener ist - sonst wäre sie schon früher beschrieben worden.

Liebe Grüße,
Christoph
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Rudi

Danke Christoph für deine Hinweise- oft such ich dann- manchmal etwas verspätet- doch noch deine Schätze. Oft erfolglos :'(
Hier hats dann mal geklappt.  ;) Vermutlich dürfte es schwer sein, einen Mäusedorn zu finden, der ohne P.g.-Befall ist. Obwohl, eine junger MD. steht ein paar Meter nebenan und weist noch keinen Befall auf.
Das kommt schon noch.   
In Südtirol hab ich auch solche Pflanzen gesehen mit abgstorbenen, genauso getüpfelten Scheinblättern...
Da hab ich aber nix mitgenommen.

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

#1
Servus beinand,

ich habe in der Mycologia Bavarica im Jahr 2014 bereits über den (Wieder)Fund von Phaeosphaeriopsis glaucopunctata aus Nürnberg berichtet (Hahn & Zurinski 2014). Jetzt war ich am Wochenende an der NHG und konnte so erneut den befallenen Strauch (Ruscus aculeatus, Mäusedorn) besichtigen - und siehe da, er ist wieder voll mit Phaesphaeriopsis glaucopunctata.

Früher hieß die Art auch Leptosphaeria rusci, mittlerweile steht sie aber sogar in einer andere Familie als die geschrumpfte Gattung Leptosphaeria. Einen Schlüssel der Arten der Gattung Phaeosphaeriopsis findet ihr in einen eigenen Thread.

Ich zeige einfach mal die Fotos der aktuellen Kollektion aus Nürnberg vor:















Die Art ist leicht bestimmbar - dank des Substrats und der schönen, reif vierfach septierten Sporen (eine Zelle ist meist größer als die anderen - siehe Fotos...), die deutlich punktiert sind. Wenn jemand anderswo eine Stelle kennt, an der Mäusedorn wächst (sei es in botanischen Gärten, daheim im Wintergarten oder sonstwo), achtet doch einfach mal auf diese unscheinbare, aber im Mikroskop schöne Art. Phaeosphaeriopsis rusci greift die Scheinblätter (umgewandelte Zweige) und Triebe an und bringt diese zum Absterben. Die Fruchtkörper erscheinen dann auf dem abgestorbenen Gewebe / Substrat. Der Pilz ist somit eine pathogene Art - da die Pflanze nicht abstirbt, sondern neu austreibt, dann neu befallen wird (usw.), ist es insgesamt ein Phytoparasit (wird von den Phytoparasitenfreunden aber eher als saprob bezeichnet, da er erst nach dem Absterben des Substrats fruktifiziert - Definitionssache halt...).

Liebe Grüße,
Christoph

Literatur:
Hahn C, Zurinski B (2014): Phaeosphaeriopsis glaucopunctata, ein in Bayern übersehener Parasit an Ruscus. Mycol. Bav. 15: 61-77.
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