Egerling, gilbt, riecht nach Anis, kein Anisegerling... Agaricus moellerianus

Begonnen von Christoph, 20. November 2017, 23:14

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Christoph

Hallo zusammen,

bald dürften die ersten Wiesenegerlinge wachsen. Aus diesem Grund hole ich diesen Thread nochmal hervor rund vervollständige ihn mit weiteren Fotos von der Kärtner Kollektion.

Ich möchte auf folgende, weitere Trennmerkmale im Vergleich zu Agaricus campestris s.str. hinweisen.
Agaricus moellerianus ist oberhalb des Rings fein flockig-schuppig, während Agaricus campestris oberhalb des Rings glatt ist. Dann bildet der Ring, nachdem er kollabiert ist, hei A. moellerianus ein flach anliegendes Band am oberen Stiel, während A. campestris hier eine Abrisskante zeigt, kein Band.


Hier sieht man schön das starke Gilben, die Flocken oberhalb des Rings und das anliegende Band, das der Ring bildet (das Band war nicht bei allen Fruchtkörpern zu sehen, aber bei einigen - Kollektionen helfen also)


Hier ist der Pilz noch jünger - das Velum univsersale ist noch gut ausgeprägt, der Ring ist noch nicht zu einem Band kollabiert. Aber auch hier sind die Flocken oberhalb des Rings gut zu erkennen.

Wendet man bei Agaricus campestris, Parras Monographie folgend, ein weites Artkonzept an, so ist auch bei A. campestris ein Gilben möglich. Daher muss man genauer hinsehen und - riechen, um Agaricus moellerianus zu erkennen.

Zusammenfassend:

Ausschlussmerkmale für Agaricus campestris und Bestimmungsmerkmale für A. moellerianus:


  • Flocken oberhalb des Rings
  • Anisgeruch
  • Ring im Alter als anliegendes Band

Von Agaricus pampeanus kann man A. moellerianus durch die deutlich kürzeren Sporen unterscheiden, zudem kommt auch bei A. pampeanus kein Anisgeruch vor. Ob A. pampeanus gilben kann, weiß ich nicht.

Achtet einfach mal darauf, ob ihr einen Gilbenden Egerling, der nach Anis riecht, auf einer Wiese findet - der keinen Zahnradkranz am Ring zeigt und der schon jung deutlich rosa Lamellen hat (also kein Anisegerling ist). Parra schreibt, dass A. moellerianus selten ist.

Oder wird er nur übersehen?

Liebe Grüße,
Christoph


Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Hallo zusammen,

ich habe in einem anderen Forum eine Agaricus-Anfrage beantwortet und kam da auf eine Art, die ich vor ein paar Jahren in Kärnten gefunden habe. Es ist zwar nicht mehr die passende Saison (es ist ein Sommerpilz), aber vorstellen kann ich ihn ja trotzdem, dachte ich mir.

Kurz gesagt:
Es gibt einen "Wiesenegerling", der wie der klassische Agaricus campestris einen hinfälligen Ring hat, jung satt rosa Lamellen aufweist und ein weißes, nicht verfärbendes Fleisch aufweist, der aber für einen Wiesenegerling einen viel zu schuppig-struppigen Hut hat und zudem auf Druck am Hut gilbt(!) und dann auch noch nach Anis riecht - jedenfalls, wenn er etwas liegt. Ganz frisch riecht er auch eher wie Wiesen- oder Zuchtegerlinge. Er heißt Agaricus moellerianus.

Hier ein Foto (aus Kärnten):



(gefunden am3.9.2013 anlässlich eines Seminars der ARGE Österr. Pilzberater)

Ist er typisch ausgeprägt, ist er makroskopisch leicht bestimmbar. Das Gilben ist aber mal mehr, mal weniger deutlich. Struppig am Hut wird/ist auch Agaricus pampeanus ss. auct. Europ. - wie immer bei Egerlingen, ist's nicht ganz so einfach.

Vielleicht erinnert sich aber der eine oder andere an so einen etwas schrägen Wiesenegerling. Habt ihr auf Agaricus moellerianus geachtet oder als untypischen Wiesenegerling angesprochen? Falls letzteres: nehmt ihn mal mit, prüft den Geruch und achtet auf das Gilben.

Der Fund aus Kärnten wurde mir als Anisegerling in die Hand gedrückt - was nachvollziehbar war, denn Gilben plus Anisgeruch, klare Sache. Anisegerlinge haben aber einen persitenten Ring, der zudem deutlich doppelt ist - das Velum universale bildet eien Zahnradkranz - das fehlt hier und der Ring verflüchtigt sich später.

Der nächste Sommer kommt bestimmt... in diesem Sinne liebe Grüße,
Christoph
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