Eine Kurzexkursion in die Donauauen bei Melk, Niederösterreich

Begonnen von Christoph, 14. Februar 2018, 21:29

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blacky

Lieber Christoph,
durch was unterscheidet sich die Biscognauxia marginata von der Biscogniauxia granmoi. Ich finde die sehen sich makroskopisch doch recht ähnlich. Liegen die Unterschiede vor allem im Mikroskopischen?
LG.
Thomas
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Christoph

#2
Soderla, jetzt noch die weiteren Fotos für den Ausgangsbeitrag...


Biscogniauxia granmoi


Calloria neglecta


Tremella cf. mesenterica (junge Nebenfruchtform)


Tremella mesenterica, etwas ältere Nebenfruchtform, die gerade beginnt, zur Hauptfruchtform zu werden

Und zum Schluss noch meine Notizen zur Cristinia rhenana:





Die Gattung Cristinia finde ich eh interessant - sie scheint mit der Karottentrüffel (Stephanospora) und mit Lindtneria (z. B. L. trachyspora) verwandt zu sein. Lindtneria zeigt auch diese cyanophilen Flecken in den jungen Basidien. Es ist erst meine dritte Cristinia, die ich gefunden habe.

Liebe Grüße,
Christoph

Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

#1
Liebe Foristi,

auf dem Rückweg von einem Vortrag, den ich in Wien gehalten habe, habe ich einen Zwischenstopp in Melk gemacht, um dort in den Donauauen nach Schwammerln zu suchen.


Rechts fließt die Donau, links ist der Auwald, in dem ich sammelte. Noch befinde ich mich auf dem Uferweg, der von Joggern und Hundegassigehern ausgiebig genutzt wird.


Das wunderschöne und geschichtsträchtige Kloster Melk. Eine der Hauptfiguren aus dem Roman "Der Name der Rose" stammt aus Melk.


Die Donau...

Eigentlich wollte ich Gallerttränen sammeln, fand aber keine. Dann dachte ich, ich müsste doch Meottomyces dissimulans finden können (die ehemalige Pholiota oedipus), da es sich um eine von Pappeln dominierte Au handelte, doch auch da Fehlanzeige!

Zunächst ging es darum, ob ich überhaupt noch Auwälder finden würde. Die Wiener Mykologen haben mir nämlich ihr Leid geklagt, dass aktuell in Österreich ganze Auwälder komplett platt gemacht werden. Es war daher nicht klar, wo ich an der Donau überhaupt noch Auenvegetation finden könnte. In Melk hatte ich jedoch Glück gehabt, jedenfalls am Nordufer der Donau. An der Südseite hat der Einschlag offenbar schon begonnen.

Doch erst zu Erfreulichem. Als allererstes leuchteten mir Prachtbecherlinge entgegen, die sich im Mikroskop dann als klare Sarcoscypha austriaca herausstellten. War ja klar in Österreich. Da aber in den Donauauen auch Sarcoscypha coccinea s.str. vorkommt, hatte ich gehofft...





Dafür fand ich dann an Pappel einen Pilz, den ich unbedingt mal in der Hand haben wollte, zumal er mittlerweile wieder anerkannt wird: Heteroradulum kmetii (ehemals Eichleriella kmetii).


Heteroradulum kmetii

Gernot hat ihn in seinem Thread zu Pappelpilzen schon vorgestellt. Ich habe ihm einen eigenes Thema gegönnt.

Dann fand ich eine aktiv fressende Athelia arachnoidea, die ich in dem ihr eigenen Thema ausführlich vorstellen werde.


Myzel von Athelia arachnoidea, die gerade aus einer Xanthoria die Algen herausfrisst.

Als Beifang konnte ich dann noch Cristinia rhenana finden. Dieser Corti, der auch nur weiß und nichtssagend aussieht, wächst in den Auen großer Flüsse / Ströme und ist vom Rhein beschrieben worden. Offenbar mag dieser Pilz auch die Donauauen.

Was mich auch besonders gefreut hat, war die Stamnaria americana an stehenden Winterschachtelhalmen.





Auch ein Wunschpilz von mir. Ich habe ihn schon in der Hand gehabt, aber nie selbst gefunden. Jetzt schon. Laut Onlinedatenbank ist das ein Erstnachweis für Niederösterreich. Na immerhin... selten dürfte die Art nicht sein, nur übersehen. Ich habe in Melk viele Schachtelhalme inspiziert. Gefunden habe ich den Becherling erst am Ende meiner kleinen Exkursion.

Dann habe ich drei Pilze an Xanthoria parietina gefunden, die ich auch in einem eigenen Thread vorstelle.

Nicht fehlen darf Biscogniauxia granmoi an Traubenkirsche - auch in den Melker Auen ein Massenpilz...



... ebenso wie natürlich Calloria neglecta an Brennessel. Der Jahreszeit entsprechend habe ich davon die Nebenfruchtform gefunden.

Anstatt Gallerttränen gab es nur sehr junge, gelbe Tremellen, die bereits wie verrückt Konidien produzierten. Die etwas ältere hatte sogar schon Probasidien.

Jetzt hoffe ich sehr, dass die Motorsägen vor dieser schönen Au halt machen und sie nicht völlig platt gemacht wird. Zumal Cristinia rhenana möglicherweise ein Erstnachweis für Österreich ist - wenn dann die Fundstelle zerstört würde, wäre das schon schade. Österreich und Forstpolitik - das ist ein sehr heikles Thema.

Liebe Grüße,
Christoph

P.S.: weitere Bilder kommen in einem zweiten Posting
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)