Cantharellus ferruginascens - Funde aus Bayern?

Begonnen von Christoph, 20. Juli 2017, 23:41

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Christoph

Servus Gernot und Peter,

die Arbeit kannte ich noch nicht (danke Gernot!); ich habe bislang mit den (teils sehr wenigen) Angaben von Essartier & Buyck gearbeitet.

Die Verwendung das alten Namens Cantharellus pallens, der ja oft für Albinoformen verwendet wurde, ist natürlich möglich - seltsam ist nur, dass das Tyousmaterial von Cantharellus subpruinosus nicht angesehen wurde. Da Buyck aber Mitautor der Studie ist, wird das schon passen  ;) (man muss jetzt unbedingt mit richtigen "sensu"-Angaben arbeiten.

Jetzt bin ich aber auch verwirrt, was Cantharellus ferruginascens betrifft. Wenn der so gelb sein kann, dann muss ich nochmals explizit darauf achten. Ich vermute schon, dass die Vorarlberger Kollektion von der gleichen Fundstelle sein müsste, oder Bella & Werner haben mehrere Fundstellen. Dann wäre die Kollektion von letztem Jahr schon sehr blass.
Der Grünton wird nur im Hut erwähnt, nicht im Hymenophor (in der aktuellen Studie) - die insgesamt kühlen Töne scheinen aber wichtig zu sein.

Kurz gesagt: ich mache einen Restart bei den Pfiffis - den bereiften (jetzt C. pallens) kenne ich sehr gut - ist hier häufig, auch auf Kalk. Und auf die anderen muss man explizit achten. Gut, dass der Artikel allgemein zugreifbar ist (ich mache einen Cantharellus-Fred auf mit dem Schlüssel auf deutsch - und nur minimal angepasst - das Original kann ja ohnehin jeder lesen).

@Peter:
für den "echten" C. cibarius wären mir die Leisten auf Gernots Bild zu blass und kühl. Ich muss aber wie gesagt auch erstmal reset machen. Das Problem ist bzw. war ja immer, wie man den "echten" C. cibarius erkennen kann. Ich vermute, dass viele fleckende Kollektionen schlicht als C. cibarius getauft wurden. Die ITS allein würde mir nicht reichen, hier wurden aber vier Loci verwendet und zudem auch makro- und mikroskopische Merkmale mit einbezogen.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Peter P.

#3
Hallo in die Runde,
wenn ich als relativ unbedarfter Cantharellales- Kenner eure Fotos betrachte und mit der von Gernot verlinkten Arbeit vergleiche, hätte ich so meine Zweifel. Christoph's (gebrachte) Pilze wären m. M. mit den von mir im Foto angefügten Pfifferlingen identisch. Meine wachsen seit vielen Jahren standorttreu immer unter "normalen" Pfifferlingen, dem C. amethysteus und friesii, aber nur in Jahren mit sehr starkem Pfifferlingsaufgebot. Den Vortrag von Jürgen habe ich ja auch gesehen und ihm im Nachhinein einiges an Fotos geschickt, auch die hier eingestellten, leider hat er sich nicht weiter dazu geäußert. Ich kann mich aber nicht so recht an die von ihm gezeigten Fotos von einem angeblichen Cib. ferrug. erinnern. Die Ökologie der von Christoph gezeigten Pilze und meiner wage ich ebenfalls als ziemlich identisch anzunehmen, simpler Fichtenwald, sauer. Wenn ich in dem Artikel die Funde von Cib. ferrug. so vergleiche habe ich auch Bedenken, die englischen, französischen und spanischen Funde und die aus der Niederen Tatra in einen Topf zu werfen. Und Gernot, wenn mein Monitor funktioniert, deine wären für mich ganz normale Pfifferlinge.
Jetzt warte ich auf das Zerpflücken meiner Meinung, wenn ihr das mit ITS und dem anderen für mich unverständlichen Zeugs tut, liege ich natürlich völlig falsch, denn das geht nicht mehr in meine ältere Birne und erinnert mich daran, daß ich vor Jahrzehnten auch 'mal ordentlich Briefmarken gesammelt habe und sogar dafür eine Lupe (!) in Gebrauch hatte und dadurch nie Zweifel aufkamen.
LG Peter.

Edit: Meine Pfifferlingen sind aus Südthüringen, auch die Fundorte Niedere Tatra und Vorarlberg würde ich nicht unbedingt als ozeanisch geprägt bezeichnen.

Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Gernot

#2
Servus, Christoph,

der kommt mir doch irgendwie bekannt vor.  :D



Das Foto zeigt ebenfalls eine Aufsammlung aus Vorarlberg – ich nehme mal an, dass die Fruchtkörper vom selben Myzel stammen, wobei ich mir nun nicht mehr sicher bin, ob Isabella und Werner mehr als nur den einen Standort kennen. Der Farbunterschied ist jedenfalls bemerkenswert. Womöglich bedingt durch die Trockenheit der Fruchtkörper?

Hier gibt es eine schöne aktuelle Arbeit über die Gattung von Olariaga et al.: https://www.researchgate.net/publication/310464972_Cantharellus_Cantharellales_Basidiomycota_revisited_in_Europe_through_a_multigene_phylogeny. Darin ist auch die farbliche Variabilität von C. ferruginascens eindrucksvoll dargestellt (Fig. 6c, d). Cantharellus subpruinosus ist demnach übrigens ein Synonym von C. pallens.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

#1
Servus beinand,

nachdem jetzt (endlich) ein paar Tage Regen bei mir angesagt wurden (und es heute sogar wirklich regnete), möchte ich rechtzeitig zur Pfifferlingssaison auf den Rostfleckenden Pfifferling, Cantharellus ferruginascens, hinweisen.

Er sieht dadurch, dass er stark rostorange auf Druck fleckt und jung einen sehr hellen, weißen Hut zeigt, dem bei uns verbreiteten Cantharellus subpruinosus ähnlich. Die Leisten zeigen aber ein sehr eigentümliches Merkmal - sie sind nicht einfach nur zu blass für Cantharellus subpruinosus, sondern haben zudem einen kühlen, seltsamen Farbton, dem ein ganz klein wenig Grün eingemischt ist.

Ich habe versucht, das auf dem Foto irgendwie hinzubekommen - das Kühle kann man aber ganz gut erkennen:






Hingewiesen wurde ich durch Fotos und Erklärungen von Jürgen Schnieber bei der letzten BMG-Tagung (er referierte über Leistlinge). Und siehe da, ich hatte das Glück, genau diesen Pfifferling etwas später dann in Vorarlberg in die Hand gedrückt zu bekommen.

Ich habe ihn nicht selber gefunden - ich habe ihn dankenswerterweise von Bella und Werner Oswald im Rahmen der Jahrestagung der ARGE Österr. Pilzberater bekommen (Anfang September 2016). Die Fotos sind ein bisserl improvisiert, da ich sie am Hotel in der Wiese drapiert habe.

Vorarlberg grenzt ja an Bayern. Ich vermute, dass es sich um eine ozeaniscc geprägte Art handeln dürfte. Insofern wären die großen Seen (Starnberger und Ammersee) prädestiniert - ich habe ihn dort aber selbst noch nicht gesehen. Oder der äußerste Westen Bayerns... Oder Würzburg? Rudi???

Jedenfalls möchte ich auf diese makroskopisch gut ansprechbare Art hinweisen und auffordern, explizit darauf zu achten. Über Rückmeldung wäre ich dankbar  ;)

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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