Arrhenia / Omphalina spec. - bitte um Bestimmungshilfe

Begonnen von Christoph, 31. Juli 2017, 02:05

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Christoph

Soderle,

noch Fotos von gestern...



Hier sieht man das Habitat ganz gut.



Und nochmal ein Einzelfruchtkörper mit wenigen Schüppchen.

Ich habe die Kollektion erstmal als Omphalina pyxidata s.l. / Omphalina cf. rivulicola abgespeichert.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Servus Hias,

ich hatte es in beide Foren gestellt, da im EU-Forum mehr Pilzkundler aktiv sind als hier. Hätte ich mir aber sparen können, denn die "wichtigen Leit" san hier aa dabei  ;) :D 8)

Ich habe heute Vormittag beim Gassigehen mit dem Hund nochmal genauer über den Fund nachgedacht und kam dann auch auf Omphalina s.str., denn die Lamellen sind halt sowas von nicht grau - passt nicht auf Arrhenia.

Dass auch bei Omphalina pyxidata s.l. solche Schüppchen auftreten können, ist interessant und gut zu wissen. Ich bringe heute Abend frische Exemplare zum Vereintreff mit - vielleicht können wir da noch ein bisserl diskutieren.

Ich sehe schon, auch der muss wohl sequenziert werden - Omphalina rivulicola sagt mir eigentlich nichts, aber da passen die Sporenmaße am besten. Gröger schreibt ja auch, dass man in der Gruppe ohne Sequenzen wohl etwas aufgeschmissen ist.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Hias

Ich hab dir im EU-Forum geantwortet. Halte ich für O. pyxidata s.l.

Grüße
Hias

Christoph

#1
Hallo zusammen,

ich hocke jetzt schon seit heute Nachmittag an einem Nabeling, bei dem ich völlig auf dem Schlauch stehe (ich habe aber auch nicht sooo viel Erfahrung in der Gruppe).

Hut bis 15 mm Durchm., bereits jung genabelt, ohne Papille, hygrophan, feucht dunkel bräunlich (,,leberbraun"), meist mit feinen Schüppchen, die bei älteren, blasseren oder trockenen Hüten dunkel bleiben und dann deutlich im Vergleich zur Hutoberfläche kontrastieren. Hut in Aufsicht feucht nur am Hutrand mit etwas durchscheinenden Lamellen, aber insgesamt mit einer radialstreifigen Strukturierung unter den anliegenden Schüppchen; äußerster Hutrand fast schwarz werdend (Hitze, Eintrocknen?).
Stiel bis 25 x 2 mm, also länger als der Hut breit, feucht rotbräunlich bis mit violettlichen Tönen im Rötlichbraun; unter der Lupe / im Bino längsstreifig; ansonsten mehr oder weniger glatt erscheinend (siehe aber Mikromerkmale: Stielhaare).
Lamellen heller als der Hut (insbesondere bei feuchten Exemplaren), hell ockerlich-falb, stark herablaufend, nicht aderig und nicht bis kaum gegabelt, sondern als normale Lamellen mit Zwischenlamellen ausgeprägt; durchgehende Lamellen mit teils großem Abstand (bis zu 4 mm am Hutrand), aber Zwischenräume durch zahlreiche Lamelletten aufgefüllt.
Fleisch sehr dünn (Hut ca. 1 mm dick), blass cremeweißlich.
Geruch deutlich, am frischen Pilz fast champignonartig pilzig; Geschmack deutlich säuerlich, fast wie Zitronenmelisse – nach dem Durchkauen auch Geruch säuerlich, eine Mischung aus Zitrone und Pelagonium.
Stiel direkt dem Boden entspringend, nicht auf einem Thallus fußend (Stielbasis auch ohne Grünalgen), also nicht lichenisiert.

(Mikromerkmale nach den Fotos)



Man sieht schön den schuppig-areolierten Hut, die recht blassen Lamellen und die rötlich-violttlichen Töne im Stiel.



Hier nochmal die Schüppchen von oben - und man sieht den schwarzen Rand sehr gut.



Und hier ein glatthütiger Fruchtkörper, der noch feucht ist (da er wohl etwas von Vegetation abgedeckt war - er gehört sehr sicher zum Myzel dazu, da sich glatte und schuppige, helle und noch feuchte, abwechselten / durcheinanderwuchsen.

Mikromerkmale:
HDS eine Cutis (Schüppchen aus Hyphenbüscheln), Hyphen 5-10,5 µm im Durchmesser, deutlich braun inkrustiert.
Lamellentrama subregulär bis irregulär; Hyphen 5-10 µm im Durchmesser, farblos hyalin.
Basidien mit Basalschnalle, (1-2-)4-sporig (Hymenium noch nicht wirklich reif – die ein- bis zweisporigen Basidien können auch noch zu jung sein und weitere Sterigmen auswachsen lassen), bis 35 x 9 µm (Sterigmen dick und lang werdend, bis 9 x 2 µm).
Sporen sehr variabel, von breit ellipsoid bis gestreckt, 7,5-8,5-9,5(-10) x (4,5-)5-5,4-6(-7,5) µm; Q = 1,3-1,57-1,8(-2,1).
Pleurocystiden fehlend (nicht beobachtet); Cheilocystiden fehlend (nur eine mögliche Cheilocystide beobachtet – vielleicht missgestaltete Basidiole).
SDS eine Cutis, aber Hyphen dünner als in der HDS (an der Oberfläche 2-3 µm dick).
Stielhaare vorhanden, aber immer nur sehr vereinzelt oder in kleinen Nestern – Haare durch seitliches Auswachsen aus den SDS-Hyphen entstehend; Haare bis 60 x 5 µm, meist aber deutlich kürzer und unter der 10x-Lupe nicht auffallend.
Schnallen überall leicht zu finden.

Ökologie:
In einer Kiesgrube auf mit Sand bedecktem Kalkschotter nahe eines kleinen Tümpels, der im Sommer oft trockenfällt – Boden sehr mager. Wuchsbereich fast vegetationslos (kleine Moose, Einzelpflanzen, aber keine geschlossene Vegetationsdecke)

Ich habe wegen der Schuppung des Hutes und der feucht recht dunklen Färbung und der Radialstruktur an eine Arrhenia gedacht und komme dann meist irgendwie bei Arrhenia rustica raus, die aber auch einen glatten Hut hat. Arrhenia onisca hätte die Schüppchen, die kenne ich aber nur aus Mooren und Feuchtwiesen (zudem aus sauren Habitaten) und nicht in sandigen Kiesgruben. Zudem ist die größer und kräftiger.
Bei Omphalina komme ich immer wieder bei Omphalina rivulicola raus, aber der Hut soll da glatt sein (wie bei allen Omphalinen i.e.S.?).

Kurz gesagt: ich stehe auf dem Schlauch. Kann da jemand helfen?

In der Nähe – etwas weiter oberhalb – habe ich Hygrocybe acutoconica s.str. gefunden – was Magerkeit und Kalk anzeigt.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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