Lieber Roland,
sorry für die lange Pause bis zur Antwort (war erst unterwegs, dann krank). Ich habe mit dem Bayerischen Rundfunk zusammen eine App getestet bzw. sie wurde von einem "Anfänger" getestet und ich habe die Bestimmungsversuche überprüft. Verwendet wurde die App "Meine Pilze", die bei einem Test der DGfM gut abgeschnitten hat:
https://www.dgfm-ev.de/speise-und-giftpilze/sammeln-und-bestimmen?reattachment=bb2c0ecea669245e5c7760db4e4b54d4Ich hatte den Anfänger auf Inocybe geophylla angesetzt, da ich neugierig war, wie die App auf einen weißhütigen Risspilz "reagiert". Natürlich hat der Anfänger keine Erfahrung in der Interpretation der Merkmale und war von der App überfordert. Vorher hatte er einen Waldchampignon, einen Holzritterling und einen Rauchblättrigen Schwefelkopf zu bestimmen versucht (und kam bei keinem auf ein passende Ergebnis), konnte aber dadurch schon recht gut und schnell die App an sich bedienen.
Jedenfalls hatte er bei dem Risspilz nichtsx eingegeben, was jetzt wirklich falsch wäre, wenn man den Pilz makroskopisch mit seinen Häkchen vergleicht.
Und was kam dann raus: Die App hat den Pilz als Behangenen Faserling bestimmt und gab zudem an, dass dieser Pilz gur für Pilzsuppen geeignet wäre. Gut, dass es nur ein Test war.
Ob der Beitrag ausgestrahlt wird, weiß ich nicht, da es sich um ein Drehprojekt im Rahmen der Ausbildung zum Regisseur, Kamerateamund Tontechnik handelte. Ich fand das Ergebnis aber interessant. Natürlich ist es nur ein Einzelfall, aber die App lag wirklich weit daneben. Anfänger, die technikgläubig sind, hätte es so erwischen können.
Zur Frage nach 123Pilze... Die Bilder sind vermutlich genauso gut oder schlecht bestimmt, wie generell Pilzbilder, die man per Suchmaschine zusammenstellt/sucht. Die Betreiber der Seite sind ja genauso darauf angewiesen, dass die Fotografen, die die Bilder dort zeigen lassen, diese richtig bestimmt haben.
Die 123-App habe ich wiederum noch nicht in der Hand gehabt oder getestet, aber ich bin (natürlich) auch da sehr skeptisch.
Generell sollten alle zukünftigen Speisepilzsammler, die neue Arten über irgendwelche Medien kennenlernen (und essen wollen), also über Bücher, Pilzforen, Internetseiten, Apps, Videos oder was auch immer, bedenken, dass sie eine solche Art nicht kennen können. Sie lernen sie ja erst kennen. Wenn ich eine mit vorher unbekannte Art z.B. per Buch bestimme, kann ich mich ja irren. Also esse ich sie nicht. Man braucht einfach die Rückmeldung eines Experten, der einem direkt und live anhand des Pilzes die Bestimmung bestätigt. Die mündliche Trahierung bleibt daher m.E. definitiv entscheidend - also der Gang zu einem Pilzberater oder der Besuch eines Pilzkurses bei einem Fachmann / einer Fachfrau. Das betrifft Apps genauso wie Forenbestimmungen (im kulirnarischen Sinn). Dann gäbe es auch weniger Vergiftungen...
LG
Christoph