Servus Helmut,
das Hygrocybe-conica-Aggregat bedarf einer Revision. Auch Boertmann hat in seiner Monographie einen Bogen um die Schwärzenden Saftlinge gemacht und ein bewusst breites Artkonzept gefahren.
Ich finde in höheren Lagen der Alpen auch sehr häufig diese Schwärzenden Saftlinge ohne Rottöne. Die Frage ist natürlich, welche Rangstufe sie verdienen und wie sie heißen. Der Name Hygrocybe tristis ist nach Candusso zu verwerfen, da Hygrocybe tristis Pers. ss. Pers. wirklich nur H. conica s.str. sein soll (laut Candusso).
Als Name steht daher Hygrocybe olivaceonigra (P.D. Orton) M.M. Moser im Raum - für die wirklich trüb-düsteren Kollektionen. Hier sollen die Sporen aber recht lang sein, also Quotient über 2, was sie deutlich von Hygrocybe conica s.str. absetzt.
Der ganz helle, zitronengelbe Saftling könnte das sein, was Malencon beschrieb: Hygrocybe conica var. chloroides (Malencon) M. Bon
Es gibt noch einen weiteren Namen: Hygrocybe cinereifolia Courtecuisse & Priou - das kann auf die angewendet werden, die schon ganz jung auffallend graue Lamellen haben.
DNA-Stammbäume in Sachen Hygrocybe conica s.l. beziehen sich meines Wissens nur auf wenige Belege und nur auf die ITS (?! - müsste ich nochmal nachrecherchieren). Ich bezweifle, dass die Typusbelege von beispielsweise H. olivaceonigra oder H. cinereifolia sequenziert wurden.
Ich habe in Rothschwaig einen Schwärzenden Saftling mit sehr breitelliptischen Sporen, wo der Quotient zu klein für H. conica s.str. ist.
Ich kann mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass beispielsweise hygrocybe conicoides, die ja nicht mal richtig schwärzt, das gleiche sein soll wie H. conica, auch wenn z. B. Hygrocybe riparia / H. conicopalustris als Übergang gewertet werden könnte (da wurde m.W. auch nichts sequenziert - kann mich aber irren).
Ganz abraten würde ich, Mycobank oder Index Fungorum hinsichtlich der Synonymie als Quelle zu verwenden. Diese Datenbanken sind äußerst wertvoll, um alle Grunddaten eines Taxons nachzuschlagen und homotypische Synonyme zu finden. Die Entscheidung, welche Arten unter welchem Namen synonymisiert werden (also die, die auf unrerschiedlichen Typne basieren), ist nicht Ziel dieser Datenbanken. Die Manpower reicht da nie und nimmer, das auf dem aktuellsten Stand zu halten. Es ist schon mehr als extremer Aufwand, die Grunddaten zu sammeln und zu verwalten.
Eine ordentliche Revision fehlt halt, daher sind Schwärzende Saftlinge im Moment kaum zu bestimmen. Am besten gut dokumentieren und abwarten, bis eine Lösung publiziert wird, die nachvollziehbar ist. Im Moment ist die Lösung, alles zusammenzuwerfen, weil man nichts genaues nicht weiß.
Als Arbeitsnamen würde ich für die leuchtend schwefelgelbgrünen Hygrocybe conica var. chloroides nehmen und für die typisch düsteren, radialfaserigen eben H. olivaceonigra, wenn die Sporenmaße passen.
Welche Sporenmaße haben denn deine Funde?
Liebe Grüße,
Christoph