Tolle Funde aus dem Nationalpark Bayerischer Wald

Begonnen von Christoph, 10. Dezember 2017, 23:56

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Peter P.

ZitatBald wird man bei solchen Fällen wohl sagen: "Wenn das der Söder mitbekommt..."

Oh ja, der ist ja "Frange" !
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Christoph

Servus Christian,

nein, Stereopsis vitellina ist kein tropsicher Pilz. Er kommt in den gemäßigten Breiten wohl zirkumpolar vor - hier wird die Art aus Kanada - Provinz Quebec - vorgestellt: https://www.mycoquebec.org//bas.php?l=r&nom=Stereopsis%20vitellina%20/%20St%C3%A9r%C3%A9e%20vitelline&post=Stereopsis&gro=121&tag=Stereopsis%20vitellina

Lothar stellte den Nationalparkfund übrigens als Pilz des Monats Oktober 2017 auf seiner Homepage vor: http://www.pilzkunde.de/index.php/pilz-des-monats?showall=&start=2


Lieber Peter,

was die Meldungen hinsichtlich von Erstfunden für Bayern resp. Deutschland angeht: dafür bin ich nicht verantwortlich  ;) - ich habe nur die Pressemitteilung online gestellt, da ich die tollen Funde, egal ob nun Erstnachweise oder nicht, gerne auch hier vorzeige. Es ist aber völlig richtig, auf Fehler in den Pressemitteilungen hinzuweisen, wie es bei einer andferen schon Heinz Holzer tat.

Ob die verantwortlichen "Nationalparkmykologen" Franken nicht zu Bayern zählen, weiß ich natürlich nicht  8) - sie sind aber beide keine gebürtigen Bayern, weshalb ich Lokalkolorit mal ausschließen will.  :D

Bald wird man bei solchen Fällen wohl sagen: "Wenn das der Söder mitbekommt..."  8)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Peter P.

#3
Hallo in die Runde,
die Ländereien nördlich des Weißwurstäquators gehören nach meinem Dafürhalten auch zu Bayern und Lauenstein im Frankenwald war sogar bis 1918 zum Königreich Bayern gehörend und ist bis heute bayerisch. Dort haben auch Heinz Engel und Harald Ostrow den Pilz 1989 gefunden und bestimmt. Im benachbarten Sachsen hatte 1971 Peter Otto den Pilz gefunden, der wahrscheinlich für die Erstbeschreibung als Poria saxonica 1974 von H. Dörfelt diente. 2006 fand Frank Dämmrich den Pilz in Südthüringen, wo ich 2012 den Pilz im gleichen Waldstück auf etwa 600 mNN wiederfand. Die Fotos sind von dort. Ob die Art die beschriebenen Voraussetzungen zum Gedeihen braucht kann vom letztgenannten Fundort eigentlich nicht so richtig nachvollzogen werden. Es ist ein schon mindestens 100 Jahre forstlich genutzter reiner Fichtenwald, der Pilz wuchs dort auf schon finalfaulen Stubben von vor etwa 35 Jahren geschlagenen Fichten, ging auch auf die Streu über und befiel auch schon vom Hallimasch geschädigte und abgestorbene Bäume im Wurzelbereich.
LG Peter P.

Die Karte aus der DGfM- Kartierung:

http://www.pilze-deutschland.de/organismen/fibroporia-bohemica-bernicchia-vampola-prodi-2012-1 
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Älbler

Hallo Christoph,

das ist schon erstaunlich, was für interessante Pilzarten das Gebiet birgt. Da kriegt man richtig Lust, mal wieder im Bayerwald vorbeizuschauen.

Zu der Stereopsis habe ich noch ein paar Fragen: Ist Stereopsis vitellina nicht ein tropisch verbreiteter Pilz? Oder verwechsle ich den mit Cotylidia vitellina? Ist diese Art eine Stereopsis im Sinne von Sjkvist?
Mich würden brennend die Form der Basidien und der Sporen von eurem Fund interessieren.

Viele Grüße
Christian

Christoph

Liebe Pilzfreundinnen und -freunde,

ich stelle hier eine Pressemitteilung des Nationalparks Bayerischer Wald ein. Dort werden die besten Funde der Saison 2017 aus dem Nationalpark vorgestellt. Den Fund von Stereopsis vitellina habe ich sogar in der Hand gehabt - Lothar hat ihn mir direkt gezeigt und mir einen Teil des Materials für mein Herbar mitgegeben.

Doch nun besser direkt zum Infotext des Nationalparks:

Pressemitteilung

Grafenau, 08. Dezember 2017

PM 121/2017


Außergewöhnlich spannende Pilzfunde

Jahresbilanz der Nationalparkforscher weist einige Erstfunde auf


Grafenau. Seit diesem Jahr wird den Pilzen im Bayerischen Wald noch intensiver hinterhergejagt. Schließlich hat sich das 2017 gestartete Projekt Funga des Böhmerwaldes der Pilzforschung und -kartierung verschrieben. Dabei stehen nicht nur die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava im Fokus, sondern das komplette Dreiländereck. Für das bayerische Nationalparkgebiet haben die Forscher nun eine erste Bilanz gezogen. Und die kann sich sehen lassen.



Wurde bisher nie in Deutschland gesichtet: Dieser Helmling wurde nun 2017 am Ruckowitzschachten gefunden. (Foto: Lothar Krieglsteiner)

Insgesamt wurden heuer vier Pilzarten erstmals in Bayern nachgewiesen. Zwei davon wurden zuvor  in ganz Deutschland noch nicht gesichtet. Für das Nationalparkgebiet gab es sogar über zehn Erstnachweise. ,,Das zeigt, welch hohe ökologische Qualität der Nationalpark aufweist", resümieren die Nationalparkmykologen Claus Bässler und Peter Karasch.

Das von der EU finanzierte Interreg-Projekt Funga des Böhmerwaldes setzt verstärkt auf Bürgerbeteiligung. So konnte etwa nahe Altschönau die äußerst seltene Böhmische Tramete (Fibroporia bohemica) nachgewiesen werden – erstmals im Freistaat. Diese Art benötigt alte, von Forstnutzung ungestörte Habitate als Lebensraum. Auch die Wiederbeweidung des Ruckowitzschachtens nahe Zwieslerwaldhaus hat positive Effekte. So wurde dort der bislang nur aus Skandinavien bekannte Helmling (Mycena pasvikensis) erstmals in der Bundesrepublik entdeckt. Auch der in Deutschland als echte Rarität geltende Gelber Kreiselblätterpilz (Stereopsis vitellina) wurde erstmals im Nationalpark gefunden. Der dottergelbe Moosbewohner wurde zuletzt 1975 in Franken gesichtet.
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)