Pappelpilze

Begonnen von Gernot, 14. Januar 2018, 18:32

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Gernot

Servus, Christoph,

danke für die Rückmeldung! Interessant, dass du Sterellum rufum auch aus dem Luftraum kennst. In der süd(öst)lichen Steiermark gibt es einige Nachweise dieser Art, aus dem restlichen Österreich ist sie aber interessanterweise nicht gemeldet (von einer unsicheren Aufsammlung abgesehen). Auch auf der Karte von pilze-deutschland.de sind die Fundmeldungen äußerst spärlich. Wahrscheinlich eine Mischung aus spezieller Ökologie und tatsächlicher Seltenheit...

Triblidium caliciforme an Borke einer lebenden Eiche hat sich übrigens auch bestätigt.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Servus Gernot,

wow, tolle Schwammerl! Das Judasöhrchen, Schizophyllum amplum, kenne ich nur aus Baden-Württemberg (am Rhein, an Pappelästen) - bei mir scheint die Art einfach zu fehlen.

Die jetzt Heteroradulum kmetii wollte ich immer mal finden, bisher vergeblich. H. deglubens habe ich immer wieder, aber eben immer brav resupinat. (hier werden auch ständig neue Gattungen aufgestellt - langsam wirds unübersichtlich)  ;)

Sterellum rufum kenne ich nur an ansitzenden Ästen (als Peniophora, die Gattung Sterellum ist irgendwie an mi vorbeigegangen) - ob sie wirklich so selten ist? Wer sucht schon in der Baumkrone? Andererseits kommen bei Pappeln ja immer wieder mal Äste bei Sturm runter...

Schöne Suchanregung  :)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Hallo,

die gestrige Exkursion in die Südsteiermark lieferte ein paar interessante Funde – kein Wunder bei dem schönen Pilzwetter (konstanter Schneeregen, dichter Nebel, 1–2° C). Vier davon, alle auf Espe (Populus tremula), möchte ich zeigen. Die ersten beiden Pilze wuchsen auf einem abgebrochenen Kronenbereich.

Sterellum rufum (= Peniophora rufa) (Orangeroter Pappel-Zystidenrindenpilz)





Ein ganz charakteristischer, wunderschöner und auch ziemlich seltener Pilz, der auf Populus (in Mitteleuropa wohl P. tremula) beschränkt ist. Beim vorliegenden Fund haben sich die Fruchtkörper mit großer Wahrscheinlichkeit im Luftraum entwickelt; vielleicht ist die Art – wie so viele "Luftraumpilze" – deshalb nicht immer leicht zu entdecken. Sterellum rufum verliert beim Trocknen übrigens schnell die intensive Farbe, wodurch die Fruchtkörper relativ unscheinbar werden. Passt die Witterung jedoch, ist die Art kaum zu übersehen!


Schizophyllum amplum (= Auriculariopsis ampla) (Judasöhrchen)



Wuchs vergesellschaftet mit Sterellum rufum. Nicht besonders selten aber immer wieder schön.


Heteroradulum kmetii (= Eichleriella kmetii)



Auf einem schon seit längerer Zeit am Boden liegenden Espen-Ast wuchs diese interessante Kollektion. Malysheva & Spirin (2017) zeigen, dass H. kmetii – früher oft mit Eichleriella deglubens (jetzt Heteroradulum deglubens) synonymisiert – eine eigenständige Art ist und sich von H. deglubens makroskopisch durch effuso-reflexe Fruchtkörper unterscheidet. Dies war bei meiner Kollektion ausgeprägt und kam mir schon am Standort komisch vor (die Vermutung auf Eichleriella/Heteroradulum war u. a. aufgrund des typisch dornigen Hymeniums bereits da). Im Mikroskop sieht man, dass die dickwandigen Skeletthyphen teilweise bis zu bzw. zwischen die Basidien reichen, was laut der oben erwähnten Arbeit ein weiteres Merkmal von H. kmetii sein soll. Auch die Ökologie stimmt mit den entsprechenden Angaben überein. Ich denke also, dass das insgesamt gut zu dieser Art passt. Falls sonst bereits jemand Erfahrung mit der Trennung dieser Taxa hat, würde ich mich natürlich sehr über eine Antwort freuen!


Phellinus tremulae (Espen-Feuerschwamm)







Mangels Kamera vor Ort musste ich leider auf das Handy zurückgreifen... Die Abgrenzung zu P. populicola wurde in diesem Forum ja schon ausführlich diskutiert. Ich hielt mich mit der Bestimmung an die Ausführungen in Ryvarden & Melo (2017), wonach die Fruchtkörperform und auch das flache Wachstum an bzw. unter toten Ästen (siehe letztes Foto) deutlich besser für P. tremulae passen. Mikroskopisch konnte ich nichts überprüfen, da ich die Fruchtkörper zu dieser Jahreszeit noch nicht ernten wollte.

Weitere mitgenommene Pilze waren Phaeomarasmius erinaceus und Cryptodiscus foveolaris an Castanea sowie vermutlich Triblidium caliciforme an Quercus-Borke (der muss noch unters Mikro).

Schöne Grüße
Gernot