Marasmiellus sect. Tricolores - Bestimmungsproblem

Begonnen von Christoph, 10. August 2017, 23:47

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Christoph

Servus Peter,

na toll - aber das Gefühl kenne ich, leider...

Servus Gernot,

danke für den Input! Es lohnt sich immer wieder, doch in den guten alten Moser reinzuschauen (mache ich viel zu selten, muss ich zugeben - hier hätte es sich gelohnt). Auch wenn nicht klar ist, woher er die Daten hat, zumindest ist es ein Hinweis. Da die Bestimmung so einfach ist (man schaut ja normalerweise nur nach den Cheilocystiden), werden die Sporen vielleicht nicht ausführlich genug ausgemessen?!
Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, was mein Fund anderes sein könnte. Die knorrig verzweigten Cheilocystiden könne vielleicht auch ein Hitze-dann-Regen-Artefakt sein. Ich werde ja sehen, wie konstant das Merkmal ist, wenn ich weitere Aufsammlungen anschaue.

Mit fertiler Schneide hast du allerdings - wie schon von dir geschrieben - die var. tricolor  ;)

Das mit Diensttag ist eine schöne Nachricht - ich freu mich, dich wieder zu treffen. Des werd griabig in Kärnten.  :D 8)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Servus, Christoph,

heute bin ich endlich zur mikroskopischen Untersuchung meiner Aufsammlung gekommen – die Frischpilze haben halt Vorrang und davon gab es in letzter Zeit reichlich. :D Normalerweise mikroskopiere ich solche Winzlinge ja auch viel lieber frisch...

Mein Material ist anscheinend M. tricolor var. tricolor zuzuordnen, da ich keine eindeutigen Cheilozystiden beobachten konnte. Somit kann ich leider keinen Vergleich zu deinen Beobachtungen liefern. Die Sporen waren bei mir bis ca. 12 µm lang und insgesamt ziemlich variabel in Form und Länge. Im Ludwig findet sich aber ein Hinweis auf Moser, der die Maße mit 11–15 x 5–6 µm angibt – also gut zu deinem Fund passend. Ansonsten gibt es hier noch Mikrofotos von M. tricolor var. graminis: https://www.asturnatura.com/fotografia/setas-hongos/marasmiellus-tricolor-var-graminis-murrill-singer-2/16476.html. Zeigen die vielleicht größere Übereinstimmungen mit deinen Aufzeichnungen?

Schöne Grüße
Gernot

PS: Werde euch am kommenden Dienstag beim Seminar in Kärnten besuchen.  :)

Peter P.

Hallo Christoph,
heute war ich extra an meinen beiden individuenreichsten Fundorten, beide existieren nicht mehr (Stadtverschönerung und Forstarbeiten). Ich bleibe aber am Ball, habe da noch einige Stellen im Auge.
LG Peter P.
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Christoph

Servus Gernot,

da bin ich gespannt, was deine Mikros angeht - vor allem die Form der Cheilocystiden. (und @Peter: ebenfalls: was hattest du für Mikromerkmale, Sporenmaße, Cystidenform?).

Im entsprechenden Habitat ist Marasmiellus tricolor sicherlich häufiger als angenommen. Gesehen habe ich die Art schon im mehreren Magerrasen, nur habe ich sie nie mitgenommen. Da ich nun die Fläche kartiere, "muss" ich auch "sowas" mitnehmen, was ja gerade der Reiz des Kartierens ist. Und als Ehrenamt auch noch ohne Stress im Nacken  ;D

LG und danke für die Rückmeldungen,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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Gernot

Hallo, zusammen,

ich bin heute auch über einige Fruchtkörper von M. tricolor "gestolpert" und hab sie, an diesen Beitrag denkend, mitgenommen. Werde demnächst über die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung berichten.

Peters Erfahrungen kann ich nur bestätigen – bei feuchter Witterung ist die Art an den entsprechenden Standorten m. E. nicht sonderlich selten, obwohl es bei uns erstaunlich wenige Fundmeldungen gibt. Aber sie wird halt sicher leicht übersehen bzw. vielleicht auch nicht immer gleich erkannt.

Schöne Grüße
Gernot

Peter P.

#2
Hallo Christoph,
schön, wieder an diese Gattung erinnert zu werden.
In der Sektion Tricolores gab's hier noch keine Probleme, da bisher ausschließlich die var. tricolor gefunden wurde und garnicht so selten (im Lkr. Sonneberg in 10 MTB/16 und in den letzten 5 Jahren eigentlich vernachlässigt). Interessanterweise erschien die Art immer Juli/ August und nach sehr feuchten Perioden, wie wir sie ja momentan haben.
Da wird es sich wieder 'mal lohnen, die bekannten Fundstellen aufzusuchen und evtl. auch einige der zu den gleichen Bedingungen erscheinenden Begleitarten zu finden.
http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1565.0;attach=15197;image
LG Peter.

Edit: Das mit dem Einfügen habe ich jetzt auch kapiert. Aber geht's nicht noch umständlicher ?
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Christoph

Servus beinand,

heute habe ich trotz Regenwetters (diesmal zusammen mit Helmut Grünert) in Rothschwaig erneut die Trockenrasen (die jetzt nass waren) unsicher gemacht. Unter anderem fand ich einen kleinen Marasmiellus, der nicht ganz aufgehen will.





Die HDS passt äußerst gut zu Marasmiellus tricolor - gerade die Keulen ohne Divertikel, dafür aber an der Basis extrem dichte "Noppen" - genau wie von Antonin & Noordeloos (2010): A monograph of marasmioid and collybioid fungi in Europe. gezeichnet und beschrieben.
Die Basidien sind vorwiegend 4-sporig, Cheilocystiden treten recht häufig auf.

Sporen: 10,5-12,8-14,25(-15,25) x 4,75-5,3-5,75 µm; Q = 2,1-2,40-2,7

Was passt also nicht auf Marasmiellus tricolor var. graminis?

1. Die Sporen sind zu lang - Antonin & Noordeloos geben (8,0-)9,5-12,5(-13,5) x 3,5-6,5 µm, Q = 1,8-3,0 an

Gut, sie schreiben, dass die Sporenmaße sehr variabel innerhalb M. tricolor s.l. sein können. Für Marasmiellus trabutii sind sie aber noch zu kurz.

2. Die Form der Cheilocystiden passt nicht - ich sehe verzweigte, teils recht dünne Cheilocystiden, die etwa sknorrig verzweigt sind und am Ende Divertikel aufweisen können - Antonin & Noordeloos zeichnen aber keulige Cheilocystiden mit einzelnen, kleinen Divertikelnm. Das passt nicht gut zusammen.

3. Die dunkle Hutmitte im Alter mit einem Hauch von schmutzig bläulich - auch an der Stielbasis teils mit einem winzigen Blauhauch (auf den Fotos schlecht zu erkennen). Die Hutmitte kann aber ein Trocken-/Hitzeartefakt der letzten Woche sein.

Standort:
Kalktrockenrasen, sehr mager.

Meine Frage:
Habt ihr schonmal Marasmiellus tricolor var. graminis unter dem Mikro gehabt und wie waren da die Sporenmaße und die Cheilocystiden?
Wegen der HDS denke ich durchaus, dass es diese doch variable Art sein kann, aber sicher bin ich mir da nicht wirklich. Jedenfalls komme ich mit Antonin & Noordeloos (2010) da auf keinen Grünen Zweig.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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